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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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kaum drei Jahren bereits das Alphabet beigebracht, und
danach war Gracie plötzlich in der Lage gewesen, den Mechanismus des Lesens zu
verstehen. Es war fast so, als ob das Kind dazu geboren wäre, Bücher zu lesen.
    Lincoln
verspürte einen Stich, weil er an Beth dachte und gleichzeitig so gern mit
Juliana allein in der Küche sein wollte. Er hatte nicht etwa vor, sie zu
berühren oder »um ihre Hand anzuhalten«, wie Tom es ihm vorhin am Bach
vorgeschlagen hatte. Ihm wurde einfach ganz warm in ihrer Nähe, das war alles.
An Stellen, die die Hitze des Ofens nicht erwärmen konnte.
    Als Gracie
und Theresa verschwunden waren, stand er allerdings nur da, stumm und hilflos.
    »Waschen
Sie sich die Hände«, sagte Juliana mit abgewandtem Blick. »Sie müssen hungrig
sein.«
    Wortlos
ging er zum Waschbecken, pumpte etwas Wasser hinein und seifte sich die Hände
ein. Es war ein hartes Stück Seife, hart genug, um einem die Haut aufzureißen,
wie seine Mutter sich immer beschwerte.
    Juliana
füllte für ihn eine Schüssel mit Eintopf. Das war nichts Besonderes, doch
Lincoln musste wieder an sein Gespräch mit Tom denken.
    Er zog sich
einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. »Haben Sie schon gegessen?«,
fragte er, weil er wollte, dass Juliana sich zu ihm setzte.
    Sie nickte.
»Kaffee?«
    »Sie müssen
mich nicht bedienen, Juliana«, antwortete er.
    »Unsinn.«
Sie kam mit einem dampfenden Becher zum Tisch. »Sie geben uns ein Dach über dem
Kopf und Essen, ich möchte nur meine Dankbarkeit zeigen.« Etwas in ihren Augen
blitzte auf. »Allerdings werde ich Ihnen nicht die Stiefel putzen, Mr Creed.«
    »Ich
schätze, Sie suchen nicht zufällig eine Stelle als Haushälterin?« Kaum nachdem
er das ausgesprochen hatte, hätte er sich am liebsten die Zunge abgebissen.
Juliana Mitchell machte vielleicht gerade eine schwere Phase durch, doch sie
war keine Bedienstete, auch wenn sie ihm Kaffee eingeschenkt und den Eintopf
vom Vorabend aufgewärmt hatte.
    Zumindest
setzte sie sich zu ihm, das war schon einmal ermutigend.
    »Ist das
ein Angebot?«, fragte sie beinahe schüchtern.
    »Würden Sie
es denn annehmen?«
    »Mein
Bruder würde wahrscheinlich hier aufkreuzen und mich an den Haaren zurück nach
Denver schleifen«, sagte sie beinahe etwas reumütig.
    »Ihr
Bruder?« Ja, du Idiot, höhnte eine ungeduldige Stimme in seinem Kopf. Du
wirst ja wohl wissen, was ein Bruder ist. Du hast schließlich selbst zwei
davon, drei, wenn man den armen Dawson dazurechnet, der auf dem Friedhof direkt
neben Pa liegt.
    Eine
bezaubernde Röte legte sich auf Julianas Wangenknochen. Lincoln versuchte sich
vorzustellen, wie diese Frau Böden schrubbte, Teppiche ausklopfte, Hemden
bügelte und Nachttöpfe ausleerte. Es war ihm einfach nicht möglich. Auch wenn
ihr Kleid sicher schon bessere Tage gesehen hatte, lag etwas Aristokratisches,
etwas fein Geschliffenes in ihrer Haltung – selbst wenn sie nur auf einem Stuhl
saß.
    »Clay
findet es schon schrecklich genug, dass ich Lehrerin geworden bin«, erklärte
sie, nachdem sie eine Zeit lang unbehaglich geschwiegen und mehrfach
geschluckt hatte. »Bisher lässt er mich in Ruhe, aber er würde einen
Tobsuchtsanfall be kommen, wenn ich einen Haushalt führen würde, ohne verheiratet
zu sein ...«
    Sie brach
ab und errötete noch mehr. Jetzt war sie es, die sich am liebsten die Zunge
abgebissen hätte, vermutete Lincoln.
    »Und wenn
Sie eine Stelle als Gouvernante hätten?«, fragte er vorsichtig und legte den
Löffel zurück in die Schüssel, obwohl er halb verhungert war.
    Sie zuckte
unglücklich mit den Schultern. »ich schätze, das würde er immer noch besser
finden, als in einer indianischen Schule zu unterrichten.«
    Lincoln
hätte gern ihre Hand genommen und sanft gedrückt, um sie zu trösten, unterließ
es aber. »Tun Sie denn alles, was Ihr Bruder sagt?«, fragte er überrascht.
    »Nein«,
erwiderte sie und sah ihn endlich an. Er hatte sie mit dieser Frage nicht
kritisieren wollen, und zu seiner großen Erleichterung schien sie das zu
wissen. »Sonst wäre ich jetzt eine reiche Witwe in Denver.«
    Abwartend
sah er sie an.
    »Clay
wollte, dass ich seinen Geschäftspartner heirate. Und ich hatte mich schon
damit abgefunden, obwohl ich zu der Zeit noch die Normal School besuchte.
Aber dann starb meine Grandma, ich machte meinen Abschluss und wollte das, was
ich gelernt hatte, auch anwenden.«
    Da gab es
noch mehr, das spürte Lincoln, aber er wollte sie nicht drängen. Die Situation
erschien

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