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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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aus.
Denn Wes tauchte zu den unmöglichsten Zeiten mit den unmöglichsten Geschenken
auf.
    Obwohl Juliana sich nichts anmerken ließ,
war sie ein einziges Nervenbündel, und nicht nur, weil Lincoln Creed ihr kurz
zuvor am Küchentisch beinahe einen Heiratsantrag gemacht hatte. Viel mehr
erschütterte sie, dass sie vielleicht sogar Ja sagen würde, falls er es
wirklich tun sollte.
    John Holden
wäre ein absolut passender Mann für sie gewesen, trotz seiner abscheulichen Töchter.
Doch ihn hatte sie abgewiesen. Auch andere Männer hatten ihr in den vergangenen
Jahren den Hof gemacht, aber auch diese hatte sie immer enttäuscht. Denn wenn
sie jemals heiratete, dann nur aus wilder leidenschaftlicher Liebe. Sie wollte
von den Füßen gerissen, von der Lust überwältigt werden!
    Und Lincoln
hatte etwas in ihr geweckt, ein grundlegendes Bedürfnis, das konnte sie nicht
abstreiten. Aber wilde leidenschaftliche Liebe? Nein.
    Auf der
anderen Seite wusste sie, dass er ein netter großzügiger Mann war. Dass er
hart arbeitete, ein liebevoller Vater war und Menschen nicht nach ihrer
Hautfarbe beurteilte. Und dass er morgens, wenn er sich rasierte, seine
Hosenträger baumeln ließ.
    Bei der
Erinnerung an die Hosenträger musste sie lächeln, gerade in dem Moment, in dem
Tom ihr Weston Creed vorstellte und Gracie vor Begeisterung quietschend in die
Küche raste, um sich in die Arme ihres lachenden Onkels zu werfen.
    Er wirbelte
sie herum. »Ich habe dir einen Christbaum mitgebracht. Dein Dad schafft ihn
gerade in den Schuppen, damit er trocknen kann. Und was bekommst du dieses Jahr
von Santa Claus?«
    Gracie
antwortete nicht sofort, stattdessen fing ihre Unterlippe an zu beben. »Ich
hoffe, er kommt nicht«, gestand sie nach einer Weile aufgewühlt.
    Weston
wirkte ehrlich überrascht, wobei Juliana vermutete, dass alles, was er je sagte
und tat, ein wenig übertrieben war. »Warum solltest du dir so etwas wünschen?«
    »Weil er
nicht weiß, dass die anderen hier sind«, erwiderte sie den Tränen nahe. »Und
ich möchte keine Geschenke, wenn Billy-Moses und Daisy und Joseph und Theresa
nichts bekommen.«
    Juliana
ging das Herz auf. Falls Lincoln ihr tatsächlich einen Heiratsantrag machen
sollte, würde sie ihn vielleicht wirklich annehmen. Sie liebte ihn nicht – aber
in seine Tochter war sie schon jetzt ganz vernarrt.

Kapitel 4
    Als Lincoln
ins Haus kam, stand Wes mitten in der Küche und hielt eine völlig aufgelöste
Gracie in den Armen.
    »Nun«,
erklärte Wes seiner Nichte feierlich, »dann müssen wir Santa Claus eben
möglichst schnell Bescheid geben.«
    »Weihnachten
ist doch schon in vier Tagen«, murmelte Gracie. »Und der Zug fährt erst wieder nächste Woche durch Stillwater Springs. Wie sollen wir ihm da noch rechtzeitig
schreiben?«
    Lincoln und
Juliana wechselten einen Blick. Lincoln sah neugierig aus, Juliana wehmütig.
    »Daddy!
Können wir Santa Claus ein Telegramm schicken?«
    »Wie bitte?«,
fragte Lincoln verblüfft.
    »Er wird
den anderen keine Geschenke bringen, weil er gar nicht weiß, dass sie hier
sind!«, erklärte sie ihm verzweifelt.
    Etwas regte
sich tief in seinem Herzen, und nicht nur, weil er so nah bei Juliana stand,
dass ihre Schultern sich fast berührten. Wann war er überhaupt zu ihr
hinübergegangen?
    Er dachte
an die Geschenke im Schrank seiner Mutter und die Wasserfarben, die er gestern
spontan im Gemischtwarenladen gekauft hatte. »Oh, das habe ich bereits getan«,
log er.
    Aber Gracie
war nicht nur großzügig, sondern auch unglaublich klug. Sie runzelte die
Stirn, als Wes sie sanft auf dem Boden absetzte. »Wann?«, fragte sie skeptisch.
    »Gestern in
der Stadt«, erwiderte ihr Vater. »Sobald feststand, dass wir Besuch haben
werden, bin ich direkt ins Telegrafenamt gegangen und habe dem alten Herrn eine
Depesche geschickt.«
    Während
Gracie über diese Behauptung nachdachte, wurden ihre Augen immer größer. Zum
Glück entschied sie sich, ihrem Vater zu glauben, und begann zu strahlen. »Dann
ist ja alles gut«, sagte sie.
    »Natürlich
wird wahrscheinlich jeder etwas weniger bekommen als sonst«, fügte Lincoln
hinzu. »Es sind schwere Zeiten, das weißt du.«
    Doch seine
Tochter blieb gelassen. »Ich will nur das Wörter buch«, verkündete sie. »Damit
ich alle Wörter lernen kann, die es gibt.«
    Am liebsten
hätte Lincoln sie hochgehoben, so wie Wes es zuvor getan hatte, aber das wäre
vielleicht ein wenig zu viel des Guten gewesen, also sagte er nur leise: »Ich
bin stolz auf

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