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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Jungen. »Ich würde gern wissen, wie es dazu kam, dass dieses arme
Mädchen in so eine Klemme geraten ist.«
    Wäre diese
Bitte von Juliana gekommen, hätte Joseph geschmollt. Doch jetzt strahlte er
und rief: »Klar!«
    »Wann?«,
fragte Tom, während er schon auf die Hintertür zusteuerte, die Pfeife noch
immer zwischen den Zähnen.
    »Vielleicht
nach dem Abendessen«, schlug Joseph vor.
    Abendessen. Wieder wurde Juliana
nervös.
    Tom lachte
in sich hinein. Dieser Mann konnte höchstwahrscheinlich keine Romane lesen –
aber Gedanken, die konnte er lesen.
    »Ich brate
ein paar Eier, wenn wir im Stall fertig sind«, sagte er zu Juliana. »Und Mrs
Creed hat im Herbst etwas Bärenfleisch eingemacht – das schmeckt gemischt mit
Bratkartoffeln verdammt gut.«
    Bärenfleisch? Das erschien
Juliana ungefähr so ansprechend wie die nackten Truthähne draußen am Baum, doch
es gelang ihr, das Gesicht nicht zu verziehen.
    »Sie haben
genug zu tun«, sagte sie so selbstsicher wie möglich. »Ich kann die Eier auch
braten.«
    »Nein,
können Sie nicht«, krähte Joseph freundlich. »Wissen Sie noch, als ...«
    »Joseph!«
    Der Junge
zuckte mit den Schultern. Ein kalter Wind fegte herein, als er und Tom nach
draußen gingen.
    Kaum waren
sie verschwunden, da sauste Juliana ins Wohnzimmer und rief Theresa zu sich.
    Gehorsam
ließ Theresa das Damespiel und Gracie stehen.
    »Schnell«,
wisperte Juliana merkwürdig angespannt. »Zeig mir bitte, wie man Eier brät!«
    Als Lincoln mit einem Arm voll
Feuerholz hereinkam, standen Juliana und Theresa nebeneinander am Herd. Es
duftete nach allem Möglichen – Eiern, in Zwiebeln gedünsteten Kartoffeln und
nach irgendeiner Art von Fleisch. Gracie war damit beschäftigt, den Tisch zu
decken.
    Sein Magen
knurrte. Es war schon einige Stunden her, dass er den Eintopf gegessen hatte.
    »Wo warst
du, Papa?«, fragte Gracie. Es fehlte nicht viel, und sie hätte die Frage
gesungen und im Takt dazu getanzt. »Bist du mit Onkel Wes den ganzen Weg in die
Stadt geritten, damit er sich nicht im Schnee verirrt?«
    Lincoln
schüttelte lächelnd den Kopf. »Wes' Pferd kennt den Weg«, antwortete er.
Tatsächlich war er in der Hütte der Gainers gewesen, um den spindeldürren
Weihnachtsbaum zu bewundern, den Ben für seine hochschwangere Frau aufgestellt
hatte, und um eine Tasse dünnen Kaffee zu trinken. Und um nicht zurück nach
Hause zu müssen, wo Juliana war.
    Seine
Tochter nickte weise. »Das ist ein gutes Pferd«, erklärte sie.
    Lincoln
trug das Holz durch den Flur zu Julianas Tür. Heute Nacht wollte er nicht wach
liegen, weil er sich Sorgen machte, dass ihr und den beiden Kindern kalt sein
könnte.
    Wahrscheinlich
würde er trotzdem wach liegen, aber aus einem anderen Grund.
    Er hatte
sich zu einem verdammten Narren gemacht mit seinem ganzen Gerede über
Gouvernanten und Haushälterinnen und – er schluckte schwer bei der Erinnerung
– Ehefrauen.
    Im Zimmer
angekommen, legte Lincoln das Holz ab und beugte sich vor, um die Ofentür zu
öffnen. Dann fegte er mit einem kleinen Besen die Asche in einen Eimer,
zerknüllte Zeitungspapier und schichtete Anmachholz auf. In etwa einer Stunde
wäre es in dem Zimmer angenehm warm.
    »Lincoln?«
    Erschrocken
drehte er den Kopf. Juliana stand in der Tür und sah aus wie ein rothaariger
Engel, der seine Flügel unter einem einfachen Kleid verbarg. Sein Herz begann
wie wild zu klopfen.
    »Abendessen
ist fertig«, sagte sie.
    Wieder die
Worte einer Ehefrau. Er mochte den Klang. Lächelnd schloss er die Ofentür und
richtete sich zu seiner vollen Größe auf. »Danke«, sagte er.
    Sie
verharrte auf der Türschwelle, kam weder herein noch ging sie hinaus.
    Lincoln
gefiel die Vorstellung, wie entrüstet seine Mutter bei diesem Anblick wäre. So
prüde, wie sie war, hätte sie einen hysterischen Anfall bekommen, weil die
beiden sich in unmittelbarer Nähe eines Betts befanden – und zu allem Überfluss
war es auch noch ihr eigenes Bett.
    »Noch
etwas?«, fragte er.
    Juliana schluckte,
blickte weg und zwang sich dann sichtlich, ihn wieder anzusehen. »Wegen der
Geschenke – die Kinder würden das verstehen. Sie sind sowieso nicht daran
gewöhnt, dass Weihnachten ein großes Theater veranstaltet wird, und ...«
    Da öffnete
Lincoln lächelnd den Schrank seiner Mutter und winkte Juliana zu sich.
    Zögernd
folgte sie ihm.
    Er deutete
auf das oberste Regal. Spiele. Puppen. Bücher. Zwei Gummibälle. Eine hübsche
Haarbürste mit passendem Kamm. Genug Süßigkeiten,

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