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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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das
würde wohl erst geschehen, wenn die Hölle gefror.
    »Findest du
es falsch, dass ich Gracie an Santa Claus glauben lasse?«, wechselte Lincoln
das Thema.
    Wes ließ
den Steigbügel herunter und zerrte einmal kurz an dem Sattel, um sich zu
versichern, dass er fest saß. Dann schwang er sich hinauf. »Sie ist noch ein
Kind«, sagte er. In der Dunkelheit konnte Lincoln sein Gesicht nicht sehen. »Kinder
müssen an etwas glauben, solange sie können. Ich lasse den Esel für ein oder
zwei Tage hier, falls es dir nichts ausmacht.«
    Lincoln
nickte, trat einen Schritt vor und versuchte, einen besseren Blick auf das
Gesicht seines Bruders zu erhaschen, doch umsonst. Er hielt das Pferd an den
Zügeln fest. »Glaubst du an irgendetwas, Wes?«, fragte er dann, selbst erstaunt
darüber, wie wichtig ihm die Antwort war.
    Sein Bruder
seufzte. »Ich glaube an Kate. Ich glaube an Poker und Whiskey und den heiligen
Wert einer guten Zigarre. Ich glaube an Gracie, und – verdammt, ich sollte
langsam wieder nüchtern werden – ich glaube, dass du ein gutes Urteilsvermögen
hast, kleiner Bruder. Nutze es. Lass diese Lehrerin nicht wieder gehen.«
    »Ich kenne
sie erst seit gestern.«
    »Vielleicht
ist das ja lang genug«, antwortete Wes.
    Als Lincoln
die Zügel losließ, salutierte Wes einmal übermütig, bevor er zur Stalltür ritt
und unter der Tür den Kopf einzog.
    »Reib dein
Pferd ab, wenn du wieder in der Stadt bist«, rief Lincoln seinem Bruder
hinterher. »Binde es nicht einfach an dem Pfosten vor dem Saloon an.«
    Keine
Antwort. Vielleicht hatte Wes ihn nicht gehört. Höchstwahrscheinlich aber doch.
Vermutlich hielt er es einfach nicht für nötig, seinem Bruder zu antworten.
    Die Truthähne hatte Tom mit Bindfäden
umwickelt und hoch oben in einen Baum gehängt, damit sie kalt blieben, aber
nicht von Wölfen oder Kojoten gefressen wurden. Von ihrem Platz an der Spüle
aus sah Juliana durch das Fenster, wie die blassen Körper im Wind schaukelten.
    Sie war
sicher, nie mehr im Leben Hunger zu haben.
    Hinter ihr,
am Tisch, paffte Tom eine Maiskolbenpfeife. Der Tabak duftete nach Kirschen.
Joseph las mühselig und mit eintöniger Stimme drei Seiten eines
Charles-Dickens-Roman vor. Die anderen Kinder hatten es sich im Wohnzimmer in
der Nähe des Kamins bequem gemacht. Als Juliana das letzte Mal nach ihnen
gesehen hatte, hatten Theresa und Gracie Dame gespielt, während Daisy eine von
Gracies Puppen untersuchte und Billy-Moses Holzklötze aufeinanderstapelte, um
sie umzuwerfen und erneut zu stapeln.
    Der
Nachmittag zog sich dahin, und Juliana fragte sich, wann Lincoln wohl
zurückkommen würde und wann sie die Möglichkeit hätten, unter vier Augen zu
sprechen, und ob sie anfangen sollte, das Abendessen zu kochen oder nicht.
    Es war ja
nicht so, dass sie nicht kochen wollte. Als junges Mädchen war es ihr
nicht erlaubt gewesen, sich in der Nähe der Küche aufzuhalten. Der Koch wollte
nicht, dass ihm Kinder in die Quere kamen. Und in jeder Schule, in der sie
bisher unterrichtet hatte, hatte es einen gemeinsamen Speisesaal gegeben.
    Sie dachte
wieder an den verbrannten Weihnachtstruthahn, an den Joseph sie erinnert hatte.
Etwas davon hatten sie retten können, indem sie um die verkohlten Stücke
herumgegessen hatten. Danach hatten Theresa und Mary Rose sich um das Essen
gekümmert. Wahrscheinlich hatten sie es satt, Haferbrei und gekochte Bohnen zu
essen, das einzige Gericht, das Juliana nach dem Studium eines alten Kochbuchs
zustande brachte.
    Ein
schnappendes Geräusch ließ sie zusammenfahren. Hastig drehte sie sich um.
    Joseph
hatte den Charles-Dickens-Roman zugeklappt. »Fertig«, verkündete er. »Kann ich
... darf ich nun rausgehen und Tom bei der Arbeit helfen?«
    Juliana
blinzelte. Joseph hätte genauso gut vom Etikett eines Medizinfläschchens
vorlesen können. Sie hatte keine Ahnung, über welche Wörter er gestolpert war
oder ob er den Faden verloren und von vorn hatte beginnen müssen, so wie es
bei ihm oft der Fall war.
    Also
beschloss sie, so zu tun, als ob.
    »Erzähl
mir, was in der Geschichte geschehen ist«, sagte sie. »Nancy wurde von diesem
Kerl Bill Sykes zu Tode geprügelt.«
    Also hatte
er aus Oliver Twist vorgelesen.
    »Er war
böse«, erklärte Tom ernsthaft. »Dieser Sykes, meine ich.«
    »Das war er
in der Tat«, stimmte Juliana zu. »Dann kannst du jetzt bei der Arbeit helfen,
Joseph.«
    Tom erhob
sich seufzend. »Meinst du, du könntest beim nächsten Mal am Anfang anfangen?«,
fragte er den

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