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In Einer Zaertlichen Winternacht

In Einer Zaertlichen Winternacht

Titel: In Einer Zaertlichen Winternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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sagen.
    Langsam kam
Lincoln auf sie zu. Als sie sein Gesicht richtig sah, stellte sie fest, dass es
ausdruckslos war. Kein Ärger, aber auch kein Lächeln.
    »Hier
draußen treiben sich manchmal Wölfe herum, Juliana«, sagte er. »Und im Sommer
fallen die Bären über die Obstbäume her. Es ist viel zu gefährlich, hier allein
herumzuspazieren.«
    Juliana
hatte Mühe, zu sprechen, weil ihr Hals noch immer wie zugeschnürt war. »Du
musst deine Frau sehr geliebt haben«, sagte sie und berührte vorsichtig einen
Engelsflügel.
    »Beth'
Vater hat ihn geschickt«, erwiderte er. »Für seine Tochter musste es immer das
Beste sein. Wobei er es allerdings nicht für nötig gehalten hat, in die Wildnis
Montanas zu reisen, um ihr die letzte Ehre zu erweisen oder seine Enkelin
kennenzulernen.«
    Darauf
wusste Juliana nichts zu entgegnen. Und wahrscheinlich wäre ihr auch nichts
Vernünftiges eingefallen.
    »Ich habe
Beth geliebt«, fuhr er fort. »Das Merkwürdige aber ist, dass ich, wenn ich sie
heute zum ersten Mal treffen würde, vielleicht nicht mehr tun würde, als meinen
Hut zu ziehen.«
    Ohne
nachzudenken, streckte sie eine Hand nach ihm aus und war erleichtert, als er
nicht zurückwich.
    »Wie meinst
du das?«, fragte sie sanft.
    »Ich meine
damit, dass ich damals ein anderer Mann war«, antwortete er.
    Obwohl sie
noch immer verwirrt war, hakte sie nicht weiter nach. Es war besser, ihm
einfach zuzuhören.
    »Damals
waren mir andere Dinge wichtig als heute.«
    Sie wartete
ab, die Hand noch immer auf seinem Arm.
    Lange blieb
Lincoln stumm. Als er das Schweigen brach, klang seine Stimme heiser. Er
erzählte ihr, wie er nach Boston gegangen war, um Jura zu studieren, und welch
furchtbares Heimweh er gehabt hatte. Und wie er Beth in der Kanzlei seines
Vaters kennengelernt hatte.
    Dann
erzählte er ihr von Gracies Geburt und den beiden Kindern, die sie verloren
hatten – einem Jungen und einem Mädchen. Sie hatten ihnen keine Namen gegeben.
Jetzt wünschte er, sie hätten es getan, weil sie dann eine Identität gehabt
hätten, egal wie kurz.
    Juliana sah
nicht weg, obwohl sie spürte, wie eine Träne über ihre Wange lief.
    Viel später
nahm er ihre Hand und führte sie nach Hause.
    Tom hatte
Abendessen gekocht – Bärenfleischhaschee. Überrascht stellte Juliana fest,
dass sie großen Hunger hatte. Wahrscheinlich lag es an der frischen Luft.
    Nach dem
Essen spülte sie das Geschirr allein ab, während Theresa die jüngeren Kinder
ins Bett brachte. Tom und Lincoln setzten sich mit Joseph an den Tisch, um die
Reise nach North Dakota zu planen.
    Juliana
lauschte dem Gespräch und wusste schon jetzt, dass sie Joseph und Theresa sehr,
sehr lange vermissen würde. Doch sie gehörten zu ihrer Familie – sie hätten
ihren Eltern niemals weggenommen werden dürfen.
    Als sie
fertig war, hängte sie das Geschirrtuch zum Trocknen auf und verließ die Küche.
    Gracie war
zu Daisy und Billy-Moses ins Bett geschlüpft. Theresa saß im Schneidersitz auf
dem Fußende der Matratze und las ihnen – ausgerechnet – aus dem Sears
Roebuck-Katalog vor.
    Einen
Moment verharrte Juliana unbemerkt in der offenen Tür, während die Kinder
verzückt den Beschreibungen von Tellern, Teetassen und Besteck lauschten. Die
Worte, das erkannte Juliana, spielten dabei gar keine Rolle. Es war die Stimme
eines anderen menschlichen Wesens, die sie so fesselte.
    Leise zog
sie sich zurück. In Lincolns Zimmer füllte sie frisches Wasser aus dem Krug in
die Porzellanschüssel und putzte sich die Zähne mit Backpulver. Dann wusch sie
sich das Gesicht, öffnete ihren Zopf, bürstete ihr Haar und flocht es wieder.
    Ihr
Nachthemd fühlte sich kalt an, sie hängte es über den Raumteiler direkt vor dem
Ofen, in dem Lincoln kurz vor dem Essen ein Feuer entzündet hatte.
    Sie knöpfte
das blaue Kleid auf, zog es über den Kopf, schlüpfte aus den Schuhen und rollte
ihre Strümpfe herunter. Anschließend öffnete sie die Schnüre des Unterkleids
und ließ es auf den Boden fallen.
    Nur noch in
Mieder und Pumphose stand sie da, als die Tür aufgestoßen wurde und Lincoln
hereinkam.
    Bei ihrem
Anblick blieb er wie angewurzelt stehen.
    Sie stellte
sich vor, dass das Feuer hinter ihr die Unterwäsche durchsichtig machte. Doch
so verlegen sie auch war, sie tat nichts, um sich zu bedecken.
    Lincoln
wollte gerade wieder rückwärts aus dem Zimmer gehen.
    »Warte«,
sagte Juliana. »Geh nicht. Bitte.«
    Also schloss
er die Tür hinter sich. Der Konflikt, der sich auf seinem

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