In Einer Zaertlichen Winternacht
O’Ballivan mit
eigenen Händen gebaut hatte, standen so unverrückbar und imposant da wie immer.
Früher einmal hatte es zwei Wohnhäuser gegeben. Das, in dem der ursprüngliche
Eigentümer des Landes gelebt hatte, Major John Blackstone, war vor langer Zeit
abgerissen worden. Dort ragten jetzt einige Eichen auf, die ein paar alte
Gräber umgaben.
In
einem davon ruhte Big John.
Brad
musste schlucken. Wenn es so weit ist, sorg dafür, dass ich bei unseren
Vorfahren liege, hatte Big John zu ihm gesagt. Ich will nicht auf den
Friedhof in der Stadt.
Es
war nicht einfach gewesen, aber Brad hatte es geschafft, eine
Ausnahmegenehmigung zu bekommen.
Am
liebsten wäre er sofort zu Big Johns letzter Ruhestätte gegangen, um ihm zu
gedenken, aber vor dem Ranchhaus parkten mehrere Wagen. Seine Schwestern warteten
darauf, ihn daheim willkommen zu heißen.
Brad
blinzelte, rieb sich die Augen und fuhr weiter.
Es
war an der Zeit, sich seiner Familie zu stellen.
Nachdenklich
stand Meg an die Arbeitsfläche gelehnt in ihrer Küche und wartete darauf, dass
das Teewasser zu kochen begann. Brad hatte ihr damals so weh getan, dass sie
nicht sicher gewesen war, ob sie sich jemals davon erholen würde. Erst Jahre
nachdem er sie verlassen hatte, um nach Nashville zu gehen, hatte sie sich
wieder nach Indian Rock getraut. Und dann war sie sofort zum Dixie-Dog-Drive-in
gefahren und hatte sich auf dem Parkplatz die Augen ausgeweint.
Sie
dachte an Brads Worte – es gibt ein paar Dinge, die ich dir sagen
möchte .
Was
für Dinge?
Der
Teekessel pfiff.
Sie
löffelte Teekräuter in die alte Kanne ihrer Großmutter und goss das heiße
Wasser darüber.
Er
hat mich doch nur auf einen Drink eingeladen, sagte sie sich. Auf einen
harmlosen Drink.
Sie
sollte Brad anrufen und das Treffen absagen.
Oder
noch besser, ihn einfach versetzen. Genau so, wie er sie damals fallen gelassen
hatte, als sie ihn von ganzem Herzen geliebt und noch geglaubt hatte, dass es
in seinem hektischen, aufregenden Leben einen Platz für sie gab.
Unwillkürlich
legte sie eine Hand auf den Bauch.
Seit
Brad O’Ballivan sie sitzen gelassen hatte, war sie nicht mehr so leichtgläubig.
Vielleicht
wollte er sich bei ihr entschuldigen.
Sie
lachte bitter.
Als
es klopfte, zuckte sie zusammen. Sie ging zur Tür und blickte durch das kleine
Fenster. Es war Travis Reid. Sie ließ ihn herein.
»Sierra
und Eve haben mich geschickt«, sagte er und hängte seinen Cowboyhut an den
Haken. »Sie machen sich Sorgen um dich.«
Meg
strich sich über die Stirn. Sie hatte die Party abrupt verlassen, um sich am
Dixie Dog mit Brad zu treffen. »Das wollte ich nicht. Es geht mir gut.
Wirklich, du hättest nicht den weiten Weg …«
»Eve
hat versucht, dich auf dem Handy zu erreichen, aber das hast du offenbar
abgeschaltet, und Sierra hat dir drei oder vier Mal auf die Mailbox gesprochen.«
Er warf einen Blick auf das Telefon an der Küchenwand. »Du hast Glück, dass ich
hier bin, bevor sie die Polizei alarmieren.«
Lachend
schloss Meg die Haustür. Es war ein kühler Oktoberabend.
Travis
zog die Lammfelljacke aus und hängte sie zu seinem Hut.
»Ich
war nur etwas … überwältigt«, gestand sie.
Er
ging an den Apparat, wählte und wartete. »Hi, Honey«, begann er, »Meg lebt und
ist wohlauf. Keine bewaffneten Eindringlinge, kein Unfall. Sie war einfach nur
… überwältigt .«
»Sag
ihr, dass ich sie nachher anrufe!«, bat Meg. »Und Mom auch.«
»Sie
ruft dich an«, wiederholte Travis, »und Eve auch.« Er lauschte kurz, versprach,
auf dem Heimweg Milch und Brot einzukaufen, und legte auf.
Da
sie wusste, dass er keinen Tee trank, bot sie ihm einen Kaffee an.
Er
setzte sich an den Tisch, an dem Generationen von McKettricks ihre Mahlzeiten
eingenommen hatten. »Was ist los, Meg?«, fragte er leise.
»Wie
kommst du darauf, dass etwas los ist?«
»Ich
kenne dich. Wir beide haben mal versucht, uns ineinander zu verlieben, schon
vergessen?«
»Brad
O’Ballivan ist zurück.«
Travis
nickte. »Und das bedeutet …«
»Nichts«,
antwortete Meg viel zu schnell. »Es bedeutet nichts. Ich war nur …«
Er
lehnte sich zurück und verschränkte die Arme.
»Na
gut, es war ein Schock«, gab sie zu und setzte sich etwas gerader hin, »aber du wusstest bereits, dass er wieder da ist.«
»Dein
Cousin Jesse hat es mir erzählt.«
»Und
keiner ist auf die Idee gekommen, mich vielleicht einzuweihen?«
»Wir
haben angenommen, dass du schon mit Brad gesprochen hast.«
»Warum
hätte
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