In eisige Höhen
Touren, die riesigen Spaß machen. Die Herausforderung besteht darin, seine Kunden wohlbehalten hoch- und runterzubringen, was ein anderes Gefühl der Befriedigung verleiht. Aber es bietet eine aussichtsreichere Zukunft, als ständig Sponsorengeldern nachzujagen. Es gibt endlos viele Kunden, wenn man ein gutes Produkt anzubieten hat.«
Während der »Sieben Gipfel in sieben Monaten«-Extravaganza arbeiteten Hall und Ball einen Plan aus, wie sie zusammen auf kommerzieller Basis Kunden die Sieben Gipfel hochführen würden. In der Überzeugung, daß es einen im Verborgenen schlummernden Markt von Träumern mit reichlich Cash, aber zu wenig Klettererfahrung gibt, um allein die höchsten Berge der Welt besteigen zu können, lancierten Hall und Ball ein Unternehmen, das sie
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tauften.
In kürzester Zeit hatten sie sich eine eindrucksvolle Liste von Erfolgen erklettert. Im Mai 1992 führten Hall und Ball sechs Kunden auf den Gipfel des Everest. Ein Jahr später, an einem Nachmittag, an dem 40 Leute den Gipfel erreichten, führten sie eine Siebener-Gruppe hinauf. Als sie jedoch von der Expedition zurückkehrten, sahen sie sich unerwarteter öffentlicher Kritik seitens Sir Edmund Hillary ausgesetzt, der Halls Rolle in der zunehmenden Kommerzialisierung des Everest anprangerte. All die Scharen von Amateuren, die gegen Geld zum Gipfel eskortiert würden, polterte Sir Edmund, »erzeugen Respektlosigkeit gegenüber dem Berg«.
Hillary ist in Neuseeland eine der geachtetsten Persönlichkeiten. Sein rauhes, zerfurchtes Konterfei blickt einen sogar vom Fünfdollarschein an. Hall war betrübt und beschämt, von diesem Halbgott öffentlich gescholten zu werden, von diesem Urgestein, der einer der Helden seiner Kindheit war. »Hillary wird hier in Neuseeland als ein lebendes Nationalheiligtum betrachtet«, meint Atkinson. »Was er sagt, hat sehr viel Gewicht, und es muß wirklich weh getan haben, von ihm kritisiert zu werden. Rob wollte eine öffentliche Erklärung abgeben,
um sich zu verteidigen, aber ihm wurde schnell klar, daß es aussichtslos war, gegen eine dermaßen hochgeehrte Persönlichkeit in den Medien zu Felde zu ziehen.«
Dann, fünf Monate nach dem Hillary-Gepolter, traf Hall ein noch viel schwererer Schlag: Im Oktober 1993 starb Gary Ball während einer Besteigung des 8167 Meter hohen Dhaulagiri, des sechsthöchsten Berges der Erde, an einem Gehirnödem eine Schwellung des Gehirns infolge von Höhenluft. Ball stieß seine letzten, schweren Atemzüge in Halls Armen aus, als er in einem kleinen Zelt hoch oben auf dem Gipfel im Koma lag. Am nächsten Tag begrub Hall seinen Freund in einer Gletscherspalte.
In einem neuseeländischen Fernsehinterview im Anschluß an die Expedition beschrieb Hall mit düsterer Miene, wie er ihr bevorzugtes Kletterseil nahm und Balls Leiche in die Tiefen des Gletschers sinken ließ. »Ein Kletterseil ist dazu gedacht, zwei Leute irgendwie aneinander zu binden, und man darf es nie loslassen«, sagte er. »Und ich mußte es einfach aus meinen Händen gleiten lassen.«
»Rob war am Boden zerstört, als Gary starb«, sagt Helen Wilton, die 1993, '95 und '96 für Hall als Leiterin des Basislagers am Everest arbeitete. »Aber er hat seinen Kummer für sich behalten. Das war Robs Art – weitermachen.« Hall beschloß,
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allein weiterzuführen. In seiner systematischen Manier arbeitete er daran, Organisation und Dienstleistungen des Unternehmens weiter zu verfeinern – und er war weiter außergewöhnlich erfolgreich darin, Amateur-Bergsteiger auf die Gipfel großer, ferner Berge zu führen.
Zwischen 1990 und 1995 gingen 39 Bergsteiger, die auf dem Everest standen, auf Halls Konto – drei mehr als in den zwanzig Jahren nach Sir Edmund Hillarys Erstbesteigung. Mit vollem Recht warb Hall damit, daß
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»der Welt führendes Everest-Touren-Unternehmen ist, mit mehr Besteigungen als jede andere Organisation«. In der Broschüre, die er an potentielle Kunden verschickte, beschreibt er es wie folgt:
Sie haben also Abenteuerlust! Vielleicht träumen Sie davon, die sieben Kontinente zu bereisen oder auf dem Gipfel eines riesigen Berges zu stehen. Die meisten Menschen trauen sich ihr Leben lang nicht, ihren Träumen zu folgen, und nur selten wagen sie es, sich ihre größten Sehnsüchte einzugestehen und sie mit anderen zu teilen.
Adventure Consultants
hat es sich zur besonderen Aufgabe gemacht, abenteuerliche Bergbesteigungen zu
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