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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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konnte. Rasch holte sie von einem anderen Sack einen weiteren Strick und band seine Füße zusammen.
    Das Problem war erledigt. Jetzt konnte sie telefonieren.
    Sie hatte kaum den Hörer abgenommen und angefangen zu wählen, da hörte sie schabende Geräusche hinter sich. Statt langsam und allmählich zu sich zu kommen, war Rolf plötzlich hochgeschreckt und wandte sich in seinen Fesseln wie ein zuckender Wurm.
    Sie ließ den Hörer fallen und ging neben ihm in die Knie.
    „Rolf, ich bin’s.“
    Sie nahm sein Gesicht in beide Hände und drehte es in ihre Richtung. Seine Augen waren offen, irrlichterten durch den Raum und suchten einen Anhaltspunkt, während der Körper weiterhin unkontrolliert zuckte.
    „Rolf!“
    Sie packte ihn fester, fixierte ihn auf sich, und endlich sah er ihr in die Augen, schien zu begreifen, das Zucken und Beinestampfen hörte auf.
    „Nelli?“
    „Ja, ich bin’s, keine Angst.“
    „Dich hab ich gesucht.“
    „Du hast mich gesucht? Hier im Haus, mitten in der Nacht? Warum?“
    „Hast du mich... niedergeschlagen?“
    „Nein. Hast du gar nicht gesehen, wer es war?“
    „Jemand war plötzlich hinter mir.“
    Er begann sich wieder zu regen, wollte aufstehen, registrierte mit Entsetzen, dass etwas nicht stimmte.
    „Ich kann meine Hände nicht bewegen!“
    „Keine Angst. Das ist nur zur Sicherheit.“
    „Hast du mich gefesselt?“
    „Ja.“
    „Was hast du mit mir vor?“
    „Gar nichts. Keine Angst, ich tu dir nichts.“
    „Aber warum dann die Fesseln? Mach mich frei!“
    Sie ließ seinen Kopf los und stand auf.
    „Erst muss ich telefonieren.“
    „Aber... he, denkst du etwa auch, dass ich das war?“
    „Was?“
    „Ich hab keine Briefe geschrieben. Das war doch nicht ich!“
    „Was für Briefe?“
    „Diese Reporterin hat mich angerufen, diese Frau Herolder. Deswegen bin ich doch hier. Irgendwelche Erpresserbriefe.“
    „Mal langsam.“
    Nelli, schon am Telefon, kehrte wieder um.
    „Die will mir was anhängen!“
    „Wer?“
    „Diese Frau Herolder. Die konnte mich von Anfang an nicht leiden.“
    „Was heißt von Anfang an?“
    „Als wir sie getroffen haben. Auf dem Marienplatz.“
    Nelli schüttelte den Kopf.
    „Das war was anderes. Wann hat sie dich angerufen?“
    „Gestern.“
    „War das zum ersten Mal?“
    „Nein. Du weißt doch, in Hof. Sie hat meine Nummer, weil ich sie damals hinterlassen hatte wegen dir.“
    Nelli begriff. Natürlich, die hatte ja die ganze Zeit seine Nummer gehabt.
    „Und seitdem war das gestern der erste Anruf?“
    „Von ihr? Ja. Ich dachte, das war, weil ich in der Nähe vom Verlagshaus geblieben bin und sie mich gesehen hat. Ich wollte auf dich aufpassen.“
    „Du wolltest auf mich aufpassen?“
    Nelli lächelte ungläubig und schüttelte den Kopf.
    „Aber dann warst du plötzlich weg. Die Fesseln tun weh, mach sie bitte ab.“
    Er wollte sich auf den Bauch drehen und ihr die gefesselten Handgelenke hinstrecken. Nelli hielt ihn fest und zwang ihn zu weiterem Blickkontakt.
    „Einen Moment noch. Was wollte die Herolder bei ihrem Anruf?“
    „Aaach, das weißt du doch bestimmt schon.“
    Er machte ein gequält verzerrtes Gesicht und versuchte wieder, ihr die gefesselten Hände entgegenzudrehen.
    „Dann würde ich nicht fragen. Also?“
    „Sie hat gesagt, dass sie weiß, dass ich diese Briefe schreibe. Aber ich weiß gar nichts von irgendwelchen Briefen. Ich soll dich und deine Tochter in Ruhe lassen und aus München verschwinden, sonst schickt sie mir die Polizei auf den Hals.“
    „Und dann?“
    „Na, da wusste ich, dass ich recht hatte, und bin hierher gefahren.“
    „Mal langsam, womit hattest du recht?“
    „Tu jetzt endlich die Fesseln runter! Meine Hände brennen so, und ich muss aufs Klo!“
    Er begann wütend zu werden und stemmte sich gegen Nellis Druck, der ihn in der Seitenlage hielt. Ich werde mich hüten, dich loszubinden, dachte Nelli, ließ von ihm ab und stand auf. Sofort drehte er sich auf den Bauch und bewegte hektisch die gefesselten Hände hin und her.
    „Losmachen, losmachen!“
    „Erst, wenn ich alles weiß.“
    „Nein, nein, jetzt!“
    Er klang wie ein wütendes, weinerliches Kind. Nelli stupste ihm mit dem Fuß in die Seite.
    „Dreh dich wieder um.“
    „Nein!“
    „Na schön.“
    Sie wandte sich dem Telefon zu, hob ab und wählte.
    „Wen rufst du an? Die Polizei?“
    „Fiona Herolder.“
    „Wieso?“
    Sie drehte sich zu ihm um. Er lag wieder auf der Seite und starrte sie mit theatralisch verzerrtem

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