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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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die?“
    „Erpresser.“
    „Aber...“
    „Jetzt nicht! Schau dir die Leiter genau an. Ich muss das Feuerzeug ausmachen, sonst kann ich dir nicht helfen.“
    „Ist gut, los!“
    Sie setzte den rechten Fuß auf die unterste Sprosse, krallte sich fest und zog den linken Fuß nach. Nelli fiel erst jetzt auf, dass Monika barfuß war. Zu einem verwaschenen T-Shirt trug sie Jogginghosen. So angezogen war sie als Mädchen immer schlafen gegangen. Wächter musste sie aus dem Bett geholt haben. Nelli kannte das T-Shirt, es war noch von damals.
    „Eine Sekunde, bin gleich wieder da, halt dich gut fest.“
    „Was?“
    Nelli hastete zurück zur Truhe, beugte sich weit in den Spalt, packte Rolf und zog ihn so weit zu sich heran, dass sie ihm die Turnschuhe abstreifen konnte. Mit der Feuerzeugflamme waren die Handfesseln schnell geöffnet, und sie zog ihm Jacke und Pullover aus.
    „Tut mir leid.“
    Sie hastete zurück und sah Monika zitternd an der Leiter klammern wie ein ängstliches Äffchen. Sie versuchte sich umzudrehen und zu schauen, was Nelli machte, aber schaffte es nicht, weil es sie schon alle Kraft kostete, nicht herunterzufallen.
    „Heb mal kurz den Fuß.“
    Nelli packte Monikas linken Knöchel, stützte sie, streifte ihr Rolfs Schuh über, stopfte die Schnürsenkel seitlich hinein und half ihr in den rechten Schuh. Sie selbst zog ihr feuchtes T-Shirt aus und Rolfs Pullover an. Monika half sie in die Jacke und gab ihr mit einem Klaps ein Zeichen zum Weiterklettern.
    „Nicht erschrecken, ich mach jetzt das Licht aus.“
    Nelli schloss blind kletternd auf und drängte mit sanftem Körperdruck zur Eile.
    „Ich bin gleich oben“, flüsterte Monika viel zu laut.
    „Beug dich nach vorne. Rutsch auf allen Vieren.“
    Die Beine vor ihr verschwanden.
    Es rumpelte.
    Monika war aufgestanden und gleich wieder gestürzt. Mit einem Satz war Nelli bei ihr, packte sie am Oberkörper und half ihr hoch.
    Sie hörte Stimmen.
    Die stritten immer noch, Glück gehabt.
    Aber was jetzt?
     
    Rolfs Zündschlüssel, verflixt!
    Ob die Ente überhaupt noch fahrbereit da vorne stand?
    So oder so, für Gerda und Wächter in der Wirtsstube parkte das Auto wie auf dem Präsentierteller. Man konnte nicht einsteigen, ohne gesehen zu werden. Es ginge überhaupt nur, wenn sie rannten, sofort den Motor anließen – sofern er auch sofort ansprang.
    Besser telefonieren und dann hinten raus, irgendwo verstecken und warten bis Hilfe kam.
    „Kannst du stehen? Stütz dich ab, warte.“
    Nelli führte Monika zum Tisch, auf dem das Telefon stand, ließ sie vorsichtig los und griff zum Hörer.
    Sie wählte.
    Besetzt.
    Das konnte doch nicht sein!
    Wahrscheinlich hatte sie sich verwählt.
    Noch mal.
    Freizeichen.
    Nelli zählte das Tuten.
    Vier, fünf, sechs.
    „Herolder?“
    Nelli lachte vor Erleichterung so laut auf, dass sie selbst erschrak.
    „Hallo, wer ist da?“
    „Ich bin’s, Nelli. Hören Sie...“
    „Verdammt, Nelli, wo...“
    „Nicht jetzt, bitte!“
    „Warum flüstern Sie?“
    „Weil ich nicht laut reden kann. Sie müssen sofort die Polizei hierher schicken. Monika und ich sind in Andis Wirtschaft, und drüben sind Wächter und Gerda.“
    „Wie bitte!“
    „Die sind gefährlich. Kann nicht lang erklären. Wir müssen hier raus und uns verstecken oder versuchen uns zum Pass durchzuschlagen. Bitte gleich die Polizei rufen. Warten Sie!“
    Nelli nahm den Hörer vom Ohr und lauschte.
    Keine Stimmen mehr. Das Streiten hatte aufgehört.
    Das war gar nicht gut.
    „Die können uns jeden Moment entdecken, bitte beeilen Sie sich!“
    „Nelli. Nelli, Nelli, hören Sie mir zu!“
    „Keine Zeit... ah!“
    Da waren sie. Wächter und Gerda, lautlos und unsichtbar waren sie herangekommen und standen jetzt als Schattenrisse in der Tür.
    „Bleiben Sie dran“, sagte Nelli laut in den Hörer und hielt ihn den beiden Gestalten in der Tür entgegen.
    „Wer ist das?“, fragte Wächter ruhig und ohne Ausdruck in der Stimme.
    „Die Polizei.“
    Grell blitzte die nackte Glühbirne an der Decke auf. Gerda hatte den Schalter am Kabel gedrückt. Sie wirkte überdreht, überhitzt, ihre Pausbacken glühten aus dem runden Pfannkuchengesicht, und die kurzen, blonden Haare standen wie elektrisiert in Strähnen vom Kopf. Ihr Brustkorb pumpte. Ihre Fäuste ballten sich.
    „Geben Sie mal her!“, verlangte Wächter, der so auftrat, als sei er völlig Herr der Lage. Er streckte den Arm aus.
    Nelli zog den Hörer zurück und schüttelte den

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