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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Kopf.
    „Wozu?“
    „Vielleicht kann ich da ja ein Missverständnis klären.“
    Nelli hob den Hörer wieder ans Ohr.
    „Frau Herolder, egal, was der Ihnen jetzt erzählt...“
    Mit einem Schritt war Wächter bei ihr, riss ihr den Hörer vom Kopf und verschaffte sich damit Abstand, so weit es das Kabel zuließ. Gerda stampfte in Nellis Richtung und blockte sie von Wächter ab.
    „Ich bin’s“, sagte er. „Hören Sie... – Ja, aber...“
    Er verschränkte die Arme, den Hörer fest an den Kopf gedrückt, und lauschte, nickte, antwortete:
    „Ja, den haben wir auch.“
    Fiona Herolders Organ war deutlich zu hören, aber nicht zu verstehen. Nelli zog Monika an sich, die noch immer auf den Tisch gestützt dastand und zitterte.
    „Schon klar“, sagte Wächter genervt in den Redeschwall hinein, „aber...“
    „Nichts aber!“, schrie es aus dem Hörer und ging dann unverständlich weiter.
    Was hatte die ihm alles zu erzählen? Es genügte doch wohl, mit der Polizei zu drohen.
    „Okay. Wollen Sie noch mal mit Nelli...? Ja, alles klar.“
    Er hielt ihr den Hörer hin.
    „Für Sie.“
    Irgendwie war das befremdlich. Zögernd griff Nelli zum Telefon, während sie mit dem anderen Arm weiterhin Monika festhielt.
    „Ja?“
    „Also, das wird Sie jetzt sicher überraschen, Nelli, aber wir sind gerade übereingekommen, nicht die Polizei einzuschalten.“
     
    Nelli wurde es schwindlig. Die Schwäche traf sie so unerwartet und heftig, dass plötzlich sie es war, die sich an Monika festhielt. Gemeinsam gerieten sie ins Schwanken. Blitzende Sternchen tanzten wie elektrische Funken vor ihrem Sichtfeld.
    „Schweigen ist auch eine Antwort“, sagte die Herolder nach einer kurzen Pause trocken. „Nun gut, wir haben also umdisponiert. Diese ganze Lösegeldsache war mir von Anfang an nicht geheuer. So was geht meistens schief. Aber das muss Sie ja alles gar nicht interessieren. Mir geht es nur noch um eines.“
    Sie unterbrach sich, und Nelli hörte ein gieriges Saugen und sofortiges Rauchausblasen.
    „Sie sollen wissen, dass es so oder so gekommen wäre wie es jetzt kommt. Es muss ja nicht sein, dass Sie diese Welt mit mehr Gewissensbissen verlassen als nötig. Tja dann, ciao-ciao, und... danke für alles. Nicht nur für das zu erwartende Geld, es war auch rein menschlich höchst interessant mit Ihnen.“
    „Moment!“
    Nelli hechelte, sie brachte das Wort kaum hervor. Langsam ließ sie Monika los, hockte sich auf den Tischrand und zwang sich, die Kontrolle über ihren Körper zurückzuerlangen.
    „So lasse ich mich... nicht abspeisen. Ich will wenigstens...“
    „Ich kann Ihnen jetzt unmöglich die ganze Geschichte erzählen. Es wird bald hell.“
    „Sie haben das von Anfang an geplant? Dieser Polizist...“
    „Nein, ach Gott nein, das ist ja total falsch vermutet. Wächter soll Ihnen die Zusammenhänge unterwegs erzählen, wenn er Lust hat, nur so viel: Da war gar nichts geplant. Ich kannte diese Leute vorher nicht. Das war ein...“
    Gieriges Saugen, Luftanhalten, stoßartiges Rauchausblasen.
    „Das war ein einziges Durcheinander von planlosem Spontanhandeln, Zufällen, plötzlichen Ideen, unerwarteten Fügungen, dem Chaos Ihrer Reaktionen und so weiter. Aber so ist das Leben: Erst mal macht nichts Sinn, aber irgendwas kommt dann schon dabei heraus.“
    „Ich sehe nicht, was für Sie dabei herausgekommen sein soll. Monika und ich sind aus dem Spiel. Letztlich war damit alles umsonst.“
    „Gar nichts war umsonst. Sehen Sie, das ist auch so ein Zufall. Als ich Sie diesen Vertrag unterschreiben ließ, hatte ich ehrlich noch keine Ahnung, dass es so kommen würde, aber ich dachte mir: Wenn die mittendrin abhaut und auf Nimmerwiedersehen in die Welt radelt, sollte ich vorgesorgt haben, damit die Serie und das Buch auf jeden Fall erscheinen können. Und dann...“
    Gieriges Saugen, Luftanhalten, stoßartiges Rauchausblasen.
    „...dann sehe ich doch eines Tages diese dicke, tölpelhafte, alpenländische Riesendame einen Zettel in unseren Verlagsbriefkasten werfen. Klingelt’s?“
    Nelli schüttelte den Kopf.
    „Nein. Und ich weiß auch nicht, warum Monika mit reingezogen werden musste.“
    „Aber Nelli, ganz einfach: Sie ist Ihre Erbin, und zwar die einzige, wie meine Recherchen ergeben haben.“
    „Ich hab nichts zu vererben. Ich hab doch überhaupt nichts mehr.“
    „Irrtum. Sie hatten ein Tagebuch, das viel Geld wert ist, und dieses Tagebuch habe jetzt ich. Ich war deswegen sogar mal nachts an Ihrem Zelt, als

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