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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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    Nelli zog ihren Kopf aus dem Türspalt zurück und schlich zum Hinterausgang. Raus hier, nichts wie raus!
    Sie zögerte, schüttelte den Kopf, wendete sich vom Ausgang ab und schlich zurück in den Telefonraum.
    Es war so unwirklich, da wieder hinunterzusteigen. Nelli erreichte die unterste Sprosse und mit dem nächsten Schritt den Kellerboden.
    „Monika? Moni, bist du hier?“
    Das Flüstern klang hier unten überlaut.
    Keine Antwort. Bestimmt war sie geknebelt.
    Von oben drang ein Lichtschein durch die offene Klappe, der hier unten aber nichts erhellte, sondern nur blendete. Sie brauchte das Feuerzeug.
    Die kleine Flamme am ausgestreckten Arm vor sich hertragend, untersuchte Nelli die Einbuchtung im Fels, die durch den Überbau des Hauses zum Kellerloch mit Klappe geworden war.
    Von wegen Kohlendepot. Andi musste den Raum jahrelang als Müllabladeplatz missbraucht haben. Erst jetzt, nachdem sie oben in der frischen Luft gewesen war, fiel ihr auf, wie grausam es hier unten stank.
    Hauptquelle des Verwesungsmiefs war Andi selbst. Jetzt, da sie wieder vor der Kühltruhe stand, begriff Nelli, dass sie vorhin nicht dahinter geschaut hatte – dorthin, wo das Kabel hinführte.
    Der nackte Fels der Decke lief hinter der Truhe spitzwinklig mit dem Fels des Bodens zusammen und bildete eine natürliche Einbuchtung, die von der Kühltruhe weitgehend verschlossen wurde. Nelli musste sich bücken, um erkennen zu können, dass dahinter was war. Es sah aus wie ein Sack Kartoffeln. Sie hielt das Feuerzeug in der rechten, griff mit der linken Hand in den Spalt und zog an dem groben Stoff. Der Sack machte eine erschrockene, aber kraftlose Gegenbewegung.
    „Monika?“
    Nelli kroch tiefer in den Spalt, um besser zupacken zu können, da sah sie noch etwas. Ganz in den hintersten Winkel hatte Gerda Rolfs Leiche gerollt. Seine halb geöffneten Augen starrten an Nelli vorbei ins Leere.
    Sie wendete den Blick ab, konzentrierte sich auf den Sack, verkrallte sich in dem groben Stoff und zerrte die träge, stöhnende Last Ruck für Ruck hinter der Truhe hervor.
    „Ganz ruhig“, flüsterte Nelli, „ich hol dich gleich da raus.“
    Aber wie? Der Sack war fest verschnürt und verknotet, ihre Finger kamen nicht dagegen an.
    Nelli brannte kurzerhand mit der Feuerzeugflamme ein Loch in den Sack, zwängte ihre Finger hinein und erweiterte das Loch zu einem Riss.
    Monikas Mund stand offen. Ihre Augen blinzelten im Feuerzeuglicht. Ihr Gesicht zuckte und verkrampfte sich, als sie Nelli erkannte.
    „Moni, nicht weinen“, flüsterte sie, während sie den Riss vergrößerte. „Wir sind noch nicht in Sicherheit. Hörst du mich?“
    Monika atmete heftig, kämpfte gegen das Weinen an und nickte kaum merklich. Nelli streifte ihr den Sack über den Kopf und über die Schultern.
    Monika lag starr da wie gefesselt und machte keine Anstalten, bei ihrer Befreiung zu helfen. Aber sie war nicht gefesselt.
    „Was ist los, kannst du dich nicht bewegen?“
    Sie schüttelte ganz leicht den Kopf, nur an den Augen war die Bewegung abzulesen. Ihr Mund versuchte, Worte zu formen. Nelli ging ganz nah heran, um etwas zu hören.
    „Spritze, der Mann, irgendwas gespritzt... in den Arm.“
    Nelli nickte und hob ihren Kopf mit der flachen Hand an.
    „Okay, aber du musst unbedingt versuchen, dich zu bewegen. Ich kann dich da nicht hoch tragen, du musst mithelfen.“
    „Ich... versuch’s.“
    Nelli ließ das Feuerzeug ausgehen, behielt es in der Hand und packte Monika mit beiden Armen unter den Achseln.
    „Jetzt!“
    Mit einem Ruck hob sie die junge Frau an und brachte sie mit einer Kniebeuge auf die Beine. Die Kraft der Verzweiflung. Nelli staunte selbst, wie sie das geschafft hatte.
    „Ich halte dich mit einer Hand, der Rest muss von dir kommen.“
    Mit der Feuerzeugflamme zeigte sie zur Leiter.
    „Da müssen wir hoch. Einen Fuß vor den anderen, du schaffst das.“
    Monika bewegte ihr rechtes Bein, setzte es einen Fuß weit vor und suchte nach Stand. Was immer Wächter ihr auch gespritzt hatte, es konnte nicht mehr viel Wirkung haben. Es waren wohl eher die Kälte und Feuchtigkeit hier unten, die sie lähmten, und die Einbildung, die Spritze wirke noch nach. Sie würde in Gang kommen. Hoffentlich schnell genug. Hoffentlich stritten die beiden da oben noch lang genug.
    „Du machst das toll, gleich sind wir an der Leiter.“
    „Wie hast du... mich gefunden?“
    „Später. Wir müssen erst an denen vorbei.“
    „Wer sind

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