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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Gemetzel
     
    German Petrell kochte vor Wut. Sein verschwollener Schädel schien unter der rot verfärbten Haut ein Eigenleben zu führen. Seine erhobene, geballte Faust zitterte.
    Er holte aus, um mit der Faustunterseite gegen die Metalltür zu hämmern, überlegte es sich im letzten Moment anders, ließ seine Hand fallen und trat mit dem rechten Fuß gegen die Tür, wieder und wieder. Der Krawall, den sein Trekkingschuh anrichtete, dröhnte durch den Kellergang und tat ihm selbst in den Ohren weh.
    Diese verdammten Weiber! Was sollte er noch tun, um ihnen die Schneid abzukaufen? Eine Nacht in völliger Ungewissheit hatte nicht gereicht, sie fertigzumachen. Nicht mal eine Spur von Angst schienen sie zu haben. Wie weit musste er gehen? Massive Konsequenzen androhen? Er war nicht gut im Formulieren von Drohungen, und sein Kumpel Boris war es schon gar nicht.
    Als klar wurde, dass ihr Unternehmen schon im ersten Ansatz in die Grütze gegangen war, hatten sie ihre Anzüge gegen ihre üblichen Trekking-Klamotten getauscht. Wenn das hier vorüber war, mussten sie sowieso gleich auf die Piste.
    Verdammt!
    Die Wut überkam ihn beim Treten gegen die Tür erst richtig, und so hob er nach kurzem Innehalten beide Fäuste und schlug und hämmerte und boxte auf das biegsame, grau gestrichene Metall ein wie auf eine Trommel, bis ihm die Arme bis in die Schultern weh taten.
    „Jetzt musst du langsam mal was sagen“, flüsterte Boris von hinten.
    „Die wissen genau, was los ist“, fauchte German, ohne sich umzudrehen.
    „Warum reagieren sie dann nicht?“
    Boris Weber, stramm und hager, weich und bleich, stand einen Schritt hinter seinem Kameraden, wie immer, und lenkte ihn. German schüttelte den rosaroten Schweinekopf.
    „Weil Nelli den Ton angibt. Für die ist das noch gar nichts, die hat viel Schlimmeres erlebt.“
    „Dann müssen wir sie eben noch eine Nacht schmoren lassen.“
    German hatte seine Wut ausgetobt. Seine Arme hingen herab, er schnaufte abgehackt und rasselnd.
    „Wir haben nicht ewig Zeit. Und ich hab auch keine Lust, so lange hier herum zu sitzen.“
    Langsam und hilflos drehte German sich um.
    „Also, soll ich ihnen was tun?“
    Boris nahm ihn am Arm und zog ihn von der Metalltür weg ans andere Ende des Kellerganges.
    „Die sind zu dritt“, flüsterte er. „Wenn wir da reingehen, kann alles passieren.“
    „Aber das sind bloß Frauen“, ereiferte sich German, wirkte aber überhaupt nicht so als fühle er sich überlegen.
    „Zwei Frauen plus Nelli Prenz. Wir haben keine Waffe, und selbst wenn wir eine hätten...“
    „Und wenn wir sie trennen? Wir brauchen bloß diese Herolder. Wenn sie mit uns allein ist, wird sie es sich zweimal überlegen, noch mal zu lügen.“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“
    „Wir trennen sie.“
    „Und wie willst du das machen? Anklopfen und sagen: Frau Herolder, bitte raustreten?“
    German hob und senkte die Schultern.
    „Eben“, bestätigte Boris seine Ratlosigkeit. „Wenn wir aufsperren, kommt es zum Kampf. Wir warten lieber, bis sie reif sind.“
    „Und wenn wir...“
    „Was?“
    „Wenn wir denen sagen, was hier los ist? Oder zumindest damit drohen? Hast du mitgekriegt, wie diese Herolder munter wurde bei der kleinen Andeutung vorhin?“
    „Aber sie hat trotzdem frech gelogen.“
    „Ja, weil sie vielleicht denkt, wir sagen es doch nicht.“
    „Sollten wir auch nicht. Wenn die erst wissen, wer wir sind...“
    „Die Herolder weiß es doch sowieso, Döskopp.“
    „Aber die wird sich hüten, mit der Wahrheit rauszurücken.“
    „Die muss erst mal kapieren, dass der Plan sich geändert hat.“
    „Sie weiß aber ganz genau, dass wir auch nicht ewig Zeit haben.“
    „Morgen ist sie reif.“
    „Ich weiß nicht.“
    „Den einen Tag haben wir noch. Das ist der sicherste Weg.“
    „Und wenn nicht?“
    „Dann können wir immer noch grob werden.“
     
    Es war stockfinster im Raum, nicht der geringste Umriss erkennbar, nicht mal das Weiße in den drei weit aufgerissenen Augenpaaren.
    Atmen, kaum hörbar. Sie versuchten, die Luft anzuhalten, lauschten in die Schwärze, hielten sich starr und still, hörten gar nichts. Die Lautlosigkeit war so total wie die totale Lichtlosigkeit. Was für ein Bunker, was für ein Loch, welch ein Grab hier unten. Konnten sie es wagen, flüsternd Kontakt aufzunehmen? Sich durch Berührung zu verständigen, durch sachtes Antippen, aber wie sich verständlich machen? Man hätte einen Code vereinbaren müssen, aber dafür

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