In eisigen Kerkern (German Edition)
manche Million herauspressen. Natürlich auf ganz anderer Basis diesmal. Sie sollen Ihren fairen Anteil haben.“
„Dass ich nicht lache!“
„Sie scheinen doch dringend Geld zu brauchen.“
„Das ist nicht das Thema.“
„Wenn ich auch mal wieder was sagen dürfte“, kam mit gespielter Schüchternheit von draußen die Stimme des Hageren. „Mir scheint, dass wir eine Basis für eine Abmachung gefunden haben, von der wir alle profitieren. Nelli liefert Informationen, Frau Herolder schreibt ein neues Buch, und das Geld teilen wir durch drei.“
„Das ist totaler Schrott“, schmetterte Nelli ihn ab. „Weil diese Frau uns alle bescheißen wird. Darin ist sie nämlich noch besser als im Lügenerfinden.“
„Aber wieso denn? Niemand wird beschissen. Wir schließen einen Vertrag, und dass der Vertrag erfüllt wird, dafür sorgt ganz zwangsläufig all das, was wir so gegenseitig übereinander wissen und jeweils gerne für uns behalten. Wenn alle mitmachen, werden alle profitieren.“
„Mir soll es recht sein“, zeigte sich die Herolder entgegenkommend. „Zigarette bitte.“
„Jetzt reicht es erst mal mit der Qualmerei. Wir brauchen was zu trinken.“
Erst jetzt fiel Nelli auf, dass Monika verstummt war. Sie hatte keine Ahnung, seit wann.
„Monika!“
„Pscht“, machte die Herolder, „bloß nicht wecken das Nörgelchen, bevor es wieder loskrakeelt.“
Nelli tastete sich um den Tisch herum zu Monikas Liegeplatz.
„Ich verstehe nur noch nicht ganz, wie Sie das in der Praxis umsetzen wollen“, fragte die Herolder nach draußen, ohne sich um Nelli und Monika zu kümmern.
„Ganz einfach, wir schließen unter der Tür durch einen Vertrag. Wenn wir unsere Kopie in Sicherheit gebracht haben, lassen wir euch raus, und ihr könnt mit dem Buch anfangen. Das kann ja nicht länger dauern als ein paar Wochen. Bis dahin verschieben wir die Reise.“
Nelli hatte sich an Monikas Gesicht herangetastet, derweil sich die Herolder in ihren Dialog mit der anderen Türseite vertiefte.
„Monika?“
„Mir geht es gut“, kam flüsternd die Antwort. „Komm näher zu mir.“
Nelli legte ihr Ohr an Monikas Mund. Die Herolder plapperte über Vertragsklauseln und mögliche Vertragsbrüche.
„Willst du bei dem Krampf mitmachen?“, fragte Monika.
„Nein, natürlich nicht. Aber wie hast du denn das alles mitbekommen?“
„Das Gestöhne war nur gespielt.“
„Was?“, lachte Nelli erleichtert auf, „wieso?“
„Ist jetzt erst mal egal. Pass auf, ich hab einen Plan.“
Boris stand eine dämliche Freude ins Gesicht geschrieben. Er verschluckte Buchstaben vor Aufregung, als er seinen Plan vom Stapel ließ:
„Also, wir machn ds so, wir setzn glei was auf, einn wassrdichtn Vertrag an ihrm Computr obn, den wr dann untr dr Tür durchschiem. Sie unterschreim, schiebm zurück, und wir lassn Sie raus. Dann...“
„Nun frühstücken Sie mal nicht Ihre Zunge vor Gier, Sie kleiner Raffzahn“, unterbrach ihn von drinnen die Herolder. „Erst will ich ein paar Zigaretten auf Vorrat. Was zu trinken wäre übrigens auch nicht schlecht.“
Boris räusperte sich, wollte antworten.
„Die Tür bleibt zu. Nix zu trinken, bis ihr unterschrieben habt“, ging German dazwischen.
Bevor Boris neu ansetzen konnte, schlug die Herolder vor:
„Schiebt einen Schlauch unter der Tür durch und steckt ihn in einen Wassereimer. Beides gibt es im Waschkeller.“
„Igitt!“, murrte German.
„Das könnten wir wirklich machen“, flüsterte Boris.
„Wir sind doch nicht denen ihre Hotelpagen“, blieb German hart. „Die sollen erst mal...“
Ohne hörbaren Grund wurde auf der anderen Seite der Tür ein Schrei ausgestoßen. Etwas Schweres krachte auf den Boden. Frauenstimmen kreischten unverständliche Wörter.
Kampfgeräusche.
Ächzen und Stöhnen.
Boris und German strafften sich, glotzten blöde, lauschten kurz, dann hämmerte German gegen die Tür.
„He, da drin!“
„Hilfe!“, schrie die Herolder gegen den Lärm an. „Die bringen mich...“
Es folgten ein gurgelndes Geräusch, ein dumpfer Schlag gegen die Wand und dann Stille.
„Frau Herolder?“
Beide lauschten atemlos.
Ein leises Stöhnen war zu hören.
„Verdammt!“, fluchte Boris.
„Was?“
„Verdammt! Wir müssen da rein.“
German glotzte ihn an.
„Ich weiß nicht.“
„Wenn die sich gegenseitig umbringen, haben wir gar nichts davon und kriegen das womöglich noch in die Schuhe. Mach dich bereit.“
Boris fasste zum Schlüssel, warf
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