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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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Licht.“
    „Und was, wenn sie hereinkommen?“
    „Also“, kam von draußen wieder die Stimme des Hageren, „greifen Sie ruhig zu. Sie können so viele haben, wie sie wollen, es sind ja genug auf Lager.“
    „Ich weiß, was er meint“, flüsterte Nelli. Vorsichtig ließ sie die Schreibmaschine sinken, bis sie am Farbband hing, ging in die Hocke und ertastete die Tischkante.
    „Was haben Sie vor?“
    „Wir müssen mitspielen.“
    Nelli schwang die Beine vom Tisch, ging in die Hocke, kroch auf allen Vieren vom Tisch zum Türspalt, tastete nach dem, was der Hagere ein Friedensangebot genannt hatte, und seufzte erleichtert, als sie tastend erkannte, womit sie gerechnet hatte.
    „Na bitte!“, kam sofort von draußen die Stimme des Hageren. Er klang erleichtert.
    „Da, nehmen Sie“, flüsterte Nelli. „Legen Sie erst mal den Laptop weg.“
    Die Herolder rumorte mit dem Laptop, berührte Nellis Hände und schrie leise auf vor Entzücken, als sie erkannte, um was es sich handelte. Es dauerte keine Sekunde, da flammte eines der Streichhölzer aus dem Briefchen auf, das Nelli ihr gereicht hatte, und die Spitze der Zigarette erglühte unter dem ersten gierigen Zug. Der minimale Lichtschein erleuchtete ihre saugende Mundpartie.
    „Gott im Himmel, das war im letzten Moment“, flüsterte sie begleitend zum Rauchausstoßen. Nelli trat aus ihrem Dunstkreis und erwiderte: „Jetzt fangen Sie mal nicht an zu spinnen.“
    „Das tut gut, gell?“, fragte es von draußen. „Sie bekommen so viele wie Sie wollen. Aber Sie müssen uns dafür ein paar Fragen beantworten.“
    „Fragen Sie“, antwortete die Herolder so laut, dass Nelli leicht zusammenzuckte.
    „Gibt es irgendwo noch ein siebtes Konto?“
    Die Zigarettenspitze glomm auf, ein pustendes Geräusch folgte.
    „Nein. Und wenn es das gäbe, wäre es genauso überzogen.“
    „Wo ist dann das ganze Geld?“
    „Haben Sie sich das Anwesen hier mal angeschaut?“
    „Niemand ist so dumm, dass er sein gesamtes Geld in Haus und Grundstück steckt und nicht mal was für den Unterhalt zurücklegt. Sie müssen doch außerdem auch Einnahmen haben.“
    „Was an Tantiemen so hereintröpfelt, reicht, um die Löcher zu stopfen.“
    „Ersparnisse?“
    „Fehlanzeige.“
    „Das glaube ich Ihnen nicht.“
    „Ach nein? Dann fragen Sie sich mal, wozu eine einzelne Frau sechs Konten mit angeschlossenen Wertpapierdepots braucht.“
    Kurzes Zögern von draußen.
    „Ich weiß nicht.“
    „Um mit unterschiedlichen Arten von Wertpapieren zu zocken. Das war eines meiner kleinen Hobbys, aber da bin ich seit einiger Zeit leider genauso auf Entzug wie in den letzten Stunden nikotinmäßig.“
    Die Zigarettenglut veränderte abrupt ihre Position. Die Herolder hatte den Stummel fallen lassen. Bevor Nelli ans Austreten dachte, verglomm der rötliche Lichtpunkt von selbst.
    „Waren das genug Antworten für den nächsten Schuss?“
    „Aber ja“, antwortete der Hagere freundlich, und am Türspalt regte sich etwas. Diesmal verharrte Nelli auf der Tischkante, und die Herolder bemühte sich selbst nach unten.
    „Verbindlichsten Dank.“
    Noch in der Hocke ließ sie das nächste Streichholz ratschen. Nelli sah fratzenhaft ihre Gesichtszüge beim Ansaugen des ersten Zuges und den Schatten ihres Körpers, der gekrümmt war wie der eines Höhlenmenschen am Lagerfeuer.
    „Jetzt qualmen Sie uns nicht total ein. Die Luft ist schon schlecht genug.“
    „Nur die Ruhe. Ich bin ja dabei, uns hier rauszuholen.“
    „Das sehe ich noch nicht.“
    „Sind Sie bereit für die nächste Frage?“, kam es von draußen.
    „Immer zu.“
    „Jetzt will ich mal eine stellen“, erklang eine andere Stimme. Der Koloss hatte sich mit seiner seltsam säuselnden Stimme zu Wort gemeldet.
    „Was ging hier vor, als wir ins Haus gekommen sind?“
    „Ich wurde...“
    „Warten Sie“, fiel ihr Nelli wispernd ins Wort. „Da sollten wir nicht so leichtfertig die Wahrheit sagen, ohne Bedingungen daran zu knüpfen.“
    „Wir?“
    „Überlegen Sie mal: Bis jetzt waren die Rollen klar verteilt. Die fühlten sich als Täter. Was, wenn wir ihnen Anlass geben, sich als Opfer der Umstände zu fühlen?“
    „Die Rollen waren überhaupt nicht klar verteilt.“
    „Oh doch, denn die haben uns eingesperrt.“
    „Nachdem Nörgelchen mich k.o. gehämmert hatte und Sie beide mich mit vereinten Kräften hier herunter geschleift haben.“
    „Sie hatten Monika provoziert.“
    „Was ist denn los da drin?“, fragte der Hagere und

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