In eisigen Kerkern (German Edition)
und schlug ihnen dann die Schädel ein.“
Nelli stutzte. Sie schaute zu der Metalltür und hinunter zum Türspalt, erinnerte sich an die Zigaretten, die problemlos durchgingen – und an den flachen Schlüssel, der angeblich nicht durchgepasst hatte. Sie fühlte Monikas Blick auf sich ruhen, suchte und fand ihn und las darin: Man kann’s ja mal versuchen... Eine schelmische Reue lag in dem Blick, ein Ausdruck von: Tut mir leid, ich kann eben nicht anders. Nelli nickte ihr zu.
„Das mit den Schlüsseln müssen Sie uns näher erklären“, verlangte der ältere Polizist „überhaupt diese ganze Situation. Wie kam es dazu, wer waren die Eindringlinge, und wer war schon hier?“
Der jüngere mit Bart schüttelte den Kopf und sagte leise: „Ich glaub, das ist ein Fall für die Kollegen von der Mordkommission.“
Der Grauhaarige nickte zögernd und deutete mit verschwörerischen Blicken auf Nelli und Monika. Die Polizisten wurden sich mit einem weiteren Nicken einig.
„Tut uns leid“, sagte der jüngere und griff zu seinen Handschellen, „das sind sehr schwere Anschuldigungen. Bis der Fall geklärt ist, müssen wir Sie...“
Monika sprang, als sie die Bewegung zu den Handschellen sah, wie vom Blitz getroffen nach vorn, trat einer der Leichen auf die Rippen und stieß sich darauf ab wie auf einem Sprungbrett. Es knackte leicht in der toten Brust. Sie riss den älteren Polizisten nach hinten zu Boden Richtung Metalltür und zog ihm im Fallen seine Pistole aus dem Halfter.
Sofort hatte auch der andere Polizist seine Waffe gezogen, war einen Schritt die Treppe hoch zurückgewichen und hatte wieder seine in den Knien federnde Alarmhaltung eingenommen.
„Legen Sie die Waffe auf den Boden!“, forderte er Monika auf. Seine Stimme klang jetzt nicht so kalt-dienstlich wie bisher, sondern mühsam beherrscht und einstudiert warm und einfühlsam, ein krasser Kontrast zu seiner Körperhaltung. Sein Gesicht spiegelte den Widerspruch. Er hatte Angst. Die ganze Zeit schon.
Die beiden waren von Anfang an überfordert gewesen mit der Situation. Zwei Leichen im Keller – damit hatten sie im Leben nicht gerechnet, als sie dieses Haus betreten hatten. Die Notfallzentrale, wohl skeptisch angesichts Fiona Herolders Meldung, hatte einfach mal eine Streife geschickt, die gerade in der Nähe gewesen war.
Monika richtete sich auf und zielte mit der Dienstpistole auf den bärtigen Polizisten.
„Sie können gar nicht damit schießen“, behauptete er, „die Waffen sind für solche Fälle präpariert.“
Sie schüttelte ganz leicht den Kopf und ging, die Pistole vorgestreckt, in Richtung Treppe auf ihn zu.
„Ich will einfach nur hier raus“, sagte sie leise.
Der Polizist zielte auf ihren Bauch, hob leicht den Lauf, zielte auf ihren Kopf, wieder auf ihren Bauch.
„Ich kann Sie nicht gehen lassen“, sagte er mit einer Stimme, die zwischen Situation beherrschen wollen und Todesangst hin und her schwankte.
„Dann müssen Sie mich erschießen.“
„Monika“, sagte Nelli und trat ihr einen Schritt entgegen. Der grauhaarige Polizist lag am Boden, schaute an die Wand und wusste nicht, was er tun sollte. Man sah ihm an, dass ihm mehr als seine Lage die Tatsache zu schaffen machte, dass er sich hatte überrumpeln lassen.
„Monika“, sagte Nelli noch einmal und trat in die Schusslinie.
„Kommst du mit?“, fragte Monika.
Nelli schüttelte den Kopf.
„Wir können jetzt nicht mehr einfach gehen.“
„Und ob.“
„Nein.“
„Dann geh aus dem Weg!“
Nelli zögerte, nickte schließlich.
„Also gut, dann komm ich eben mit.“
Sie drehte sich um und wandte sich dem Polizisten zu: „Lassen Sie uns durch. Wir suchen uns einen Platz zum Reden und stellen uns dann.“
„Nein“, trotzte Monika.
„Das geht nicht“, sagte der Polizist, und es klang, als würde er Monika bestätigen.
„Wo sollen wir denn hin?“, fragte Nelli zu dem Polizisten gerichtet. „Es wird überall leichter sein als hier, verstehen Sie.“
Der Polizist schaute, schien zu begreifen und nickte. Er ließ seine Waffe sinken, wollte zur Seite treten. Auch Monika entspannte sich, zielte nicht mehr direkt auf ihn, sondern schräg an ihm vorbei.
Fiona Herolder, die still dabei gestanden, konzentriert beobachtet und die Lippen bewegt hatte, als könne sie damit das Geschehene und Gesagte in ihrem Hirn wie auf einer Festplatte aufzeichnen, hatte sichtlich auf eine Eskalation hingefiebert und verzog jetzt enttäuscht das Gesicht.
Schnell trat sie
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