In eisigen Kerkern (German Edition)
schräg hinter den Polizisten, schnitt Monika eine Grimasse, rief leise „He, Nörgelchen!“, presste ihre Handgelenke an der Innenseite zusammen und unterstrich ihre Geste mit einem frechen Grinsen: Die Handschellen klicken schon noch!
Wut brodelte in Monika auf. Sie riss die Waffe wieder hoch, zielte auf die Herolder, aber da die schräg versetzt neben dem Polizisten stand und jetzt hinter ihn flüchtete, sah es für ihn nach einem Angriff auf ihn selbst aus. Sofort riss auch er die Waffe hoch.
Nelli, aus der Schusslinie geraten, wollte wieder hineinspringen. Hatte es einmal funktioniert, die Lage zu entspannen, würde es auch noch einmal...
Es knallte zweimal so dicht hintereinander, dass es wie ein Doppelknall klang. Wie die guten alten Pulverblättchen, dachte Nelli, als sie den Einschlag spürte. Man haut mit dem Hämmerchen auf eines der Pulverblättchen, erwischt ein zweites mit, und es macht Paff-paff, kaum zu unterscheiden.
Schon seltsam. Wo blieb die Eskalation? War sie nicht gerade erfolgt? Aber es war alles so friedlich, so friedlich.
Gott sei Dank, es würde alles gut ausgehen.
An Monika geklammert sinkt Nelli gemeinsam mit ihr zu Boden und schließt die Augen.
Sie denkt: Das ist ein Traum, aber wenn es kein Traum ist, dann werde ich jetzt heimkehren. Sie steht an einer Tür, klopft an, geht hinein, aber drinnen ist alles schwarz und leer.
Ihr letzter Gedanke ist: Endlich...
Von Frau zu Frau – die Anspruchsvolle
Ausgabe 547
Schießerei im Keller
Von Chefreporterin Fiona Herolder
Ein friedliches Einfamilienhaus in zurückgezogener Stadtrandlage, bewohnt von einer alleinlebenden Frau. Ein ganz normaler Tag – der von einer Sekunde zur anderen in einen Alptraum umschlägt: Die Frau wird in ihrem eigenen Haus überfallen, niedergeschlagen, in den Keller gezerrt, gefesselt und geknebelt, tagelang eingesperrt ohne Wasser und Nahrung, und als sie sich endlich befreien, die Polizei zu Hilfe rufen und scheinbar aufatmen kann – kommt es doch noch zur Katastrophe.
Sie alle, liebe Leserinnen, haben in der Tagespresse fassungslos die nackten, grausamen, scheinbar nicht nachvollziehbaren Tatsachen erfahren. Der Fall, der bundesweit als „Schießerei im Keller“ Schlagzeilen machte, wird noch lange die Justiz beschäftigen. Vielleicht erfahren Sie dabei neue Fakten, vielleicht wird noch die eine oder andere aufsehenerregende kleine Tatsache ans Licht kommen.
Bei uns, in Ihrer „Von Frau zu Frau – die Anspruchsvolle“, erfahren Sie die unglaublichen Hintergründe, und zwar schon jetzt, aus erster Hand, unmittelbar und in den allerkleinsten Details. Denn die Frau, das Opfer, das in seinem eigenen Haus überfallen wurde, bin ich, Fiona Herolder, bekannt als Autorin der Erfolgsserie „Nellis Tagebuch – in den Krallen des Gletscher-Killers“ und des Buch- und Taschenbuch-Bestsellers mit gleichem Titel (Bestell-Nummern und weiterführende Infos siehe Kasten).
Wie Sie aus der Tagespresse wissen, war in das Drama in meinem Keller ebenjene Nelli Prenz nicht nur verwickelt – sie und ihre Stieftochter Monika Prenz waren die Hauptakteurinnen. Mit diffusen Zielen waren sie in mein Haus eingedrungen, und mag auch die Rolle der beiden Männer, die sie im Schlepptau mitbrachten, noch völlig ungeklärt sein, es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ein ausgeklügelter Plan hinter dem Überfall steckte. Welcher Plan das gewesen sein könnte, das werden Sie detailliert in der Serie lesen, die nächste Woche in Ihrer „Von Frau zu Frau“ startet.
Treue Leserinnen, die meine erste Nelli-Serie und das oben genannte Buch verschlungen haben, werden sich natürlich fragen: Wie ist das möglich? Warum passiert dieser Frau und ihrer Stieftochter schon wieder eine solche Tragödie? Und warum ist ausgerechnet die bekannte Reporterin nicht nur vor Ort, sondern in das Drama verwickelt?
Die Antwort ist ganz einfach: Da sind nicht zufällig zwei Frauen zwei mal – im Falle Nellis sogar drei mal – hintereinander in unbegreifliche Verbrechen verwickelt worden, nein; dahinter steckt ein und dasselbe Familiendrama, das nun seinen entsetzlichen Höhepunkt und traurigen Abschluss gefunden hat.
Natürlich muss ich mich als Vertreterin der Presse fragen, welche Rolle ich beim Verlauf der Ereignisse gespielt habe. Hätte ich erkennen müssen, wie labil Monika Prenz war, die nun aller Voraussicht nach viele Jahre in einer geschlossenen Anstalt verbringen, aber nach ersten Einschätzungen der Ärzte eines Tages
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