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In eisigen Kerkern (German Edition)

In eisigen Kerkern (German Edition)

Titel: In eisigen Kerkern (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Köhler
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nicht weichen zu wollen, die Arme.
    „Also, tut mir leid, dass ich das so deutlich sagen muss, Stefanie, aber das ist streng genommen immer noch mein Haus und Grundstück.“
    „Wie viel willst du?“
    „Was?“
    „Sag schon, wie viel? Nenn einen Betrag.“
    „Ich hab Monika nicht um Geld gebeten. Hat sie dir das etwa erzählt?“
    „Nein, so plump bist du natürlich nicht, davon gleich beim ersten Besuch anzufangen. Erst mal wurde das Drama der reuigen Sünderin aufgeführt.“
    „Also, das wird mir jetzt zu blöd, Stefanie. Wenn du nicht bereit bist, vernünftig mit mir zu reden...“
    „Zwischen uns gibt’s nichts zu reden!“
    „Wenn du das so siehst. Aber Monika hab ich was zu sagen. Also, wo ist sie?“
    „Nicht hier.“
    „Wo?“
    Stefanie lächelte böse.
    „Das wüsstest du gern. Aber sie will nicht, dass du es weißt.“
    „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Monika...“
    „Oh doch. Sie ist gestern gleich nach deinem Besuch abgereist, um dir ja kein zweites Mal begegnen zu müssen.“
    Nelli verzog das Gesicht und schüttelte skeptisch den Kopf.
    „Wohin denn abgereist?“
    „Ich bin nur hier, um ihr ein paar Sachen nachzuschicken, die sie vergessen hat.“
    „Also mal langsam, das war ein vollkommen vernünftiges Gespräch. Ich glaube nicht, dass...“
    „Ach, du glaubst nicht, dass sie das erst mal verarbeiten, erst mal begreifen musste, dass du dich tatsächlich erdreistest, hier nach über sieben Jahren wieder aufzukreuzen, und dass die Sache erst so richtig hochkam, als du dich längst wieder aus dem Staub gemacht hattest?“
    Nelli schloss die Augen, biss sich auf die Innenseite der Unterlippe und versuchte, Schmerz und Scham nicht zuzulassen. Nicht jetzt.
    „Ach, jetzt tu doch nicht so!“, rief Stefanie.
    „Ich wollte eigentlich nur...“
    „Was?“
    „Wenn ich ihr einen Brief schreibe, schickst du ihr den dann wenigstens mit ihren Sachen zu?“
    Stefanie schüttelte langsam den Kopf.
    „Und wenn du hier was in den Briefkasten steckst, kannst du es ebenso gut in den nächsten Mülleimer werfen.“
    „Kommt sie denn bald wieder?“
    „Eher nicht.“
    Nelli spürte Wut aufkommen.
    „Es ist verdammt wichtig!“
    „Dann sag’s mir.“
    Nelli schaute sie an und schüttelte langsam und entschieden den Kopf.
    „Wusste ich’s doch.“
    „Gar nichts weißt du. Es geht dich schlicht nichts an.“
    „Ich bin Monikas Vormund.“
    „Sie ist erwachsen.“
    „Aber ich habe die Hand auf dem Geld.“
    „Du bist so was von...“
    „Also?“
    „Es geht nicht um Geld, wie oft denn noch!“
    „Um so besser.“
    „Stefanie...“
    Nelli trat einen Schritt auf sie zu, schaute ihr in die Augen. Ihre Schwägerin verzog den Mund zu einem bösen Lächeln und setzte demonstrativ die Sonnenbrille auf. Nelli resignierte und wandte sich ab.
    „Na gut. Irgendwann kommt sie schon wieder“, murmelte sie und wusste dabei selbst, dass ihr Beharren nichts mehr mit dem eigentlichen Grund ihres Hierseins zu tun hatte. Es ging nur noch darum, nicht klein beizugeben, nicht das Gefühl zu haben, verjagt und verbannt worden zu sein. Sie klappte den Fahrradständer hoch, wollte zum Gartentürchen. Stefanie hielt sie am Lenker zurück.
    „Seit du verschwunden bist, hab ich oft an dich gedacht, viel öfter, als du dir vorstellen kannst.“
    Sie sprach ruhig und sanft, und Nelli, davon ausgehend, dass nun der erste Sturm vorüber war, wollte ebenfalls einlenken.
    „Stefanie, es tut mir wirklich so wahnsinnig leid. Ich kann mir denken...“
    „Kannst du nicht!“, fiel sie ihr ins Wort. „Hör mir einfach zu.“
    Nelli nickte.
    „Okay.“
    „Ich hab mir ausgemalt, wie es wäre, dich in die Finger zu bekommen.“
    „Was!“
    „Dir richtig weh zu tun, weißt du. Nicht seelisch, so wie du uns, sondern ganz brutal körperlich.“
    Stefanie lächelte starr. Es sah aus wie der Grinsemund eines Chitinpanzers. Da ihre Augen unter der Sonnenbrille nicht zu sehen waren, hatte Nelli das Gefühl, ein langhaariges Insekt mit großen, dunklen, blinden Facetten habe sie gepackt.
    „Du weißt ja nicht, was du sagst.“
    Nelli riss an ihrem Lenker, aber Stefanie hielt ihn eisern umklammert. Sie senkte die Stimme.
    „Keine Angst, das würde ich natürlich nie tun. Dich zu quälen, meine ich. Aber ich würde dich umbringen, schnell und schmerzlos, mit einem Messer vielleicht, wenn du Monika noch mal zu nahe kommst. Und dich dann irgendwo verscharren. Niemand würde dich vermissen. Das ist der Vorteil, wenn man es

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