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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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jemandem getroffen?
    Solowjow steckte seinen Ausweis wieder ein und hob den Umschlag mit den Fotos vom Boden auf. Gut, dass er sie schon eingesammelt und weggesteckt hatte. Trotz allem tat ihm der Mann, der jetzt auf die Trage gelegt wurde, schrecklich leid. Er versuchte, eine plausible Erklärung für Soja zu erfinden, schaffte es aber nicht.
    »Was ist passiert? Warum sind Sie hier?«, attackierte ihn die erzürnte Signora.
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, antwortete Solowjow aufrichtig.
    Die Signora öffnete den Mund, kam aber nicht mehr dazu, etwas zu erwidern, denn sie sah, dass ihr Mann hinausgetragen wurde, und stürzte sich auf den Arzt.
    »Wohin bringen Sie ihn? Wie ernst ist es?«
    »Sehr ernst«, sagte der Arzt. »Ein Schlaganfall. Wir bringen ihn in die Sklifossowski-Klinik, auf die Intensivstation.«
    »Ein Schlaganfall? Das kann nicht sein! Nikolai, kannst du mich hören? Warum zitterst du so?«
    »Er hört Sie nicht. Er hat Krämpfe«, erklärte der Sanitäter.
    Im Vorzimmer drängte sich eine kleine Menschenmenge, durch die sich die Sanitäter mit der Trage den Weg bahnen mussten. Soja rannte ihnen nach, drehte sich noch einmal zu Solowjow um und schrie: »Sie Mistkerl! Dafür werden Sie sich verantworten!«
    Alle im Vorzimmer starrten ihn an. Ein dicker Glatzkopf packte Solowjow am Arm und fragte schwer atmend: »Sind Sie von der Steuerfahndung?«
    Schlagartig wurde es still. Noch immer sahen alle Solowjow an.
    »Nein«, sagte er, »ich bin Kriminalbeamter. Lassen Sie mich bitte durch.«
    Die Menge trat beiseite. Draußen heulte eine Sirene. Der Notarztwagen brachte Sazepa weg. Auf der Straße holte Solowjow sein Mobiltelefon heraus und wählte, ohne nachzudenken, eine Nummer. Wen er anrief, wurde ihm erst bewusst, als abgenommen wurde.
    »Hallo.«
    »Ich bin’s. Kannst du gerade reden?«
    »Dima, wo hast du gesteckt?« An ihrer Stimme erkannte er, dass sie lächelte. »Weißt du, ich wollte dich anrufen … Gleich, einen Augenblick. Nein, nicht du. Entschuldige. Ist etwas passiert?«
    »Ja.«
    »Ja, natürlich, was für eine dumme Frage. Brauchst du meine Hilfe?«
    »Ich muss dich sehen. Wann treffen wir uns?«
    »Wann du willst. Heute Abend gegen sieben?«
    »Ich hole dich um sieben in der Klinik ab.«
    »Gut. Ja, ich komme schon. Dima, was ist mit deiner Stimme? Bist du erkältet?«
    »Nein, Olga. Ich bin gesund. Ich habe nur schlecht geträumt.«
    »Offenbar sehr schlecht, wenn du noch immer so klingst. Aber du hast doch Träume nie ernst genommen, du hast nie einen Traum behalten und behauptet, das sei alles Unsinn. Also, was ist los mit dir?«
    »Ich habe gerade mit einem Mann gesprochen, mit einem Zeugen, und er hat einen Schlaganfall erlitten.«
    »Aha, also kein böser Traum. Ein Zeuge im Mordfall Shenja Katschalowa?«
    »Woher weißt du, wie das getötete Mädchen hieß?«
    »Erzähle ich dir nachher. Also, was ist das für ein Zeuge?«
    »Ein Mann um die sechzig. Er hat sich zwei Jahre lang heimlich mit dem Mädchen getroffen und für Geld mit ihrgeschlafen. Jetzt wird er auf die Intensivstation gebracht. Der Arzt sagt, es gibt kaum eine Chance, dass er es schafft.«
    »Wirst du Unannehmlichkeiten haben?«
    »Selbstverständlich. Er ist ein hohes Tier. Aber darum geht es nicht. Ich fühle mich, als hätte ich ihn getötet. Er sagt, das Mädchen hätte Pornofilme gemacht. Du hattest wahrscheinlich von Anfang an recht. Er hat den Namen des Pornofilmers genannt. Mark. Mehr weiß er allerdings nicht. Wieder eine Sackgasse.«
    »Warum eine Sackgasse? Der Internet-Moloch heißt Mark.«
    »Bist du sicher, dass das sein richtiger Name ist?«
    »Wer weiß? Hör mal«, sie flüsterte rasch, »ich habe hier einen Patienten, der wurde vom Riesenrad im Kulturpark runtergeholt, er hat angeblich das Gedächtnis verloren, aber er simuliert, er versteckt sich vor irgendwem. Ein widerlicher Typ, mir wird regelrecht übel von ihm. Als ich mit ihm sprach, zitierte er Texte von Moloch, fast wortwörtlich. Ich glaube, das ist er.«
    »Wer?«
    »Der Pornograph. Irgendwer ist hinter ihm her, und nun verkriecht er sich. Sie haben gleich seine Fingerabdrücke genommen, aber du weißt ja, wie lange so eine Überprüfung bei euch dauert.«
    »Ich verstehe, ich versuche, das zu beschleunigen. Behalt ihn ruhig erst mal bei dir. Und heute Abend zeigst du ihn mir.«
    »Auf jeden Fall. Ich habe auch Guschtschenko angerufen, er soll ihn sich mal ansehen. Er ist gut darin, Simulanten zu knacken.«
    Ihn hat sie

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