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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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außerdem war niemand in der Nähe. Bis auf zwei kleine Kinder.
    Den Jungen erkannte er sofort. Der kleine Petja. Und das Mädchen Ljuda. In zerlumpten Kleidern und kaputten Schuhen drehten sie sich auf dem windschiefen Karussell auf dem Hof. Durch das Dröhnen vom Prospekt her draußen hörte derWanderer ihre Stimmen. Sie sangen, die Worte kindlich entstellend:
     
    Popcorn in Kino un Kekse mit Suckaguss,
    Nis isso geil wie ein Sungenkuss.
     
    Das war ein so offenkundiges Zeichen, dass der Wanderer erst fröstelte und dann schwitzte.
    Mit diesem Lied hatte für ihn eine neue Etappe begonnen. Er hatte den Videoclip im Fernsehen gesehen, und beim Anblick des Mädchens darin hatte sich sein Herz zusammengekrampft. Der Engel in ihr kämpfte und schrie so, dass der Bildschirm vibrierte. Der Engel flehte den Wanderer an: »Rette mich! Ich sterbe!«
    Der Wanderer hatte überlegt, wie er sie finden könnte. Und war plötzlich im Netz auf sie gestoßen. Dort sah sie zwar anders aus, aber er hatte sie natürlich erkannt.
    Sie verkaufte sich, und er hatte sie gekauft.
    Und nun diese beiden kleinen Kinder. An sie war schwerer heranzukommen, aber ihm würde schon etwas einfallen. Die beiden Engel riefen verzweifelt um Hilfe, mit demselben geschmacklosen Schlager.
    Aber erst die Wandlingsfrau.
    Das Handy in seiner Tasche klingelte. Noch ein Fehler, registrierte er mechanisch. Er hätte den Apparat ausschalten und im Auto lassen müssen. Aber außer den Kindern war niemand auf dem Hof, also nahm er ab.
    Die Stimme im Hörer zwang ihn, in die Realität zurückzukehren und wieder die dicke Hominidenhaut anzulegen. Fünf Minuten später saß er im Auto, streifte die hässliche Trainingshose ab, wechselte die Schuhe und wischte sich das Make-up vom Gesicht.
    Er war ruhig und mit sich zufrieden. Nun wusste er, wann und wie er die Wandlingsfrau töten würde.
     
    Den attraktiven grauhaarigen Playboy, der zusammen mit der großnasigen Blondine hereinkam, hatte Ika schon malgesehen. Oder er sah einem Hollywoodschauspieler verblüffend ähnlich.
    Wowa sprang sofort auf und stand stramm. Der Schönling lächelte und zwinkerte Ika fröhlich zu.
    »Hallo.«
    »Leck mich!«, antwortete Ika.
    »Pfui, wie grob.« Der Schönling verzog das Gesicht, sah sich im Zimmer um und setzte sich in einen Sessel. »Ich heiße Matwej. Und du bist Ika, wenn ich das richtig sehe. Komm, setz dich mal ein bisschen näher zu mir, so kann ich mich ja gar nicht richtig mit dir unterhalten.«
    Ika saß auf dem Fußboden, zwischen Computertisch und Bett. Das war ihre Lieblingsecke, und dort saß sie, seit der debile Wowa sie mit der Pistole bedroht hatte. Sie hatte nicht die Miliz angerufen. Sie saß da und blätterte in Magazinen.
    Nach anderthalb Stunden tauchten die beiden auf, der Schönling und die Blondine.
    »Hast du nicht gehört? Steh auf!«, sagte die Blondine.
    Ika rührte sich nicht. Wowa ging zu ihr, schleuderte die Magazine beiseite, packte Ika unter den Armen, hob sie hoch wie eine Puppe und trug sie in die Mitte des Zimmers. Sie wand sich und trat ihm mit der nackten Ferse in den Bauch. Sie stieß sich heftig die Ferse, Wowa aber schien den Tritt gar nicht zu spüren. Er hielt sie vor dem Schönling in der Luft, bis dieser sagte: »Setz sie in einen Sessel, mit dem Gesicht zu mir. Und dann lasst uns anfangen, Kinder. Wir verlieren Zeit.«
    Die Blondine, die Toma hieß, wie sich herausstellte, setzte sich vor den Computer und schaltete ihn ein.
    Das kannst du vergessen, blöde Kuh. Marks Passwortschutz …, dachte Ika.
    »Tja, meine Kleine«, sagte Matwej seufzend. »Wir haben deinen Moloch gefunden. Rate mal, wo? Da kommst du nie drauf.«
    Ika schwieg mit gesenktem Kopf, betrachtete ihre nackten Füße und registrierte, dass es Zeit war für eine Pediküre.
    »Der Ärmste ist durchgedreht, und nun sitzt er in der Klapsmühle. Ich fürchte, da wird er eine Weile bleiben. Du hast also massive Probleme, meine Schöne. Erstens mit der Wohnung. Die hier ist gemietet, und er ist mit der Miete drei Monate im Rückstand. Hier kannst du also kaum bleiben. Aber es gibt ja noch zwei andere Adressen. Die kennen wir nicht, dazu brauchen wir deine Hilfe. He, hörst du mir zu?«
    Ika wandte sich ab. Sie sah zu, wie Toma in Marks Computer herumfuhrwerkte. Diese Ratte hatte wahrhaftig alle schlauen Passwörter geknackt und schaute sich nun Szenen aus dem letzten, noch nicht geschnittenen Film an.
    »Professionell gemacht, da kann man nicht meckern«, sagte Matwej,

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