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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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auch die restlichen achttausend versprochen. Danach haben wir uns nicht mehr gesehen.«
    »Was hat sie über ihren Zuhälter gesagt?«
    »Nichts. Nur, dass er Mark heißt, wie weiter, wisse sie nicht, dass er ein Mistkerl sei und alles mit versteckter Kamera filme.«
    »Und Sie haben ihr sofort geglaubt? Ihnen ist nicht der Gedanke gekommen, dass sie sich das vielleicht nur ausgedacht hat?«
    »Anfangs glaubte ich ihr nicht. Weil ich es einfach nicht glauben wollte. Aber dann wurde mir klar: Wenn sie von mir Geld genommen hat, warum nicht auch von anderen? Ich beschloss, die Beziehung zu ihr abzubrechen. Das fiel mir sehr schwer und tat weh, aber ich sah keinen anderen Ausweg.«
    »Und Sie wollten ihr kein Geld mehr geben?«
    »Nein.«
    »Hat sie es nicht verlangt?«
    »Nein. Nach jener letzten Begegnung hat sie mich nicht mehr angerufen.«
    »Sie hat nicht angerufen. Aber Sie sind trotzdem zu ihrem Haus gefahren, haben im Auto lange davor gesessen und Ihrer Frau am Telefon vorgelogen, Sie seien in Ihrem Büro auf einer Sitzung. Haben Sie Shenja beobachtet?«
    Sazepa hob den Blick und sah Solowjow zum ersten Mal offen an, verzog aber sofort das Gesicht und wandte sich ab – er hatte offenbar noch immer Kopfschmerzen.
    »Ich habe sie nicht beobachtet. Ich hatte Sehnsucht nach ihr. Schreckliche Sehnsucht. Und sie war schon tot! Mein Gott, tut das weh.«
    Er stand vom Sofa auf und wankte zu einer unauffälligen Tür zwischen zwei Bücherschränken. Ein Schloss schnappte. Solowjow hörte unheimliche bellende Laute. Sazepa weinte oder übergab sich. Solowjow schaute ins Vorzimmer. Die Sekretärin saß am offenen Fenster auf dem Fensterbrett und rauchte.
    »Entschuldigen Sie, hat Sazepa einen Hausarzt?«, fragte Solowjow.
    »Ich glaube ja. Aber die Nummer habe ich nicht. Fragen Sie ihn.«
    »Das habe ich schon. Er weigert sich.«
    »Dann müssen wir Soja anrufen, seine Frau.«
    »Ja, tun Sie das bitte. Sonst muss ich einen Notarzt rufen.«
    Solowjow ging wieder ins Büro und schloss die Tür. Sazepa war bereits zurück von der Toilette und saß am großen Tisch. Sein Gesicht war feucht, und er atmete noch schwerer. Er hielt sich nur mit Mühe aufrecht. Solowjow fragte nicht nach dem Hausarzt, er sah, dass die Zeit knapp wurde – Sazepa konnte jeden Augenblick zusammenbrechen. Womöglich stand er kurz vor einem Schlaganfall. Solowjow stellte die Frage, die ihm am vordringlichsten schien.
    »Woher haben Sie die Fotos?«
    »Die wurden mir zugespielt.«
    »Sie haben doch versprochen, nicht mehr zu lügen.«
    »Nein, bitte, ich kann nicht, dieser Mann ist ein Ungeheuer«, murmelte Sazepa und rutschte langsam zur Seite, über die Armlehne. Solowjow fing ihn auf und setzte ihn in einen Sessel.
    Sazepa war bewusstlos. Sein Gesicht war verzerrt, der linke Arm baumelte schlaff herunter.
     
    »Und was habe ich damit zu tun?«, fragte Vaselin.
    Anton starrte ihn mit aufgerissenen Augen an. Dieser Mann hatte soeben vom grässlichen Tod der jungen Shenja Katschalowa erfahren, eines minderjährigen Mädchens, das in ihn verliebt war, und seine einzige Reaktion darauf war diese Frage.
    »Die Obduktion hat ergeben, dass Shenja schwanger war. Siebzehnte Woche. Ein Junge. Ihr Kind.«
    »Woher wissen Sie, dass es meins war?«
    »Das hast du nun davon, du Idiot«, flüsterte Natascha.
    Sie saß abgewandt da und schaute aus dem Fenster. Ihre Lippen zitterten, Anton wusste nicht recht, ob sie lachte oder gleich in Tränen ausbrechen würde.
    »Das kann von sonstwem gewesen sein!«, zischte Vaselin.
    »Wann haben Sie Shenja zum letzten Mal gesehen?«, fragte Anton.
    »Sonntagabend. Im Klub. Wir sind früh gegangen. Sie sagte, sie müsse sich noch mit ihrem Lehrer treffen. Gegen zehn hab ich sie mit dem Taxi in der Nähe ihres Hauses abgesetzt, vor dem Kasino.«
    »Mit ihrem Lehrer? Wissen Sie, wie er heißt?«
    »Natürlich nicht. Nur, dass er ihr Klassenlehrer ist und Russisch und Literatur unterrichtet.«
    »Hat Sie Ihnen erklärt, warum sie sich so spät mit ihm treffen wollte?«
    »Das wusste sie selbst nicht. Er hat sie hinbestellt. Per Telefon. Ich habe gehört, wie sie mit ihm gesprochen hat.«
    »Haben Sie ihn gesehen?«
    »Nein. Das Taxi hat ziemlich weit entfernt gehalten, auf der anderen Straßenseite. Ich habe sie nur noch rüberlaufen sehen.«
    »Er war am Sonntag um Viertel nach zehn zu Hause«, sagte Natascha, »und ist nicht mehr weggegangen. Das kann ich offiziell bezeugen, wenn nötig.«
    »Kann noch jemand außer Ihnen das

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