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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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einen anständigen Sicherheitsdienst engagieren, der Papiere und Taschen kontrolliert! Oder, Olga, bin ich etwa schuld?«
    »Nein, natürlich nicht. Im Gegenteil, du hast mir sehr geholfen, als Marik die Pistole in der Hand hatte.«
    »Danke für die guten Worte, aber sagen Sie das mal dem Chef, der Teufel soll ihn holen!« Dann nickte Sina zu Ika hinüber. »Die Kleine da, ist das die Tochter vom Karussellfahrer?«
    »Nein. Seine Freundin«, sagte Solowjow.
    »Ach was! Sie ist doch noch ein Kind! Mein Gott! Oje, sie fällt gleich um, sehen Sie, wie sie zittert.«
    Olga ging zu Ika und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Komm, wir trinken einen Tee und reden ein bisschen.«
    »T-tee?« Ika hob erstaunt die verweinten Augen. »Ja, m-mir ist so kalt.«
    Zu dritt gingen sie ins leere Arztzimmer. Olga setzte Ika aufs Sofa und schaltete den Wasserkocher ein.
    »Weißt du, Moloch hat erneut jemandem Indizien untergeschoben«, sagte Solowjow, »und zwar wieder einem Lehrer. Du hattest also recht. Shenja ist schon sein neuntes Opfer. Erst die fünf blinden Waisen in Dawydowo, dann die drei Jugendlichen, und nun Shenja.«
    »Du hast noch zwei vergessen. Das erste Mädchen, das er mit fünfzehn, sechzehn getötet hat, und Anatoli Pjanych.«
    »Ja, natürlich. Verzeih mir.«
    »Was denn, Dima?«
    »Dass ich dir nicht geglaubt habe.«
    »Ach was, Unsinn. Ich habe mir selbst nicht recht geglaubt. Und außerdem hilft es sowieso nicht, dass ich recht habe. Wir stecken wieder in einer Sackgasse.«
    »Wieso? Der Lehrer kann ihn identifizieren, auch der Wachmann aus dem Kasino. Und wenn wir nach Dawydowo fahren, wie du es schon lange vorhattest, dann erinnert sich dort bestimmt auch mancher an dies oder jenes.«
    »Hast du etwas, das du ihnen zur Identifizierung vorlegen kannst?«, fragte Olga.
    »Nein.«
    Sie sprachen sehr leise. Ika hörte sie nicht, sie saß zusammengekrümmt da, den Kopf zwischen den Schultern. Der Wasserkocher schaltete sich mit einem lauten Knacken ab. Ika schrak auf, als wäre sie gerade aufgewacht, und fragte: »War M-mark g-gleich tot?«
    »Ja, sofort. Die Kugel hat das Herz getroffen. Er dürfte kaum etwas mitbekommen haben.« Olga stellte Tassen und eine Keksdose auf den Tisch.
    »D-den Killer hat M-matwej geschickt!«, sagte Ika.
    »Woher weißt du das?«, fragte Solowjow.
    »Er hat t-telefoniert. Ich habe n-nicht alles g-gehört. Aber er hat gesagt: Handle, wie abgesprochen.«
    »Matwej?« Olga runzelte die Stirn. »Wer ist das?«
    »Matwej Groschew. Ich erkläre es dir später«, sagte Solowjow.
    »Matwej Groschew?« Olga ließ beinahe die Zuckerdose fallen. »Mein Gott, was hat er damit zu tun?«
    »Du kennst ihn?«, fragte Solowjow erstaunt.
    »Seit einer Ewigkeit! Matwej Groschew ist Psychologe, er galt eine Zeitlang als gefragter Wunderheiler. Ein Hochstapler, aber charmant und gebildet. Er hat die Vorlesungen von Kirill Guschtschenko besucht. Als unser Team gebildet worden war, hat er für uns eine Reise in die USA organisiert, zum Institut für Verhaltensforschung des FBI. Später gehörte er irgendwie zur Duma, und jetzt ist er Sekretär eines Fraktionschefs. Ach ja, als unser Team aufgelöst wurde, hat er mir eine Stelle in einer Privatklinik angeboten, als Psychotherapeutin. Ein Wahnsinnsgehalt, aber ich habe abgelehnt, das ist nicht meine Fachrichtung, und außerdem gehört diese Klinik wohl zum FSB.«
    Olga hängte Teebeutel in die Tassen und goss Wasser auf. Es klopfte, und Anton schaute herein.
    »Entschuldigen Sie, die Spurensicherung ist jetzt fertig.«
    »Gut. Sie sollen schon fahren. Möchtest du einen Tee?«
    »Danke, gern. Bin gleich wieder da.«
    »Matwej Groschew also«, murmelte Solowjow, als Anton die Tür geschlossen hatte. »Ich bin ihm einmal auf einem Bankett begegnet. Du hast recht, er ist charmant und gebildet. Weißt du, dass er der Verwalter eines sogenannten Gästehauses des ZK der KPdSU in Dawydowo war? Von 1982 bis 1986.«
    »Ein Gästehaus? So eine schicke Villa hinter einer Betonmauer, auf der anderen Seite des Sees?«
    Anton kam zurück. Olga schenkte ihm Tee ein.
    »Was ich noch sagen wollte, Dmitri, er wird sie bestimmt nicht in Ruhe lassen.« Anton nickte zu Ika hinüber. »Und sie weiß nicht, wo sie hin soll.«
    »Was schlägst du also vor?«
    Anton räusperte sich, wandte sich ab und betrachtete eingehend einen Fleck an der Wand.
    »Ich w-weiß nicht. Sie könnte erst mal zu mir.«
    »Was meinst du, Ika?«, fragte Olga. »Was hältst du von dem

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