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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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machen.
    Außerdem sah Max mich nicht besonders freundlich an.
    »Hallo, Holde«, seufzte er. »Kannst du mir verraten, wie du das machst?«
    Ich warf Großmutter einen vorsichtigen Blick zu. »Hm.«
    »Ich dachte, bis zum nächsten ungeklärten Todesfall verstreichen 50 Jahre. Aber nein. Kaum ein paar Monate später ist der Organist tot.« Er sah mich mit einem ironischen Lächeln an. »Und wer steht neben der Leiche?«
    »Ich habe mich nicht übergeben«, erwiderte ich stolz. »Das ist doch schon mal eine Verbesserung.«
    »Der Wanninger war auch nicht nackt«, mutmaßte er und schien mit einem echten Grinsen zu kämpfen. Dann wurde er wieder ernst. »Und nach der dritten oder vierten Leiche wirst du vielleicht auch gelernt haben, dass man sofort die Polizei ruft. Im Fall des Falles.«
    Hm. Das war eigentlich gerade das, was ich mir abgewöhnen wollte. Denn wenn uns nicht der Pfarrer bei der Leiche erwischt hätte, dann würden keine Blombergs bei uns in der Küche sitzen. Großmutter müsste sich keine Gedanken über Pudscheks machen. Wir würden still und leise unsere Weihwasserkessel auffüllen, unseren Strahlenapparat bedienen und uns um unseren untoten Papst Luiciano kümmern. Außerdem hätten Max und ich keine Diskussionen darüber, was man macht, wenn man eine Leiche findet. Ich behielt diese Überlegung für mich.
    »Bist du im Dienst?«, fragte ich misstrauisch.
    »Noch nicht«, erwiderte er mürrisch. »Aber ich soll die Zeugenbefragung durchführen. Anscheinend war Großmutter nicht besonders kooperativ.«
    Nicht kooperativ. Wenn die uns auch zwei Typen schickten, die wie frisch aus Amerika aussahen. Da hätte sich doch der Schorsch gleich denken können, dass das nicht funktioniert.
    »Ja. Und weißt du, wieso? Weil die dummen Seppeln sie nach dem Pudschek gefragt haben«, fauchte ich ihn an. »Und dann sagt jeder, Großmutter ist verrückt. Sie hat ihnen ganz korrekt geantwortet. Pudschek hatte einen Walkjanker an. Als sie ihn tot gefunden haben.«
    Tief in mir drinnen brummte schon wieder das schlechte Gewissen. Wieso hatte eigentlich Großmutter den toten Pudschek gefunden? Irgendwie war das schon etwas zu viel des Zufalls. Da sterben zwei Organisten im selben Dorf, und jedes Mal findet ihn Großmutter. Max sah mich etwas zu durchdringend an, vielleicht weil ich schuldbewusst guckte oder weil er sich denken konnte, dass ich beim nächsten Leichenfund garantiert still und leise davonschleichen würde.
    Er verdrehte die Augen. »Weißt du, wie das für mich ist? Schließlich ist Großmutter die Großmutter meiner Freundin.«
    Ich strahlte ihn an. Ja. So war das. War das nicht wunderbar? Ich war seine Freundin. Und jeder wusste es. Inzwischen sogar die vom CIA. Andererseits hatte ich keine Lust, dass sich Großmutter einbildete, dass Max auch vom CIA war. Bis jetzt war sie ihm gegenüber unglaublich aufgeschlossen gewesen. Bis auf die Sache mit der Kurtisane, da mussten wir uns zurückhalten. Kein Händchenhalten, Küssen oder sonstige Schweinereien.
    »Sie war’s nicht«, flüsterte ich.
    »Lisa«, flüsterte er zurück, »ich muss wissen, was sie gesehen hat.«
    Hm. Das war schwierig. Denn das, was sie sah, und das, was sie meinte zu sehen, waren zwei grundverschiedene Dinge.
    »Und danach befragst du mich?«, bohrte ich misstrauisch nach.
    »Ja. Hochnotpeinlich«, grinste er und schüttelte dann den Kopf. »Natürlich nicht. Du gehst mal schön auf die Wache.«
    »Der Schorsch ist ein Depp«, murrte ich beleidigt. Eine hochnotpeinliche Befragung von Max war bestimmt angenehmer, als Schorsch dabei zuzusehen, wie er mit der Schreibmaschine Buchstaben in ein Papier stanzte.
    »Sag das nicht. Er hat einen Lehrgang gemacht.«
    Der Schorsch und ein Lehrgang. Er hat schon in der Grundschule immer während des Unterrichts geschlafen. Da konnte ich mir bestens vorstellen, was bei so einem Lehrgang herauskam. Es wusste doch jeder, dass man Lehrgänge nur machte, um sich nicht im Büro den Hintern platt zu sitzen. Außerdem glaube ich nicht, dass sie bei Lehrgängen wirklich wichtige Dinge lernen. Eine wichtige Sache wäre zum Beispiel der Umgang mit der Sirene. Dass man die nicht unbedingt einschalten muss, wenn man zu einem Einbruch gerufen wird. Außer natürlich, man will die Einbrecher vorwarnen. Der Schorsch dagegen hat schon immer gesagt, die Sirene sei ein wichtiges Mittel, um mit keinen zwielichtigen Gestalten in Kontakt zu kommen. Sehr vernünftig für einen Polizisten, finde ich. Zwielichtige

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