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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Gestalten zu meiden, wo es nur geht.
    Wie man also mit dem Schorsch irgendeinen Fall aufklären konnte, war mir ein Rätsel.
    »Außerdem macht das der Blomberg«, setzte er hinzu, als er meinen skeptischen Blick sah.
    »Der vom CIA?«, fragte ich nach und grinste dann, als er schon wieder diesen speziellen verzweifelten Blick bekam, den er immer hatte, wenn es in unserer Familie um den CIA und den KGB ging.
    »Oma«, sagte ich laut. »Setz dich doch. Wir reden grade über den Wanninger.«
    »Der alte Teifel«, grummelte Großmutter, und ich zuckte zusammen. O.k. Das blieb in der Familie. Aber trotz allem war Max ein Polizist. Und bei einer Mordermittlung sollte man nicht allzu verdächtige Sachen von sich geben.
    »Der Max hat g’fragt, ob’s recht gruselig war«, versuchte ich sie abzulenken.
    Max verdrehte die Augen. Ich verdrehte auch die Augen. Er wollte damit sagen, dass kein normaler Polizist so eine dämliche Frage stellen würde. Ich wollte damit sagen, dass er von einem einfühlsamen Verhör keine Ahnung hatte.
    »Ah geh«, antwortete Großmutter und setzte sich zu uns. Ihre Hände huschten über den Tisch, suchten nach Krümeln, die nicht da waren. Ihr Blick huschte auch, von mir zu Max, wieder zurück. »Was du wieder meinst, Lisa. Ich hab halt des Weihwasser g’holt. Weißt schon, hint’ im Eck. Und der Wanninger hat g’spielt.«
    Ich sah erschrocken zu Max. Der musterte aber Großmutter. Dann hatte der Wanninger also noch gelebt, als Großmutter in die Kirche gekommen war. Das bedeutete außerdem, dass Großmutter zusammen mit dem Mörder in der Kirche gewesen war. Und außerdem, mir wurde wieder furchtbar schlecht, bedeutete es, dass wir jede Menge Ärger bekommen würden. Der Blomberg würde nämlich eins und eins zusammenzählen. Er würde sich sagen, die Wild, die ist gekommen, und der Pudschek hat gelebt. Und die Wild, die ist gegangen, und dann war er tot.
    »Und dann?«, bohrte ich weiter. Mein Mund war trocken geworden.
    »Des war gruselig. Viel gruseliger, als a Leich sei kennt«, antwortete Großmutter. Ihre Hände wanderten über die Holzplatte und hielten nie an. »Der neumodische Krampf, der neumodische. Und da hab ich mir dacht, des sag ich ihm etzt amal. Dass des a Krampf is.« Sie sah mich an. Ihre Pupillen waren spitz und bohrend, sie lächelte nicht.
    »Des kannst ja ned anhörn. Richtig falsch hat des klungen. Also wirklich. Und bei der nächsten Mess müssen s’ alle anhören. Und keiner sagt was. Die Mistmatzn, die greißlichen. Da schimpfen s’ und tun s’, aber sagn tun s’ nix.«
    »Sie« waren vermutlich ihre Rosenkranztanten, mit denen sie sich in den letzten Wochen wieder besser verstand.
    »Da hab i ma denkt, etzt, etzt sag i’s eam amal.«
    Max sah mich verständnislos an.
    »Jetzt sagt sie es ihm einmal«, übersetzte ich. »Dass er beschissen Orgel spielt.«
    Großmutter warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Geh, sagt ma des, Mädl. Was soll der Max von uns denken?«
    Das wollte ich lieber nicht wissen, was der sich gerade dachte.
    »Und, was hat er gesagt?«, bohrte ich weiter. Mir wurde gerade übel. Sterbenselend und speiübel. Vielleicht würde ich mich jetzt übergeben müssen.
    »Dann bin ich rauf«, sagte sie. »Und da hab i mir denkt, die Bet, die könnt besser putzen. Da im Abstellraum. Nie putzt s’ da. Und s’ letzte Mal hat s’ sogar nach der Hochzeit die Blätter ned wegg’räumt. So a faules Drutscherl.«
    Max warf mir wieder einen Blick zu, aber ich verzichtete auf eine kommentierte Übersetzung. Was ging den Max die Bet an. Die hat noch nie so geputzt, wie’s meine Großmutter gut gefunden hätte. Nämlich immer nur dort, wo der Pfarrer tanzt, wie Großmutter zu sagen pflegt. Also dort, wo es alle sehen, und nicht in irgendwelchen Abstellräumen, wo sowieso nur der Wanninger reinrumpelt.
    »Und dann? Was hast du ihm denn gesagt?«
    »Ja nix.« Großmutter sah mich böse an. »Lass mi halt ausredn. I geh grad hoch. Und dann hat er sich auf’d Orgel g’legt. Und i hab mir denkt, wart nur, Birscherl.«
    Max sah mich verständnissuchend an. »Warte nur, Bürschchen«, übersetzte ich. »Hat Großmutter gesagt, als sich der Wanninger auf die Orgel gelegt hatte.«
    Max sah nicht so aus, als könnte er nachvollziehen, wie man den ausgewachsenen Wanninger als Bürschchen bezeichnen konnte.
    »Das ist doch keine Musik«, sagte sie auf Hochdeutsch, als hätte sie gemerkt, dass der Max nichts verstand. »Alle Töne, die er erwischt,

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