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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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runterzudrücken. Und dann ist’s laut geworden. Das hat ja in den Ohren wehgetan.«
    »Hm«, nickte ich beipflichtend. Da konnte ich wirklich nur zustimmen.
    »Böse war ich, richtig böse. Kann der nicht normal Orgel spielen?« Sie sah Max zornig an, als wäre er der Organist und würde sich über die Tasten legen. »Einfach in die Tasten reinhauen, als wären wir alle stocknarrisch g’worden. Das lassen wir uns nicht mehr gefallen. Der braucht mir nix erzählen von Zäsar Frank. Dann muss er halt ein bisserl üben, wenn er’s nicht g’scheit kann. Oder was anderes spielen. Hätt er ned Maria, breit den Mantel aus spielen können? So ein schönes Liedl.«
    Sie hielt inne und sah Max nachdenklich an. Max und ich starrten gebannt auf Großmutter.
    »Und? Was hat er geantwortet?«, fragte ich schließlich.
    »Und dann bin i rein.«
    Ich bekam plötzlich nicht mehr richtig Luft. Meine Kehle war viel zu eng für die viele Spucke, die ich im Mund hatte und nicht mehr runterschlucken konnte. Großmutter machte eine Pause, sah uns alle bedeutungsvoll an.
    »Und?«, fragte ich atemlos.
    »Was und?«, wiederholte sie mürrisch. »Was soll scho g’wesen sei? Da is er halt g’legn.« Sie runzelte die Stirn.
    Ich spürte eine Panikattacke anrollen. Diese Angst vor dem Nichts. Diese Angst davor, im Weltraum ausgesetzt zu werden und klein und hilflos im schwarzen All herumzutrudeln.
    »Und sagn hab ich ihm aa nix mehr kenna.«
    »Sie konnte ihm nichts mehr sagen«, übersetzte ich vorsichtshalber, damit Max nicht auf die Idee kam, dass Großmutter vor lauter Zorn über die Musik ein paar Mal zugestochen hatte.
    »Das habe ich verstanden«, seufzte er nur.
    »Akkurat da muss er sterben, der hundsmiserabliche«, empörte sich Großmutter. »Da hätt er auch noch ein bisserl warten können, bis ich ihm des g’sagt hätt. Ich wollt’s ihm ja scho länger sagn. Aber, Mädl, das habe ich dir schon immer gesagt. . .«
    »Ja. Ja. Nur nichts auf die lange Bank schieben«, unterbrach ich sie hastig, damit sie sich nicht noch mehr in verfängliche Aussagen verstrickte. »Und jetzt kann er ja auch gar nicht mehr so grässlich spielen.«
    Großmutter bekreuzigte sich. »Jawohl.«
    Etwas mürrisch sah sie von Max zu mir und zuckte dann mit den Schultern. »I bin halt hin, hab g’schaut, was is. Aber so hat des auch kein Taug ned.«
    Wir sahen sie gebannt an, sie unterbrach sich selbst, sah uns gebannt an. Als wäre ihr gerade erst aufgefallen, dass wir auch mit am Tisch saßen.
    »Kein Taug?«, erinnerte ich sie.
    »Ja. Weil, wer soll jetzt Orgel spielen?«, fragte sie, musterte dabei Max, als könnte er vielleicht als Organist einspringen. Dann nahm sie ihr Wasserglas und stand auf.
    »Aber das heißt ja . . .«, wisperte ich aufgeregt, »dann muss der Mörder ja auch dort gewesen sein.«
    »Gibt es einen zweiten Abgang?«, fragte Max leise.
    »Ach wo. Da ist nur die Orgel. Und wo man sich da verstecken kann – keine Ahnung.«
    »Vielleicht hat sie ihn gesehen.«
    Als wären wir nicht da, ging Großmutter zu unserer Grünlilie und kippte ihr Glas Wasser hinein. Dann holte sie einen Topf aus unserem Schrank und stellte ihn auf den Herd.
    »Hast du den Mörder gesehen?«, fragte ich nach und verkniff mir die Bemerkung, dass ich das Glas Wasser extra vor sie gestellt hatte.
    In der Hoffnung, dass Trinken ihren Gesundheitszustand verbessern würde.
    Großmutter drehte sich um und sah mich eine Weile gedankenverloren an. »Nein. Ein Mörder war da nicht.«

3  
    Der Schorsch kam gerade griesgrämig aus der Toilette. Er hatte sich beim Händewaschen anscheinend vollgespritzt, denn rund um den Reißverschluss der Hose war der Stoff nass. Was für ein Anblick! Das wäre James Bond, seinem aktuellen modischen Vorbild, nicht passiert. Er dehnte seine schwarze Daunenweste weiter nach unten und warf mir einen wirklich coolen Blick zu.
    »Weil s’ halt immer sparen«, sagte er nach einer Pause mit finsterer Miene. »Da kannst drehen und drehen und drehen. Und kommt kein Wasser. Und dann spritzt’s los.«
    Ich nickte ernsthaft. Das Bedienen von Wasserhähnen konnte eine vertrackte Sache sein. Noch vertrackter war es, wenn man Polizist war und mit ehemaligen Schulfreundinnen zu tun hatte. Nicht, dass wir besonders eng befreundet gewesen wären. Aber man kannte all die peinlichen Momente. Zum Beispiel den, wo der Schorsch ausgefragt worden war und niesen musste. Kein wirklich schöner Anblick. So etwas untergräbt die Autorität bis zum Sankt

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