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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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langt, wenn der Pudschek da liegt.«
    Ich war dann hineingegangen und hatte durch das Küchenfenster den Notarzt beobachtet. Und dabei die Katze gestreichelt. Sie war durch die offene Dachluke gesprungen und ziemlich pikiert über die ganze Aufregung in die Küche gekommen.
    Großmutter drehte sich zu mir und Max um: »Ich hab ihm g’sagt, lass s’ oben am Dach. Die greißliche Katz. Ständig hat s’ einen bissen, wenn ma s’ streicheln wollt. Und bei der Reisingerin hat s’ ins Kräuterbeet g’schissen. Nix als Ärger hat ma mit der g’habt.«
    »Und die Bet?«, fragte Max nach einer kurzen Pause.
    »Die war nie bei der Reisingerin drüben«, sagte die Großmutter, als würden wir annehmen, dass die Bet ihr Geschäft im Garten anderer Leute verrichtete. Dann ging sie weiter, motterte vor sich hin, dass die Bet lieber ordentlich putzen sollte, als ständig ihre Nase in fremder Leute Angelegenheiten zu stecken.
    Max blieb hinter uns zurück und tippte eine Nummer in sein Handy. Ich ging mit Großmutter weiter. Ihr war das bestimmt nicht recht, wenn sie der ganzen schädlichen Elektronik ausgesetzt war.
    »Wie der Dreiwegener Teifel«, sagte sie zusammenhanglos. Ob sie damit die Reisingerin, die Bet oder den Pudschek meinte, wusste ich nicht. Aber das war auch egal.
    Als wir nach Hause kamen, stand Blomberg vor unserer Tür und wollte Großmutter mitnehmen, zwecks Zeugenaussage. Um noch einmal die Aussage von der Bet mit der von Großmutter abzuchecken.
    Abzuchecken! Ich stand vor zwei undurchdringlichen Männern und spürte den hilflosen Hass in mir hochbrodeln. Wieso checkte hier denn keiner mal den Metzger durch! Oder den Troidl! Ausgerechnet Großmutter! Sie war sechsundachtzig Jahre alt, wahrscheinlich würde sie einen Schlaganfall während der Befragung bekommen. Oder einen Bandscheibenvorfall.
    Ich hatte noch eine Weile versucht, mit aufs Revier zu dürfen, aber weder Max noch Blomberg ließen sich erweichen. Max hatte mir zugeraunt, dass es nur eine Befragung sei, nichts weiter, und dass ich mir keine Sorgen machen solle. Und ich hatte ihm gesagt, dass ich mir keine Sorgen machen würde, sondern einfach nur ziemlich wütend sei auf ihre Art von Zeugenbefragung. Ich verschwieg, dass ich inzwischen ziemlich aggressive Hintergedanken hatte, wenn ich an die Polizei und ihre unhaltbaren Verdächtigungen dachte. Und dass sie mich mal lieber mitnehmen sollten, bevor ich mich von meinen Emotionen leiten ließ.
    Großmutter setzte sich widerspruchslos in den Polizeiwagen und sagte nur: »Geh, Mädl, reg dich ned so auf, i bin glei wieder da.« Ich empfahl ihr ebenfalls, sich nicht aufzuregen, dann ging ich ins Haus und regte mich eine Weile alleine in der Küche auf. Auf Max war einfach kein Verlass. Wenn sich das bei ihm einbürgerte, dass er für alle Verbrechen in unserem Ort mich oder Großmutter verdächtigte, dann würde ich mich von ihm trennen müssen. Egal, wie er im Bett war.
    Nach dieser Einsicht ging ich wieder nach draußen und setzte mich ins Auto. Ich beschloss, sinnlos in der Gegend herumzufahren, um mich auf – oder abzuregen. Je nachdem, was ich gerade im Ort sah. Sollte ich den Schorsch sehen, würde ich mich furchtbar aufregen und sämtliche Schimpfwörter, die ich kannte, auf ihn loslassen. Erst einmal regte ich mich ganz grässlich auf, weil ich meinen Autoschlüssel nicht fand. Zornig rannte ich wieder ins Haus und riss eine Schublade nach der anderen auf. Ha. Da war ja unser Nicker. Wütend nahm ich ihn heraus und warf ihn auf den Küchentisch. Man findet immer das, was man nicht sucht, dachte ich mir düster. Im selben Moment fand ich meinen Autoschlüssel in meiner Jackentasche. Noch immer voller Zorn rannte ich nach draußen zum Auto.
    Als ich bei der Kirche vorbeikam, sah ich die Bet in ihrem Garten stehen und einen einsamen Rosenkohlstrauch mit einem riesigen Messer umsäbeln. Mich durchfuhr ein geradezu heiliger Zorn. Die Bet, dieses dumme Trutscherl, dieses dumme. Was fiel ihr eigentlich ein, unsere Familie so in Verdacht zu bringen! Wieso war Großmutter jetzt beim Blomberg? Weil diese blöde Bet Unsinn verbreitete! Ich bremste scharf und stieg aus dem Auto.
    Sie sah mich an, als wüsste sie, was auf sie zukam.
    »Wieso hast du gelogen?«, fragte ich böse, während ich auf sie zuging. »Großmutter war gar nicht alleine in der Kirche. Die Langsdorferin war auch drin.«
    Die Bet verzog spöttisch den Mund und drehte sich um. Mit dem Rosenkohlstrauch in der Hand ging sie auf einem

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