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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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Ich sah der vertrauten Gestalt mit dem leicht schiefen Gang nach, den klumpigen Schuhe und den wollenen Strümpfen. Wie ihre Mutter.
    Ihre Mutter. Damals.
    Und da war sie wieder, die Erinnerung.
    Es war ihre Mutter gewesen, die ich vor zwölf Jahren beobachtet hatte.
    »Der Bet ihre Mama«, sagte ich erschrocken, »die hat dem Pudschek damals Steine aufs Grab geworfen.« Jetzt wusste ich es. Richtig. So war das gewesen. Bets Mutter hatte böse Sprüche murmelnd vor Pudscheks Grab gestanden und dann schwarze Steinchen aus ihrer Handtasche geholt, um sie auf den Grabstein zu pfeffern.
    »Dem greißlichen Pudschek, dem greißlichen«, sagte meine Großmutter als einzigen Kommentar.
    »Des wundert mich ned«, sagte die Rosl, als fände sie das mit den Steinen durchaus normal. »Wo die Bet den Metzger ned heiraten wollt, wegen dem Pudschek.«
    Dem greißlichen, dachte ich mir.
    »Da hätt s’ jetzt ausg’sorgt«, sagte die Rosl mit einem Seufzen.
    »Die arme Bet. Der Metzger hat eine andere g’nommen. Und nun steht s’ da.«
    Ha. Die Bet. Der Metzger und seine Einbauküche. Und der Pudschek? Ich konnte mir so richtig vorstellen, was ihre Mutter dazu gesagt hatte. Würstln und Fleisch umsonst bis ans Lebensende. Und die dumme Bet wollte lieber den Pud-schek, der nix konnte außer Orgel spielen. Kein Wunder, dass sie sich freitags von Bratwürstln ernährte. Das war wahrscheinlich eine Psychose, die ihr ihre Mutter eingeredet hatte.
    »Den Troidl könnt s’ heirat’n«, schlug die Langsdorferin vor. »Des is der Einzige, der mir einfallat.«
    Na prima. Das werden die Leute über mich auch mal sagen, wenn ich nicht mehr mit dem Max zusammen bin. Jetzt bleibt nur noch der Troidl. Der Troidl, den man gleich im Kombipaket mit seinem greißlichen Zwerg und seinem alten Schuhkastl heiraten musste. Igitt.
    »Dabei hätten s’ so schön zampasst«, sagte die Großmutter.
    Damit war die Unterhaltung über die Bet auch schon wieder beendet. Schade. Und die Rosl schimpfte darüber, dass in der Kirche nicht mehr richtig geheizt wurde, weil dem Pfarrer Daschner immer so warm war. Kein Wunder, dass keiner in die Kirche ging. Wenn man nach jedem Gottesdienst eine Blasenentzündung hatte.
    Mit den Tabletten, einer goldenen Kerze und zwei Päckchen Taschentüchern in einem Plastikbeutelchen ging ich zwischen Großmutter und Max die Straße entlang. Ich wollte vor Großmutter nicht fragen, an was Max gerade dachte. Sein alarmierter Blick war wieder verschwunden.
    »Die Bet sollte den Metzger heiraten?«, fragte er schließlich nach. Es klang komisch, wenn er Bet sagte und nicht Frau Meier.
    »Ja.« Großmutter sah nicht vom Weg auf. »Es war schon alles ausg’macht. Sie hat sich auch gut g’macht, sogar im Schlachthaus. Für mich wär des ja nix, aber die Bet kann des. Der macht des Blut und des Gschrei nix aus.«
    Dass Großmutter zimperlicher war als die Bet, war schlichtweg Unsinn. Großmutter konnte sich riesige Gockel unter den Arm klemmen, da gab’s kein Geflatter und kein Gezappel. Und dann mit der linken Hand die zwei Hax’n gepackt, und zack zack mit der rechten . . . Und wenn das kein Blut und Geschrei war, dann weiß ich auch nicht.
    Der Metzger. Glaubt man’s. Will die Bet heiraten, und die rennt dem Organisten nach. Ich hatte es ja immer gewusst. Der Metzger hatte sich gerächt, darum war er auch in der Kirche. Er hatte dort. . . hm. Mir fiel nicht so richtig ein, was er dort getan haben könnte. Aber eigentlich hatte ich es schon immer gewusst. Im Metzger steckte wirklich Potential.
    Seltsam, wie plötzlich die Erinnerungen wiederkamen. Der Metzger wollte die Bet heiraten. Und die Bet hatte ihn nicht geheiratet, weil sie den Pudschek haben wollte. Und sie hatten alle darüber geredet. Die Bet, die den Pudschek heiraten wollte. Und dann . . . Plötzlich war mir alles klar. Natürlich. Und der Metzger, sauer bis in alle Ewigkeit, hatte selbstverständlich beschlossen, irgendwann pack ich dich, du hundsmiserablicher Pudschek, du hundsmiserablicher. Und dann, eines schönen Tages, hat er seine Tat ausgeführt. Ich wedelte mir mit einer Hand Luft zu.
    »Wie war das jetzt mit dem Pudschek?«, fragte Max weiter. »Wie ist der eigentlich gestorben?«
    Großmutter ging einfach weiter und ignorierte uns.
    »Er ist vom Dach gestürzt«, sagte ich schließlich. »Da war dieser Sturm. Und er war am Dach.«
    »Auf unserem Dach.«
    Ich war selbst überrascht über meine Antwort. Es war in etwa so, als würde man in einer fremden

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