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In Ewigkeit, Amen

In Ewigkeit, Amen

Titel: In Ewigkeit, Amen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Hanika
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aber sie antwortete nicht.
    »Was?«, fragte ich, denn ich konnte meine Neugier nicht mehr bezwingen.
    Die Bet schoss mir mörderische Blicke zu.
    »Wegen dene Bratwürstln«, sagte die Rosl. »Geh, Bet. Ist doch ned so schlimm.«
    »Bratwürstln?«, fragte ich scheinheilig, obwohl ich es natürlich gleich verstanden hatte. Wenn’s bei den Rosenkranztanten um Bratwürstln ging, dann war nur eins wichtig: der Zeitpunkt des Bratens und des Essens. Mensch, die Bet wieder. Da tat sie so oberkatholisch, und dann machte sie am Freitag Bratwürstln. Unmöglich. Ja, ja, jeder Mensch konnte schwach werden. Die Schadenfreude in mir grinste mächtig, und ich bekam so richtig weihnachtliche Gefühle. Ich schämte mich nicht einmal deswegen. Es war gut und richtig, dass auch bösartig gute Menschen eine zweite Seite hatten. Und bei der Bet lagen die Sünden eben im kulinarischen Bereich.
    Die Bet sagte immer noch nichts.
    »Wir wissen alle, dass du dem Mesner damals die Bratwürstln braten hast«, erklärte die Rosl. »Ist doch wurscht. Hast halt ned dran dacht.«
    Als wenn ausgerechnet die Bet vergessen könnte, dass Freitag war und dass man keine Bratwürstln briet. Und ausgerechnet dem Mesner vor seinem Tod die Würstln . . . das war geradezu komisch, fand ich, und ich hatte es plötzlich gar nicht mehr eilig weiterzugehen. Die ganze Zeit mir herreden, was für ein sündiges Leben ich führe, und dann heimlich Bratwürstln an den Mesner verfüttern, wenn das nicht link war.
    Die Bet war grün geworden.
    Ha.
    Das interessierte den Max bestimmt auch. Schließlich hatte das mit seinem letzten Fall zu tun gehabt. Aber er stand noch immer neben mir, als wäre er scheintot.
    »Des hat er g’meint . . .«, sagte sie tonlos. »Die Bratwürstln?«
    Ha. Wenn das nicht schlimm genug war, dachte ich schadenfroh und hoffte gleichzeitig, dass es keiner merkte. Schließlich war Advent. Da war man nicht schadenfroh, auch nicht der Bet gegenüber.
    Der Ausflug in die Apotheke hatte sich wirklich gelohnt.
    Die Langsdorferin drehte sich von ihr weg und begann von ihrer Schwiegertochter zu erzählen. »Hat s’ ned den guten alten Topf wegg’schmissen! Ich hab mir den damals vom Mund abgespart. Und dann, wie s’ g’heirat’ ham, hab ich ihn herg’schenkt. Ich in dem Alter wär froh g’wesen, wenn mir jemand so einen Topf g’schenkt hätt.«
    »Die jungen Leut wieder«, schimpfte die Rosl mit. »Die ham halt noch keine Not kenneng’lernt. . .«
    Ich versuchte auszurechnen, wie alt wohl die Schwiegertochter war, und kam auf etwa zarte 50 Jährchen. Sie hatte den Topf also schon seit 25 Jahren in Benutzung. Der Wahnsinn, so einen nagelneuen Topf wegzugeben. Ich warf einen belustigten Blick zu Max hinüber, der mittlerweile vollkommen danach aussah, als wäre kein Leben mehr in ihm. Als würde er eigentlich weit entfernt von seinem Körper in besseren Gefilden leben und nur ein unwesentlicher Teil von ihm unter all den Rosenkranztanten stehen. Aber ich sollte nicht spotten. Es war für ihn bestimmt nicht einfach, sich das Geschnatter der ganzen Weiber anzuhören. Ich beschloss, aus Rücksicht auf seine Potenz demnächst weiterzugehen. Aber allein die Geschichte mit der Bet hatte mir den ganzen Tag, wenn nicht die ganze Weihnachtswoche gerettet. Wobei ich fand, dass sie viel zu wenig auf dem Thema herumgeritten waren, das wäre durchaus noch ausbaufähig gewesen. Aber ich hielt mich zurück, schließlich war Advent.
    Als ich Max aber ins Gesicht sah, war er so verändert, dass ich nichts sagte. Er sah plötzlich wieder aus wie ein richtiger Polizist. Sein Blick war undurchdringlich und absolut sexy. Ich war alarmiert. Er konnte gerne so gucken, wenn er mit mir im Bett lag. Aber nicht, wenn ich zwischen allen Rosenkranztanten und meiner Großmutter stand. Sein Blick hatte sich auf eine Person geheftet. Ich wusste, was das bedeutete. Irgendetwas hatte ihn aus seinem komatösen Zustand gerissen. Und das musste mit dem Wanninger-Mord zu tun haben.
    Ich überlegte mir, ob er wohl die Schwiegertochter von der Langsdorferin verdächtigte. Leuten, die uralte Töpfe wegwarfen, konnte man im Prinzip alles Zutrauen. Mit der Meinung würde er zumindest bei der Langsdorferin offene Türen einrennen. Ich sah der Bet nach, die ihre Tasche wieder aufgehoben hatte und gerade die Tür der Apotheke öffnete. Sie war jedenfalls nicht wegen der Gratis-Kerzen gekommen. Der Saum ihres Rockes war etwas eingerissen und guckte unter ihrem braunen Mäntelchen hervor.

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