In Ewigkeit verflucht
verloren hatte. Sie lag jetzt dicht neben ihm.
Kaum hatte sein Blick die Schneide erfasst, da hatte er das Gefühl, in einen Spiegel zu schauen, der ihm die nahe Vergangenheit zurückbrachte. Ihm fiel wieder ein, was in der Nacht passiert war. Oder war es noch am Abend gewesen?
Egal. Die Kirche. Seine Verlobte, die sich so schrecklich benommen hatte und zu einer völlig anderen Person geworden war. Die einfach nur immer gelacht und getanzt hatte. Er war von ihr verspottet worden. Sie hatte ihn nicht mehr ernst genommen. Sie wollte mit der Vergangenheit nichts zu tun haben. Sie war einen neuen Weg gegangen, und sie war dabei regelrecht besessen gewesen.
Besessen von einer bösen Macht. Sie hatte auch Namen: der Satan, die Hölle, der Teufel, der große Dämon, wie auch immer.
Und dann hatte er zugeschlagen. Ihr den Kopf gespalten...
Oder doch nicht?
Der Faden seiner Erinnerung riss. Plötzlich hatten sich die Dinge gedreht. War sie tot? War sie nicht tot?
Dann war noch dieses helle Skelett erschienen und...
Jemand öffnete von außen die Stalltür. Reto sah plötzlich vor sich ein helles Viereck, in dem sich die Gestalt eines breitschultrigen Mannes abzeichnete.
Es war der Bauer, der seinen Stall betrat und ausgerechnet dort hinging, wo Reto hockte. Beide sahen sich, und Kirchner riss plötzlich seine Axt hoch.
Genau das hätte er nicht tun sollen. Der Bauer warf sich auf der Stelle herum und rannte aus dem Stall. Er floh, nur blieb er nicht für Stunden verschwunden. Sehr schnell kehrte er mit zwei Männern in grauen Uniformen zurück.
Polizisten!
Reto Kirchner saß noch immer auf dem Boden und hielt die Axt in der Hand. Er lachte vor sich hin, schüttelte den Kopf und machte den Eindruck eines debilen Menschen.
Vorsichtig trauten sich die Polizisten an ihn heran. Die Vorsicht wäre nicht nötig gewesen, denn Reto Kirchner ließ sich widerstandslos festnehmen und zum Wagen führen.
Dass er dabei vor sich hinbrabbelte, hörten die Beamten genau. Und sie spitzten die Ohren, als er davon sprach, seiner lieben Elisa Satelli den Schädel eingeschlagen zu haben...
***
Glenda Perkins hatte mir geraten, Blumen mitzubringen, wenn ich schon bei den Conollys eingeladen war, auch wenn dies – wie Bill erwähnt hatte – nicht nur privat war.
Ich hatte mich darauf eingelassen, aber zur Bedingung gemacht, dass Glenda die Blumen besorgte. Das hatte sie auch geschafft und eine wunderschöne Sonnenblume gefunden. Mit Grünzeug war sie dekoriert worden, und ihr kurz geschnittener Stängel verschwand in meiner Faust.
Sheila öffnete mir sogar die Tür und schaute mich als Sonnenblumenkavalier an.
»Oho, was ist denn das?«
»Für die Dame des Hauses eine Sonne.«
»Danke.« Sie nahm mir die Blume ab und lächelte breit. »Hast du toll ausgesucht.«
»Ich bessere mich eben.«
Dass mir Glenda den Rat gegeben hatte, sagte ich natürlich nicht. Das musste auch nicht sein. Aber sie lächelte so komisch, als ich an ihr vorbeiging, dass ich eine Ahnung davon bekam, wie sehr sie gedanklich der Wahrheit nahe kam.
Das Haus der Conollys war wieder in Ordnung gebracht worden. Nach dem Angriff des Vincent van Akkeren waren die Dinge wieder gerichtet worden, und die Conollys hatten nicht nur eine Seite, sondern gleich das ganze Haus streichen lassen.
Das Wetter meinte es gut. So wurde im Garten gegrillt. Ich ging noch nicht hin, sondern folgte Sheila in die Küche. Dort ließ sie Wasser für die Blumen in eine bauchige Vase laufen.
»Ich möchte dich nur kurz etwas fragen.«
»Ich höre.«
»Bill hat davon gesprochen, dass er mit mir über ein Problem reden will. Weißt du mehr darüber?«
In der Vase befand sich genug Wasser, und Sheila drehte sich um. Sie trug ein locker fallendes T-Shirt zur hellen Hose. Auf dem Shirt war ein dicker roter Kussmund abgebildet. Das Haar hatte sie kürzer schneiden lassen, einige Strähnen hingen ihr in die Stirn.
»Nicht viel, John.«
»Und das Wenige?«
»Es geht wohl um einige seltsame Briefe, die Menschen bekommen haben und sich damit an die Polizei wandten, aber auch an Bill, der ihnen den Rat gab, zur Polizei zu gehen. Anscheinend haben sie dort nichts erreicht. Deshalb wollte Bill dich um Rat bitten.«
»Also kein neuer Fall...?«
Sheila schaute mich fast böse an. »Wir wollen es nicht hoffen«, sagte sie mit veränderter Stimme.
Ich winkte schnell ab. »Wird sich wohl wie das Hornberger Schießen herausstellen.«
»Mal sehen...«
Ich wollte Sheila nicht noch weiter
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