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In Flammen

Titel: In Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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verfolgt, waren Liam und Bridey an diesem Morgen unter Pfiffen und höhnischen Zurufen in ihrem alten Ford Kombi aus Sowerbridge hinausgefahren. »Die O'Riordans bleiben in Winchester, bis der Prozess vorbei ist.«
    »Ja, haben wir gehört«, sagte der Polizist.
    Er zog einen Schreibblock aus seiner Brusttasche, und Siobhan sagte: »Dann haben Sie vermutlich so etwas erwartet? Ich meine, alle Welt hat ja gewusst, dass das Haus leer steht.«
    Er blätterte zu einer leeren Seite. »Ich brauche Ihren Namen, Madam.«
    »Siobhan Lavenham.«
    »Und das Kennzeichen Ihres Wagens bitte, Mrs. Lavenham.«
    Sie gab ihm die Nummer an. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet«, bemerkte sie ruhig.
    Er hob den Blick, um sie anzusehen, aber es war unmöglich, den Ausdruck seiner Augen zu erkennen. »Was fÜr eine Frage?«
    Sie glaubte, ein Lächeln in seinem Gesicht zu sehen und wurde augenblicklich zornig. »Sie finden es nicht verdächtig, dass das Haus abbrennt, kaum dass Liam fort ist?«
    Er runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, Mrs. Lavenham.«
    »Ach was, Sie wissen genau, was ich meine«, entgegnete sie aufgebracht. »Seit dem Tag, an dem Patrick verhaftet wurde, droht man den O'Riordans damit, ihnen das Haus anzuzÜnden, aber die Polizei interessiert das Überhaupt nicht.« Sie versuchte gar nicht, ihren Zorn zu zÜgeln. »Der Sohn steht unter Anklage, Herrgott noch mal, nicht die Eltern, aber das scheint die Polizei ja nicht zu kÜmmern.« Mit einem Ruck legte sie den Gang ein und fuhr zum Tor des Kirchhofs, wo sie im Windschatten der Mauer parkte und das Fenster schloss. Sie wollte gerade die TÜr aufstoßen, als diese von draußen aufgezogen wurde.
    »Was wollen Sie mir eigentlich sagen?«, fragte der Polizist scharf, als sie ausstieg.
    »Was ich Ihnen sagen will?« Sie schlug breitesten irischen Dialekt an. »Nun hör sich das einer an! Und ich dachte, mein Englisch wär so gut wie Ihres.«
    Sie war so groß wie der Constable, eine auffallend gut aussehende Frau. Der Mann bekam einen roten Kopf. »So hab ich das nicht gemeint, Mrs. Lavenham. Ich meinte, wollen Sie sagen, dass es Brandstiftung war?«
    »NatÜrlich war es Brandstiftung«, versetzte sie, während sie sich das lange braune Haar im Nacken zusammenband und ihren Mantelkragen gegen den Wind hochklappte, der zweihundert Meter entfernt das Feuer anfachte. »Oder wollen Sie das Gegenteil behaupten?«
    »Können Sie das denn beweisen?«
    »Ich dachte, das wäre Ihre Aufgabe.«
    Er klappte wieder seinen Block auf. Er hatte mehr ähnlichkeit mit einem eifrigen SchÜler als einem Polizeibeamten. »Wissen Sie, wer es getan haben könnte?«
    Sie griff in den Wagen nach ihrer Handtasche. »Wahrscheinlich dieselben Leute, die 'Irisches Pack' auf die Hausmauer geschmiert haben«, antwortete sie, schlug krachend die TÜr zu und sperrte ab. »Oder vielleicht waren es auch die, die vor zwei Wochen in der Nacht ins Haus eingedrungen sind, Brideys Madonnenfigur zertrÜmmert und den ganzen Teppich vollgepisst haben, auf dem die Scherben lagen.« Er schien immerhin einigermaßen bestÜrzt. »Ach, vergessen Sie's«, sagte sie verdrossen. »Es ist spät, und ich bin mÜde und möchte heim zu meinen Kindern. Können Sie jetzt durchrufen, damit ich drÜben nicht aufgehalten werde?«
    »Das mach ich vom Wagen aus.« Er wollte sich schon abwenden, aber dann hielt er inne. »Ich werde Ihre Vermutungen weiterleiten, Mrs. Lavenham, auch Ihren Vorwurf, dass die Polizei ihre Pflicht vernachlässigt hat.«
    Sie lächelte dÜnn. »Ist das eine Drohung oder ein Versprechen, Officer?«
    »Ein Versprechen.«
    »Dann kann ich nur hoffen, dass Sie mehr GlÜck haben werden als ich hatte. So wie Ihre Kollegen auf meine Warnungen reagiert haben, hätte ich ebenso gut Gälisch sprechen können.« Sie machte sich auf den Weg.
    »Beschwerden mÜssen schriftlich vorgebracht werden«, rief er ihr nach.
    »Oh, ich hab sie schriftlich vorgebracht«, rief sie zurÜck. »Ich bin zwar Irin, aber ich bin keine Analphabetin.«
    »Das wollte ich damit nicht –« Der Rest seiner Entgegnung erreichte sie nicht mehr. Sie war schon um die Ecke der Kirche gebogen.

Donnerstag, 18. Februar 1999
    Siobhan hatte einige Tage gebraucht, um den Mut zu finden, Bridey mit dem zu konfrontieren, was sie von dem Inspector der Kriminalpolizei erfahren hatte. Schon wenn sie an das Gespräch dachte, kam sie sich wie eine Diebin vor. Geheimnisse waren etwas tief Persönliches; Teile von einem selbst, die nicht enthÜllt werden

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