In Flammen
ihm –, aber er wollte sich nur holen, worum sie ihn betrogen hatten.«
»Bloß gibt es keinen Beweis dafÜr, dass er um etwas betrogen wurde. Die Polizei sagt, im Haus sei kaum eine Spur von Ausbesserungsarbeiten zu sehen. Ein, zwei Risse in der Wand, die verspachtelt worden sind, aber längst nicht genug, um einen Preis von dreihundert Pfund zu rechtfertigen.«
»Er war zwei Wochen lang jeden Tag da oben«, beteuerte Bridey verzweifelt. »Und jeden Tag zwölf Stunden.«
»Warum sieht man dann nichts von seiner Arbeit?«
»Das weiß ich doch nicht«, antwortete Bridey. »Ich kann Ihnen nur sagen, dass er jeden Abend heimgekommen ist und mir erzählt hat, was er alles gemacht hat. Einmal hat er die Heizung repariert. Dann hat er die Fliesen in der KÜche neu verlegt, die sich gelockert hatten. Miss Jenkins hat ihm immer die Aufträge gegeben, und sie war heilfroh, dass diese ganzen lästigen kleinen Schäden endlich ein fÜr alle Mal in Ordnung gebracht wurden.«
Siobhan erinnerte sich der Worte des Kriminalbeamten. »Es ist niemand mehr da, der zustimmen oder widersprechen kann«, hatte er gesagt. »Mrs. Fanshaws Enkel bestreitet, irgendetwas von einer Abmachung zu wissen. Er gibt allerdings zu, dass eine private Vereinbarung zwischen Patrick und der Pflegerin bestanden haben könnte, es ist bekannt, dass sie auf gutem Fuß mit ihm stand...«
»Die Polizei meint, Patrick habe die Vereinbarung nur erfunden, um erklären zu können, wieso Überall im Haus seine FingerabdrÜcke waren.«
»Das stimmt aber nicht.«
»Wirklich nicht? Die Idee mit der Vereinbarung ist ihm doch erst gekommen, als die Polizei mit dem Durchsuchungsbefehl anrÜckte. Sie hatten ihn zwei Tage lang vernommen, Bridey, und da hat er als Erklärung dafÜr, dass man seine FingerabdrÜcke und seinen Werkzeugkasten im Herrenhaus gefunden hatte, immer nur gesagt, Lavinias Pflegerin hätte ihn gebeten, die tropfenden Wasserhähne in der KÜche und im Bad zu richten. Warum hat er nicht gleich was von der Vereinbarung gesagt? Warum ist er erst, als sie den Schmuck in seinem Zimmer fanden, damit rausgerÜckt, dass Lavinia ihm Geld schuldig geblieben war?«
Bridey weinte. Die Tränen tropften auf ihre unruhigen Hände. »Weil er schon mal im Gefängnis war und der Polizei nicht traut... weil er Mrs. Fanshaw nicht getötet hat... weil er viel mehr Angst davor hatte, wegen dem Diebstahl von ihrem Schmuck angeklagt zu werden als wegen dem Mord. Glauben Sie, er hätte eine Vereinbarung erfunden, die es gar nicht gab? Mein Sohn ist nicht dumm, Siobhan. Er erzählt keine Geschichten, die er nicht beweisen kann. Schon gar nicht, wenn er zwei Tage Zeit gehabt hat, darÜber nachzudenken.«
Siobhan schÜttelte den Kopf. »Aber er konnte seine Geschichte ja nicht beweisen. Sie sind außer Patrick der einzige Mensch, der behauptet, etwas von der Vereinbarung zu wissen, und Ihr Wort zählt nicht, weil Sie seine Mutter sind.«
»Aber begreifen Sie denn nicht?«, fragte Bridey freundlich. »Das ist doch der beste Beweis dafÜr, dass Patrick die Wahrheit sagt. Wenn er auch nur einen Moment geglaubt hätte, dass die alles leugnen, hätte er einen anderen Grund dafÜr genannt, warum er den Schmuck mitgenommen hat. Verstehen Sie, was ich sage? Er ist ein schlauer LÜgner, Siobhan – war es leider immer, der Herr verzeih ihm –, und er hätte niemals so eine fadenscheinige Geschichte erfunden wie die, aus der sie ihm jetzt einen Strick drehen wollen.«
3 Dienstag, 23. Juni 1998
Die Geschichte, die Patrick zu seiner Verteidigung vorbrachte, als ihm schließlich klar wurde, dass die Polizei ernstlich vorhatte, ihn der beiden Morde anzuklagen, war weitschweifig und umständlich. Siobhan hörte sowohl Brideys als auch des Inspectors Version davon und war nicht verwundert, dass die Polizei MÜhe hatte, sie zu schlucken. Sie beruhte beinahe ausschließlich auf den Worten und Taten der ermordeten Pflegerin.
Patrick behauptete, Dorothy Jenkins sei eines Tages an ihn herangetreten und habe ihn gefragt, ob er bereit wäre, gegen Bezahlung von dreihundert Pfund verschiedene Ausbesserungsarbeiten im Herrenhaus zu Übernehmen. »Ich habe diesem elenden Knauser, ihrem Enkel, endlich klar gemacht, dass ich eines Tages meine Sachen packe und nicht wiederkomme, wenn er nicht endlich fÜr bessere Arbeitsbedingungen sorgt. Und er zahlt«, hatte sie angeblich triumphierend erzählt. »Wie sieht es aus, Patrick? Sind Sie interessiert? Ein bisschen Schwarzgeld – keine
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