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In Flammen

Titel: In Flammen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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schÜttelte den Kopf. »Hat er den Schmuck jemandem gezeigt,
bevor
Lavinia getötet wurde?«
    Ein durchtriebener Blick schlich sich in Brideys Augen, als wäre ihr plötzlich ein neuer Gedanke gekommen. »Nur mir und Rosheen«, sagte sie, »aber Sie wissen ja, dass uns niemand glaubt, ganz gleich, was wir sagen.«
    »Hat eine von Ihnen beiden jemandem davon erzählt?«
    »Nein. Ich mein, wenn man's genau nimmt, hat er den Schmuck ja ohne Erlaubnis an sich genommen, auch wenn Miss Jenkins ihn ihm gegeben hat.«
    »Schade, dass Rosheen mir nichts davon erzählt hat. Es wäre alles anders, wenn ich sagen könnte, ich hätte schon am Samstagnachmittag gewusst, dass Patrick Lavinias Halskette in Besitz hatte.«
    Bridey wandte sich ab. Sie sah zur Madonna hinauf und bekreuzigte sich, und Siobhan wusste, dass sie log. »Sie hält große StÜcke auf Sie, Siobhan. Sie wÜrde Sie niemals mit den Problemen ihres Vetters belästigen wollen. Außerdem hätte Sie das doch gar nicht interessiert. Waren Sie nicht an dem Tag mit den Vorbereitungen fÜr das Essen am Abend beschäftigt? Das war doch der Samstag, an dem Sie Mr. und Mrs. Haversley eingeladen hatten, um sich bei ihnen fÜr die vielen Einladungen zu revanchieren, auf die Sie nie scharf waren.«
    In einem Dorf, dachte Siobhan, gab es keine Geheimnisse, und wenn Bridey wusste, wie sehr sie und Ian die geisttötende Monotonie des gesellschaftlichen Lebens in Sowerbridge hassten, das sich einzig um die allzu regelmäßigen »Abendeinladungen« drehte, dann wusste das vermutlich auch der Rest der Leute hier.
    »Sind wir wirklich so leicht zu durchschauen, Bridey?«
    »FÜr die Iren schon, aber nicht fÜr die Engländer«, antwortete Bridey mit einem schiefen Lächeln. »Die Engländer sehen, was sie sehen wollen. Wenn Sie mir nicht glauben, Siobhan, dann schauen Sie sich an, wie sie unseren Patrick als Dieb und Mörder verurteilt haben, noch eh ihm Überhaupt der Prozess gemacht worden ist.«
    Siobhan hatte Rosheen später nach dem Schmuck gefragt, und das Mädchen hatte genau wie Bridey verzweifelt die Hände gerungen. Aber Rosheens Verzweiflung hatte sich nicht auf die Tatsachen bezogen, sondern einzig auf die Erwartung ihrer Tante, dass sie fÜr Patrick lÜgen wÜrde. »Ach, Siobhan«, hatte sie gejammert, »erwartet sie wirklich von mir, dass ich vor Gericht lÜge? Es wÜrde doch Patrick nur schaden, wenn sie mich ertappen. Es ist doch bestimmt besser, gar nichts zu sagen, als Geschichten zu erfinden, die kein Mensch glaubt?«

Montag, 8. März 1999 – 23 Uhr 55
    Es war kalt auf dem Fußweg. Die Hitze des Feuers wurde von der Mauer des alten Pfarrhauses abgehalten. Doch das Lärmen des brennenden Hauses war ohrenbetäubend. Die Kiefernbalken und Deckenpfeiler barsten mit einem Getöse, das wie GeschÜtzkrachen klang, und das Feuer zischte und brauste mit wÜtender Gier.
    Als Siobhan auf die Straße hinaustrat, die von der Kreuzung hier herauffÜhrte, sah sie sich unversehens in einer Versammlung ihrer Nachbarn, die mit unverhohlener Schaulust den Brand beobachteten – beinahe so, dachte sie ungläubig, als handelte es sich um ein besonders spektakuläres Feuerwerk, das man eigens zu ihrer Belustigung arrangiert hatte. Jedes Mal wenn wieder ein Dachbalken Feuer fing, hoben die Leute die Arme, um die anderen darauf aufmerksam zu machen, und begleiteten das Schauspiel mit lautem »Ooh« und »Aah« in einem Ton, der wie Jubel klang. Gleich, dachte sie zynisch, wÜrden sie ein Abbild jenes anderen verhassten Katholiken, Guy Fawkes, anschleppen, den man alle Jahre wieder in Gestalt einer Strohpuppe verbrannte, weil er versucht hatte, die Parlamentsgebäude in die Luft zu sprengen.
    Sie begann, sich zwischen den Leuten hindurchzudrängen, wurde aber von Nora Bentley aufgehalten, der alten Arztfrau, die sie am Arm festhielt und zu sich heranzog. Die Bentleys waren Siobhan unter ihren Nachbarn bei weitem die Angenehmsten. Sie waren die Einzigen, die genug Toleranz besaßen, um den ständigen Hasstiraden, mit denen fast alle hier die O'Riordans verfolgten, standzuhalten. Sie hatten es, wie Ian häufig bemerkte, allerdings auch leicht, tolerant zu sein. »Du musst fair sein, Siobhan. Lavinia war nicht verwandt mit ihnen. Sie wÜrden sich vielleicht anders verhalten, wenn sie
ihr
GroßmÜtterchen gewesen wäre.«
    »Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht, Kind«, sagte Nora. »Wir wussten nicht, wo Sie waren.«
    Siobhan drÜckte sie kurz an sich. »Ich war unterwegs. Ich habe

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