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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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ich dann immer noch diesen Maulwurfshügel suche. Könntest du mal nach Dicks Enten sehen? Ich hab sie heute morgen rausgelassen, aber Rita schien wieder ein Problem mit den Schwimmhäuten zu haben, sie hat gehumpelt.»
    Dick, der ungefähr eine Meile weiter oben an der Straße eine kleine Klitsche hatte, brachte seine Enten immer zu uns, wenn er verreiste. Er brachte den Entenstall hinten auf seinem Pritschenwagen mit und einen aufblasbaren Ententeich, weil die Enten in unserem Teich ertrinken könnten, wie er sagte. Er liebte seine Enten sehr.
    Ich drehte den Zündschlüssel. «Was war nun mit dem Dorchester ? Und mit der Arbeit für Lady Twelvetrees? Und dem echten Bugatti?» Bens Stimme schwoll zu einem hohen Kreischen, als ich das Fenster hochkurbelte und den Wagen losrollen ließ. «Schneller schieben!» schrie ich. Ben legte sich ins Zeug. «Ich hab die Karte vergessen...» Aber mein Schrei erreichte keine anderen Ohren als die von Lulu, die neben mir auf einem zusammengelegten Vorleger thronte. Ich legte den zweiten Gang ein und hörte jenes köstliche Husten und Gurgeln des Motors.
    Nach wenigen Minuten war ich auf der Schnellstraße und fuhr mit 80 Stundenkilometern auf der langsamen Spur. Lulu rollte sich zusammen und schlief ein. Laster donnerten an mir vorbei, Sattelschlepper mit großen Containern vom Gemeinsamen Markt hupten ungeduldig, wenn sie die Laster überholten. Die Laster hupten, wenn sie Lieferwagen überholten. Lieferwagenfahrer schimpften, weil ich ihnen im Weg war. Ich fing an zu singen, um mir Mut zu machen. Hinter mir näherte sich einer jener langen, bedrohlichen Autotransporter und schwang auf die Mittelspur. An der Seite stand mit Kreide: «Streikt die Bonzen in die Knie!» und der Fahrer sah lüstern auf mich herunter. Trotz des geschlossenen Fensters senkte ich die Stimme und stimmte die Internationale an. Während ich ihm ein strahlendes Lächeln schenkte, sah ich, daß ich mich der Ausfahrt näherte, die ich nehmen mußte.

* 4 *

    Maulwurfshügel war ein hübsches Haus, hellrosa gestrichen und mit flämischem Einfluß, was in diesem Landesteil ungewöhnlich ist. Davor lag ein weidengesäumter See, doch als ich näher kam, stellte ich fest, daß er etwas grün und schlammig aussah. Rings um die Haustür bröckelte der Putz, und das Ganze brauchte dringend einen frischen Anstrich. Ich klingelte, und lautes Gebell im hinteren Teil des Hauses bestätigte, daß ich an der richtigen Adresse war. Spitze Schreie übertönten den Lärm und wurden ignoriert. «Ruhig, Jungs!» würde sowieso nicht viel Eindruck auf die Bande machen. «Halt’s Maul, du verdammtes Biest!» funktioniert manchmal, um Daisy zur Ruhe zu bringen, eine Dackeldame mit einem Dachschaden, die dann und wann zu uns kommt. Pa probierte es nur einmal, denn es verscheuchte den Besitzer eines zahmen Truthahns, der seinen Liebling über Weihnachten bei mir in Sicherheit wissen wollte; der Mann dachte, er sei in einen Ehekrach geplatzt.
    Bunty Finch machte, umringt von wenigstens vierzehn Sealyhams, die Tür auf. Sie war ein fünfzigjähriger Teenager, so wie Teenager aussehen, ehe sie sich in Stadtguerillas oder Nachtclubsängerinnen verwandeln. Bunty trug immer noch lange Schlüpfer. Ich konnte sie zwar nicht sehen, aber ich hatte den untrüglichen Eindruck, und ich wäre jede Wette eingegangen. Bunty Finch war ein bißchen von allem, ein bißchen mollig, ein bißchen hübsch, ein bißchen unfrisiert und zweifellos ein bißchen schmuddelig. Das Haus war genauso, und auch die Zwillingsschwester, die plötzlich wie ein Spiegelbild Buntys hinten auf der Diele stand. Für die Finch-Zwillinge war die Zeit in der sechsten Klasse stehengeblieben.
    «Spitze!» rief Bunty mit ein paar Tropfen Spucke. «Sie haben den Weg gefunden! Gratuliere! Kommen Sie rein, kommen Sie rein, weg da, Jungs, weg da! Das ist meine Schwester Wendy und das, nein, das hier ist Tartan Tomahawk. Sitz, Roly, sitz! Sie wollten Tommy haben, nicht wahr? Oh, Wendy sagt, es sei Robby. Ich glaube, er ist irgendwo draußen...» Sie blickte sich ratlos um, wie eine Lehrerin, die sich damit abgefunden hat, daß ihre Schüler bei Museumsbesuchen Räuber und Gendarm spielen.
    Das Haus roch nach nassen Hunden und nach altem Zwieback und Käse. Auch eine Andeutung von Erbsensuppe und Kochfisch hing in der Luft. Buntys Jumper roch nach nassem Schaf. Sie führten mich in ein als Büro eingerichtetes Zimmer mit einem offenen Zylindersekretär, in dem ich alte

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