In glücklichen Umständen
schiefgelaufen war in dem schmuddeligen Wohnzimmer, wo Mrs. Minze darauf bestanden hatte, mir ihr Album mit Zeitungsausschnitten, überbelichteten Fotografien und Preisurkunden zu zeigen. Vielleicht wäre alles nach Plan gegangen, wenn wir uns mit dem abscheulichen Sherry zurückgezogen hätten. Man kann ein Rendezvous einfädeln und eine Hochzeit arrangieren, aber beim Vollzug sollte man doch besser verschwinden und das Paar allein weitermachen lassen. Wenn Mrs. Minze nicht eigenhändig eingegriffen und nach einem wohlgelungenen Biß der Braut laut geschrien hätte, wäre vielleicht noch alles gutgegangen, und der Bräutigam hätte seines Amtes gewaltet, statt sich schmollend abzuwenden und seine Zeit mit einem Gummihasen unter dem Büfett zu verplempern. Dann wäre uns das anschließende unangenehme Wortgefecht erspart geblieben. Ich hatte natürlich die Deckprämie gespart, aber nur zum Preis einer todunglücklichen Braut, eines in seiner Mannesehre gekränkten Bräutigams, eines wertvollen Wurfs und eines vertanen Nachmittags. Es war ein schwacher Trost.
Als ich aufschloß, warf ich einen Blick auf die letzte Mahnung vom Finanzamt und ließ sie liegen, während ich Lulu zu ihrem Korb brachte, der an strategisch günstiger Stelle, unzugänglich wie ein Harem, hinter dem Schreibtisch im Büro stand. Wenn ich mit ihr durch die Küche gegangen wäre, wo man ihre Reize schon bemerkt hatte, hätte es keinen Mangel an potenten Bewerbern gegeben, die Mrs. Minze sehr bereitwillig eines Besseren belehrt hätten.
Ben stand am Tisch und machte Hundesnacks nach seinem neuesten Rezept - mit dem hochtrabenden Namen «Schweinsohren à la mode du chef». Zwei oder drei lagen, mit Brotresten gefüllt, auf einem mehlbestreuten Brett herum. Ich bemühte mich, kein zweites Mal hinzusehen. Ben kochte für sein Leben gern. Er hatte gerade die Idee, nach dem Abitur den Haustierfuttermarkt zu erobern. Inzwischen dachte er sich verschiedene Verwendungsmöglichkeiten für die wöchentliche Kollektion von Abfällen aus, die unser Metzger sonst niemandem andrehen mochte. Es hielt ihn, Ben, und die Hunde bei Laune, aber ich hatte einige unbehagliche Augenblicke, wenn er unser eigenes Gourmetdinner auftrug.
Ben war fünfzehn und auf einmal richtig attraktiv. «Beinahe erwägenswert», hatte Hetty, meine Tierärztin und Busenfreundin (an deren eigenem gutem Aussehen nicht zu zweifeln war), vor ein paar Tagen gemurmelt und war sich dabei über ihr beneidenswert gepflegtes Haar gefahren. Als Ben das erste Mal zu uns gekommen war, picklig und linkisch, hatten wir beide nicht im Traum mit einer so zufriedenstellenden Entwicklung gerechnet.
«Puh», sagte ich müde, ließ mich in den Schaukelstuhl sinken und alle möglichen begeisterten Willkommensbeweise der Hunde über mich ergehen. «Die gute Mrs. Minze hatte etwas gegen Lulu. Wollte sie nicht in ihrem Stammbaum haben. Wir müssen also wieder von vorn anfangen, nehme ich an.»
Frilly, unsere inzwischen ausgewachsene junge Katze, balancierte auf der Rückenlehne des Schaukelstuhls, während Rosie versuchte, auf meinen Schoß zu klettern, und Treacle mit ekstatisch zugekniffenen Augen auf dem Rücken lag, mit ihren niedlichen kleinen Pfoten strampelte und kleine Freudenschreie ausstieß. Rosie und Treacle waren Mischlinge, Schwestern, absolut anbetungswürdig. Mattie, die betagte Bobtaildame, kam angewatschelt und legte mir den Kopf auf den Arm. Er fühlte sich an wie ein bleierner Plumpudding. Eine ziemlich zutreffende Beschreibung, wenn man es richtig überlegt. Sie grummelte die beiden anderen ein bißchen an und schien dann einzudösen. Sie benahm sich jeden Tag mehr wie Donald Ducks Großmutter und sah auch so aus.
«Ich dachte, es würde keine Rolle spielen, ob sie was gegen Lulu hat», sagte Ben und tat mehr Hefe in einen dicken weißen Teig.
«Sie stellt sich sehr an, daß bloß nichts Unedles in ihr Puddisey-Wappen kommt», erläuterte ich, «und wenn man beim Gesäßtest durchfällt, kennt sie keine Gnade.»
Ben nahm das Blech mit den Schweinsohren und schob es vorsichtig in den Herd. In der Küche hing warm und schwer der undefinierbare Duft all dessen, was Zuhause bedeutete. Behaglichkeit, vertraute Dinge und schöpferische Unordnung.
«Übrigens, nebenan sitzt eine Kundin», sagte Ben beiläufig-
Ich schoß aus meinem Schaukelstuhl und zerstreute Hunde in alle Richtungen. «Warum hast du das nicht gleich gesagt?» Ich warf meinen Mantel ab, zog die Stiefel wieder an und fuhr
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