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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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als ein Dinner für zwei im Clarrie.» Da ich nie ein Dinner im Claridge gezahlt habe, war es nicht die informativste Antwort. «Außerdem», fuhr sie fort, als entschuldigte es die Kosten, «bin ich ihm dort begegnet.»
    Nun konnte ich mir selbst beim besten Willen nicht vorstellen, daß der liebe Gott ihr in einem Whirlpool erschienen war, so daß ich annahm, es müsse doch ein neuer Mann sein.
    «Wie ist er?» fragte ich müde. «Erzähl schon, wie heißt er? Hat er Arbeit? Hat er Geld?» Die meisten von ihnen beteten nämlich bei Sonnenuntergang oder predigten vor Woolworth über die Ewigkeit, und zum Bruttosozialprodukt trugen, wenn überhaupt, nur wenige bei. Sie arbeiteten für ihre eigene Seele und das unglaubliche Luxusleben ihrer Obergurus. Randreligionen rechtfertigen das Aussteigen aus dem langweiligen Prozeß der Eigenverantwortung, selbst wenn man in der Kommune das Geschirr spülen muß. Die Privatwirtschaft dagegen, die von den spirituell Erleuchteten so verdammt wird, arbeitet letztlich zum Wohl der Allgemeinheit, auch wenn diejenigen, die sie in Gang halten, nur das eigene im Auge haben.
    «Du wirst ihn absolut anbeten», behauptete Marsha vertraulich. «Er heißt Polyflor. Das bedeutet Reine Natur, verstehst du.»
    «Klingt aber wie Bohnerwachs», sagte ich irritiert.
    Marsha hörte darüber hinweg. «Wir hoffen, gegen Mittag bei euch zu sein», verkündete sie.
    «Was?»
    «Gegen Mittag, Schatz, nur für ein paar unbeschwerte Stunden, um mal abzuschalten. Vielleicht bis Freitag.»
    Marshas Stimme konnte so überzeugend sein wie der K.o.-Schlag eines Boxers.
    «Wann?»
    «Morgen.» Ihre Stimme wurde schärfer. Eine weitere Runde des vertrauten Wettkampfs. Sie versuchte, den sprichwörtlichen Fuß in die Tür zu bekommen. Ich versuchte, ihn fernzuhalten, wie Churchill damals die Luftwaffe.
    «Unmöglich», sagte ich fest. «Ben hat Mumps bekommen.» Blitzlügen sind die leichtesten.
    «Entschuldige, Ben», sagte ich, als Marsha den Hörer fallengelassen hatte, als könnte er Mumps übertragen, «aber ich war verzweifelt, und ich wußte, daß Marsha niemals Polyflors Manneskraft gefährden würde, und Mumps würde auch sie nicht gerade verschönern.»
    «Du hast letztes Jahr schon zweimal gesagt, ich hätte Mumps. Sie wird denken, das sei ein bißchen merkwürdig.»
    «Marsha denkt nicht. Sie handelt nach ihrer Intuition, und die arbeitet unabhängig vom Gedächtnis. Aber du hast recht. Nächstes Mal sollte ich vielleicht sagen, Charlie habe Mumps.»
    «Hast du gewußt, daß sich Impala-Antilopen im Galopp lieben? Manchmal bei 50 Kilometern in der Stunde. Sie sind sehr nervöse Geschöpfe.»
    «Bei dem Tempo würde jeder nervös werden», sagte ich streng und gab mir Mühe, das Bild zu verdrängen, das sich zu formen begann. «Ich wünschte, du würdest etwas Nützlicheres lesen, um gute Noten zu bekommen.»
    Ben steckte das Buch wieder in die Tasche. «Du sollst übrigens Hetty anrufen», sagte er. «Sie fand die Sache ganz interessant.»
    «Verständlich», stimmte ich zu. «Tiere sind immerhin ihr Beruf.» Sex eigentlich nicht, dachte ich.
    «Sie mußte sofort in die Praxis zurück. Sie hat gesagt, es sei dringend. Sie hat eine Idee für dich. Ich mache jetzt einen Körnerkuchen für Wellensittiche.» Er holte eine Schüssel heraus und einen Beutel Körnerfutter (für die Rebhühner im Winter) und fing an, verschiedenes zu verquirlen. «Ich werde es Sittichglück nennen.» Ich schätzte, Ben würde das erste Stichwort in einem Buch über Absonderlichkeiten aus dem Reich der Menschen sein.
    Nach der üblichen Begrüßung sagte Hetty: «Das mit Lulu freut mich. Ich habe gewußt, daß du Wen und Bun in Ordnung finden würdest. Sie sind glücklich und zufrieden mit ihren Hunden. Ich nehme an, wir könnten es alle sein, wenn wir wollten. Dann brauchten wir auch keine Zeit damit zu verschwenden, ständig mehr zu suchen. Ich meine, letzten Endes liegt alles, was wir brauchen, genau vor unserer Nase.»
    «Vor ihrer sind ein paar Düfte, die mir nicht so lieb wären», sagte ich grimmig und fragte mich, warum man so selten bemerkt, was sich vor der eigenen Nase tut, es sei denn, es ist ausgesprochen ungesund. Jedes Haus riecht nach seinem Bewohner. Maler riechen nach Terpentin, Suppe und ungemachten Betten. Schriftsteller nach verbranntem Toast und Verzweiflung. Im Haus des Schauspielers herrscht ein Aroma des aufdringlichen Luxus - Parfum und Gin und Anmaßung. Ich dachte an meines und schnüffelte

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