Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
Vom Netzwerk:
sie sich hinter uns am Kopfende abgemüht hatte? Ich achtete darauf, daß wenigstens zwei oder drei Tropfen verschluckt wurden und nicht aus dem schwachen Mündchen hinausliefen, und schob den Kleinen dann mit Bedacht in meinen BH zurück, ehe ich Ross an der Hintertür einen Abschiedskuß gab. Es war nur eine keusche Umarmung, um meines Schützlings willen.
    «Nicht weinen, mein Schatz», flüsterte er. «Das nächste Mal wird uns nichts voneinander trennen, nicht mal Möpse und Dänische Doggen.» Wir lachten, während er, nun wieder männliche Überlegenheit demonstrierend, zärtlich die Tränenbahnen auf meinen Wangen nachzeichnete. Warum sollte ich darauf hinweisen, daß die Tränen dem Welpen galten, wenn sie Ross wieder zu seinem alten Image verhalfen?
    Es war Zeit, den Kuckuck wieder zu füttern. In einer halben Stunde würden die Kinder zum Frühstück herunterkommen. Ringsum rief die Pflicht. Die Hunde wollten nach draußen, die Pferde brauchten warmes Mengfutter, die Boiler mußten angestellt werden, und ich mußte die anderen Feuer anzünden. Der Tag verlangte, kurz gesagt, sein Recht. Trödeln war eine Sache der Vergangenheit, Schlaf ein vergessener Traum, und was Affären betraf, so sollte ich sie lieber beschäftigungslosen Damen ohne unternehmerische Aktivitäten überlassen. Ich lehnte mich einen Moment im Schaukelstuhl zurück und weinte, einen Welpen im BH und einen anderen in der Hand, wie ein Wasserfall. Hetty wäre so was nie passiert: Aber was war Hetty passiert? Mir fiel nur ein schrecklicher Unfall ein - und Ben? Was war mit ihm? Und Pa? Wenn Ross hierher durchkommen konnte, hätte Pa es doch wenigstens versuchen können. Steckte er in irgendeiner einsamen Schneewehe oder in einem abscheulichen Stau? Der Kuckuck zappelte und schien etwas zu suchen: Vielleicht brauchte er die körperliche Nähe, Beruhigung und Sicherheit, die ich ebenfalls verloren hatte. Ich nahm ihn wieder aus der Schachtel und steckte ihn in die andere BH-Schale. Dann lehnte ich mich wieder zurück und lachte.
    Ich lachte immer noch und wischte mir gerade die Tränen aus den Augen, als Adam hereinkam. «Der Strom ist wieder da.» Ich winkte lässig zum Speck und zur Kaffeemaschine hin. «Du scheinst bereits gut gefrühstückt zu haben», sagte er mit einem langen Blick auf Teller und Bratpfanne. «Gut geschlafen?»
    «Einigermaßen», log ich und berichtete von Pearl. Ich aß zur Gesellschaft noch einen Toast und trank eine dritte Tasse Kaffee und dachte daran, daß ich die Damen Boisover, Pawley und Green anrufen mußte. Selbstmitleid wird garantiert vertrieben von angenehmer Gesellschaft und Frühstücksgerüchen, die wahrscheinlich mehr Hoffnungen und Freude wecken als alle Düfte Arabiens. Ich legte den Kuckuck in die Schachtel zurück und bettete den Pawley-Welpen in Pearls Karton. Da mir auf einmal einfiel, daß alles mögliche geschehen könnte, ging ich wieder zurück, redete ein paar ernste Worte mit ihr und schob den Welpen zwischen die anderen. Pearl sah mich entrüstet an, aber ich redete weiter im Befehlston, und sie beschnüffelte ihn ein- oder zweimal. Sie mißbilligte offensichtlich seine Brandyfahne, denn sie knuffte ihn an den Ohren und schubste ihn ein paarmal roh hin und her, ehe sie ihn mit der Nase wieder zu den anderen stieß.
    «Aber warum ist er da runtergerutscht?» fragte Emily etwas später, als sie mit uns am Tisch saß.
    «Er war sehr klein und schwach. Ich glaube fast, daß sie ihn zuerst einfach töten wollte, weil er so schwächlich war. Oder sie wollte sie alle hinter das Kissen schieben, weil sie es für den sichersten Platz hielt, und ich kam ihr dabei in die Quere. Weißt du noch, wie sie sich damals den Schrank unter der Treppe aussuchte?»
    Adam sah aus dem Küchenfenster. «Von der Hintertür zum Weg ist eine Fußspur!» Er drehte sich um und fixierte mich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    «Ich war draußen, um Holz zu holen.» (Ob Ross es zum Flughafen geschafft hatte? War sein Auto angesprungen? Hatte er seine Freundin getroffen? Und würde er jemals wieder von sich hören lassen? Vor allem - machte ich mir noch etwas daraus?) «Versuch doch mal, ob das Telefon wieder geht», sagte ich. Aber es ging nicht.
    Gegen Mittag kam Humphrey in Sicht. Tapfer legte er die letzte halbe Meile zu Fuß zurück, um uns einen Prospekt über Thermokleidung für den Winter zu bringen, Lieferdatum sechs Wochen nach Bestellung. Er kam herein und akzeptierte ein Glas heißen Johannisbeersaft. «Sie

Weitere Kostenlose Bücher