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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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hin und klemmte eine Streichholzschachtel zwischen die halb geöffnete Schublade. Nur für den Fall, daß Ross wieder zuschlug. Dann legte ich Holz nach, besprühte mich schnell mit duftendem Körperspray und eilte, nunmehr hellwach und fast bedenkenlos, zu meinem Liebhaber zurück.
    Er schlief tief und fest. Ich knipste die Taschenlampe an, um es zu testen, aber er zuckte mit keiner Wimper. Er machte ein Gesicht wie jemand, dem das Fahrrad gestohlen worden ist. Ich fing an, mir betrogen und vernachlässigt vorzukommen, beleidigt und meiner Menschenwürde beraubt. Er beanspruchte den größten Teil des Betts. Er hatte Sue-Ellen von meinem Kissen geschoben, damit er es für sich haben konnte. Sein Mund war halb offen wie die Schublade, und er atmete geräuschvoll. Ich drückte mich auf einen schmalen Streifen des eiskalten Lakens und haderte mit meinem Schicksal. Ich begann zu bereuen, ihn je in mein Bett, mein Zimmer, mein Haus gelassen zu haben. Aber was hätte ich in jedem einzelnen Moment anderes tun können? Heutzutage wählt man angesichts drohender Entehrung nicht mehr den Tod (auch nicht den eines anderen). Außerdem hatten wir beide unseren Sinn für Humor verloren, wenigstens teilweise, was das eigentliche Unglück war, denn dies wäre eine sehr gute Gelegenheit gewesen, ihn zu beweisen. Aber im Augenblick hätte ich mich nicht mal zu einem gefrorenen Lächeln zwingen können, um die Situation zu retten.
    Ich wachte eine Stunde später auf, da mich jemand ins Kreuz knuffte. Nicht jetzt, dachte ich verzweifelt, nicht jetzt, wo ich endlich schlafen konnte, aber es war gar nicht Ross. Er schlummerte immer noch tief und fest, beinahe halsstarrig, was sehr verständlich war, da er den ganzen Komfort für sich hatte und die Störungen nicht wahrnahm. Ich drehte mich um und entdeckte Pearl, die sich genau hinter mir leckte und zu schaffen machte. Ich versuchte, sie fortzuschieben, doch plötzlich war meine Müdigkeit verflogen. Einen Moment lag ich starr vor Unglauben da. Dann fing ich an zu kichern: Es war ebenso Hysterie wie echte Belustigung, aber ich konnte nicht mehr aufhören. Kein Wunder, daß sie darauf bestanden hatte, mit mir hinaufzugehen - eine richtige Pawley konnte nur im Bett Kinder bekommen, und da kein anderes zur Verfügung stand, mußte das meine genügen. Das Bett und ich vibrierten wie bei einem heftigen Erdbeben.
    Ich staunte, daß Ross bei dem Spektakel nicht aufwachte, aber vielleicht war es besser, daß er nichts mitbekam, denn ich hatte den starken Verdacht, daß das Bett gleich voll von Mopswelpen sein würde. Schließlich riß ich mich zusammen und rutschte vorsichtig hinaus. Es war ein hohes Bett, und ich landete auf Charlie: Er jaulte auf und hechtete laut bellend ins Dunkel, um mich gegen den unbekannten Angreifer zu verteidigen. Kip traf eine falsche Lagebeurteilung und kam auf uns zugesaust, und Edyth biß Lulu, die schutzsuchend auf Ross krabbelte. Ross drehte sich um und murmelte etwas Romantisches, da er wahrscheinlich dachte, ich sei es.
    «Schon gut», flüsterte ich, mehr zu mir selbst, während ich die Kerze anzündete, angestrengt «psst» machte, damit die Hunde wieder schlafen gingen, und mir die Tränen aus den Augen wischte. «Nur eine kleine Unterbrechung unserer heißen Liebesnacht... Schlaf ruhig weiter.» Gehorsam tat er es.

    «Drei», verkündete ich, als ich das Teetablett hineinbrachte. «Zwei Weibchen und ein Rüde.» Ross schlief noch halb. Ich zog den Vorhang auf und ließ die Sonne ins Zimmer. In der Nacht hatte es aufgehört zu schneien, und draußen blitzte alles wie polierter Stahl. Vor dem hellen Feuer am Kamin stand Pearls Karton mit der Aufschrift «Mutterstolz», und sie döste darin zufrieden mit ihren drei häßlichen Welpen. Ich konnte sie einfach noch nicht süß finden, denn ich hatte den größten Teil der Nacht damit verbracht, das restliche Bett mit der Taschenlampe abzusuchen, als sei ein Schatz darin verborgen. Ich stellte das Tablett ab, öffnete die Schublade und holte den Kuckuck heraus. Ich mixte das Futter, tat es in die Flasche und schenkte Tee ein.
    «Angenommen, du brichst dir das Bein», sinnierte Ross, sich auf einen Ellbogen aufstützend. «Was würde dann passieren? Ich meine, wer würde für dich einspringen? Was würdest du tun?»
    «Schlafen. Zucker?»
    Er schüttelte den Kopf. «Du kannst einfach nicht abschalten», nörgelte er.
    «Du solltest mich in der Badewanne sehen.»
    «Nichts lieber als das.» Wir lachten beide. Es

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