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In glücklichen Umständen

In glücklichen Umständen

Titel: In glücklichen Umständen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Cooper
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brachte uns einander wieder näher. Während ich den Welpen versorgte, die Schublade wieder halb schloß und uns Tee nachschenkte, herrschte ein langes, vertrautes Schweigen. Ross griff nach meiner Hand.
    «Vielleicht ein andermal und an einem anderen Ort», sagte er sanft.
    «Vielleicht. Tut mir leid, daß alles so schiefgelaufen ist.»
    «Glaube ich nicht, daß es dir leid tut.»
    «Wir hatten einfach keine Chance.» Aber er hatte natürlich recht. «Wir waren beide müde und dachten an etwas anderes. Ans Überleben.» Die Uhr unten schlug sieben. Von dort, wo ich stand, konnte ich die Zufahrt sehen: unberührt wie Zuckerguß auf einer Geburtstagstorte vor dem Anschneiden. Seufzend meinte ich: «Frühstück in zehn Minuten», weil er wieder zum Flughafen mußte.
    Er zog mich einen Augenblick lang an sich, sah mich fragend, bittend, auffordernd an - aber ich glaubte keine Sekunde, daß er es wirklich meinte. Im Bett wirkte er so hilflos, alles andere als heroisch, fast kläglich. Ich wußte, daß wir künftig eine andere Beziehung haben würden, womöglich eine bessere.
    Als er nach unten kam, konnte ich ihm Spiegeleier mit Speck und Toast und Kaffee vorsetzen, weil wir wieder Strom hatten. Man konnte zumindest den Weg erkennen, und morgen war ein neuer Tag, der vielleicht sogar eine neue Lieferung von Dennis brachte. Wir saßen am Küchentisch und genossen die Ruhe nach dem Sturm.
    «Du hast wirklich ein unglaubliches Bett», sagte er wehmütig. «Hab noch nie besser geschlafen.»
    «Allerdings quietscht es ein bißchen», fügte er überrascht hinzu. «Gestern nacht ist es mir gar nicht aufgefallen, aber als ich heute morgen aufstand, schien es richtig zu protestieren.»
    Ich lachte. Das mußten Pearls Welpen in ihrem Karton gewesen sein. Das Bett hatte die letzten 300 Jahre nicht mehr gequietscht. Ich kaute vergnügt Toastkrumen und die Schwarte von seinem Speck.
    «Klang, als wäre die Matratze voller Mäuse.»
    Ich schenkte mir eine zweite Tasse Kaffee ein. «Ich hab nie was gemerkt.»
    «Als ich aus dem Zimmer ging...» Aber ich war bereits auf halbem Weg zum Tisch stehengeblieben und starrte ihn an. Er grinste. «Fabelhafter Speck. Hier scheint nichts so zu sein wie anderswo. Woran liegt das bloß?» Doch ich hörte nicht mehr zu. Mein Verstand arbeitete fieberhaft. Connie machte Geräusche, als wenn man einen Stuhl über die Dielen zieht, und dann eines wie Wasser, das in die Schüssel läuft und teilweise daneben platscht. «Entschuldige», sagte ich, stellte die Tasse hin und rannte, zwei Stufen auf einmal nehmend, die Treppe hoch.
    Ich riß die Daunendecke herunter, das Laken, Wolldecken, Kissen, und hob die Matratze hoch. Das Quietschen war ganz leise, aber ich hörte es in unregelmäßigen Abständen, während ich mich vorarbeitete. Es war natürlich eher ein Quieken. Der Welpe, ein sehr kleines, sehr plattes und sehr zerbrechliches Exemplar, lag an der einzig möglichen Stelle - zwischen Matratze und dem unteren Teil des Kopfendes - eingeklemmt. Er sah verdammt elend aus. Er war so kalt, daß ich ihn instinktiv in den bewährten BH schob. Dann ging ich wieder in die Küche. Die Thermosflasche war noch nicht leer, und die Augenpipette lag auf dem Abtropfbrett bereit.
    Keiner von uns brauchte etwas zu sagen, bis ich mit erfahrener Hand Babynahrung und Brandy eintröpfelte. Dann meinte Ross: «Er kann es unmöglich schaffen, oder?» Er traf Anstalten zum Gehen. Er wollte auf dem Flughafen sein, wenn die ersten Maschinen landeten. Ich hatte immer noch keine Ahnung, wen er unbedingt sehen mußte, und ich wollte nicht fragen. Vielleicht, weil ich es nicht wissen wollte: Es könnte eine Ehefrau sein oder eine Freundin mit einem ruhigeren Bett. Ich glaube, er hatte beschlossen, sich das nächste Mal in eine Taubenzüchterin zu verlieben. Sie nisten zumindest draußen.
    «Natürlich wird er», protestierte ich trotz meiner eigenen Zweifel. Der Welpe machte den Mund sehr weit auf, als käme Sauerstoff bald aus der Mode. Seine winzigen, hilflosen Pfoten paddelten schwach. Ich hatte Tränen in den Augen und war so erschöpft, daß ich sie nicht zurückdrängen konnte. Das arme, kleine, verstoßene Ding - warum hatte Pearl eigentlich nichts von ihm wissen wollen? Oder hatte sie es versehentlich hinunterrutschen lassen und nicht wieder zurückholen können? Und war vernünftigerweise ans andere Ende des Betts gegangen, um die anderen zu bekommen? Waren wir beide so müde gewesen, daß wir nicht gemerkt hatten, wie

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