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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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befestigten
Hosengurtband herumlaufen?«
    »Das ist nun die sechste Bar,
in die wir in den letzten zwei Stunden gegangen sind«, sagte ich, »und nach wie
vor kein Zeichen von Mitfords alten Busenfreunden.«
    »Es ist eine Weile her, seit
ich zuletzt hier war«, gestand sie. »Sie können sich natürlich eine ganze Reihe
neuer Stammlokale ausgesucht haben.«
    Etwas, das sich wie eine
eiserne Klaue anfühlte, umfaßte plötzlich schmerzhaft meinen linken Bizeps. Ich
blickte in das leere, blutunterlaufene Augenpaar eines Säufers mit einem vier
Tage alten Bart empor.
    »He!« Er zerknüllte meinen
Jackenärmel zwischen den Fingern. »Das Zeug ist Klasse! Haben Se das hier ’rum gekauft?«
    Jackie kicherte hilflos, durch
den breiten Rand ihres Stetson vor meinen mordlustigen Blicken abgeschirmt.
    »In Clancys Warenhaus«, erklärte ich dem Betrunkenen. »Drei Blocks in südlicher Richtung
von hier. Sie machen dort einen Sonderposten Anzüge von erstklassiger Qualität
— fünfzehn Dollar, mit einer Extra-Hose — und man kann sie eine Woche lang
ausprobieren. Wenn Sie dann nicht mit dem Anzug zufrieden sind, packen Sie ihn
einfach wieder ein, schicken ihn zurück und kassieren das Geld.«
    Er blinzelte mühsam und
versuchte, seine Augen ausreichend lange am Tränen zu hindern, um mich ansehen
zu können. »Ich wohne nur zwei Häuserblocks südlich von hier«, sagte er mit
noch schwererer Stimme als zuvor, »aber ich hab’ nie was von Clancys Warenhaus gehört.«
    »Es dauert eine Weile, bis es
sich rumspricht«. Ich zuckte die Schultern. »Es ist erst gestern gebaut
worden.«
    Unter dem Rand des Stetson
drang so etwas wie ein Eselsschrei hervor, und der Betrunkene warf einen mißtrauischen Blick auf Jackie. »Was hat ’n kleiner
Cowboystrolch in Venice Beach zu suchen, he?«
    »Da, wo er herkommt, sind ihnen
die Pferde ausgegangen«, sagte ich. »Jetzt glaubt er, er könne nur noch wellenreiten .«
    »Im Ernst?« Seine Augen rollten
wild. »Keine P-Pferde mehr, hm? Na, das is scheußlich
für den armen Kleinen. Ich will Ihn’ was sagen — ich geh gleich in das neue
Warenhaus und besorg ihm eins. Die verkaufen dort alles, hat mir grade so ’n
Tropf gesagt, und man kann’s ’ne Woche lang umsonst ausprobieren. Mach dir also
keine Sorgen, Kleiner!« bellte er plötzlich Jackie an. »Wenn dir dein Gaul dann nich gefällt, kannst du ihn einpacken und ans
Warenhaus zurückschicken.«
    Er ließ meinen Arm los,
richtete sich langsam auf und rutschte mit seinen Füßen herum, bis er in
Richtung Tür stand. Dann ging er in schnellem Tempo rückwärts, bis sein
Rückgrat gegen die Kante der Bar prallte, und sank herab, bis er auf dem Boden
saß. Der Barkeeper reckte den Hals über die Theke weg und blickte mit einem
Ausdruck müder Resignation hinab.
    »Was zum Teufel willst du denn
dort unten?« krächzte er. Der Betrunkene streckte plötzlich den Arm hoch über
den Kopf und schnalzte ein paar Zentimeter von der Nase des Barkeepers weg
scharf mit den Fingern. »Gib mir ’n Pferd!«
    »Schmeißt jemand von euch
diesen Strolch da raus?« flehte der Barkeeper mit einer Stimme, welche die
Fensterscheiben klirren ließ.
    »Ich glaube«, sagte ich zu Jackie,
»wir haben’s jetzt wirklich versucht. Beide haben wir uns große Mühe gegeben,
und jetzt sollten wir uns zum Teufel scheren. Auf zur nächsten mit Klimaanlage
versehenen Oase, wo der Alkohol aus den Flaschen serviert wird, in denen sie
eingetroffen sind und—«
    »Nur noch ein Lokal, bitte!«
Jackie hob den Kopf und lächelte mich strahlend an. »Mir ist es gerade
eingefallen, und im übrigen liegt die Bar nur drei
Häuserblocks weit südlich von hier. Vielleicht ist das ein glücklicher Zufall?«
    »Okay«, stimmte ich zögernd zu.
»Aber mehr als zehn Minuten bleiben wir dort nicht.«
    Wir waren fünf Minuten später
dort. Die Bar unterschied sich von den anderen insofern, als sie zwölf Stufen
tief in einem Keller lag. Das machte die abgestandene Luft noch schlimmer; etwas,
das ich nie für möglich gehalten hätte, aber die Drinks waren von derselben
Widerwärtigkeit. Der Besitzer hatte dem Lokal eine gewisse Atmosphäre dadurch
verschafft, daß er an elektrischen Birnen gespart hatte, und so lag der Raum in
schummerigem Halbdunkel. Es war ausgesprochen faszinierend, zuzusehen, wie der
Rauch durch die Tür in das grelle Licht der blutroten Neonreklame draußen
hinausschwebte; so etwas wie ein persönlicher Ausblick auf Dantes Inferno, fand
ich.
    Eine Gruppe von

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