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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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anderen
Seite ausgeschlagen habe und zeitweilig dort hängengeblieben sei; aber früher
oder später würde es wieder zurückschlagen, und dabei könne es möglicherweise
herausspringen.«
    »Dieser Shoemaker«, brummte
ich, »hat eine reizende Ausdrucksweise.«
    »Verstehen Sie denn nicht die
Wirkung, die diese Nachricht auf Carmen in ihrem derzeitigen Zustand haben
mußte!« flüsterte sie. »Ross will Ray etwas antun, aber Ray weiß noch nichts
davon, und du bist die einzige, die ihm helfen kann! Nun, da sie aus dem
Sanatorium geflohen ist, wird es ihr keinerlei Mühe machen, ihren schönen,
großen Bruder vor dem entsetzlichen Schicksal zu bewahren, das sich an seine
unschuldigen Fersen heftet. Alles, was sie braucht, ist eine weitere große
Schere — und dann muß sie Mitford finden!«
    »Wollen wir nicht von vorne
anfangen?« flehte ich. »Sie glauben, jemand wolle entweder Mitford oder Carmen
loswerden — vielleicht auch alle beide — stimmt’s?«
    »Das ist doch wohl
offensichtlich!« schnaubte sie.
    »Also mußte als erstes Carmen
aus dem Sanatorium entfernt werden. Das bedeutete, Hilfe von jemand, der sich
dort aufhielt, zu erlangen — Schwester Dempsey. Selbst dann konnte es nicht
klappen, es sei denn, Carmen wollte ausbrechen.«
    »Deshalb war die Nachricht,
welche die Schwester überbrachte, so sorgfältig abgefaßt «,
sagte sie ungeduldig. »Es war der psychologische Drücker, der die Explosion bei
ihr auslöste.«
    »Was bedeutet, daß jemand von
Carmens völliger Verhaltensänderung gegenüber ihrem Bruder wußte«, sagte ich.
»Und das schränkt die möglichen Verdächtigen auf genau zwei ein — auf Shoemaker
und Sie.«
    »Ah, grandios«, sagte sie
verächtlich.
    »Wenn Sie mich schon die ganze
Zeit über beleidigen, könnten wir uns wenigstens beim Vornamen nennen«, schlug
ich vor.
    »Okay, Rick«, fauchte sie. »Wenn
Sie noch ein paar Verdächtige wollen, wie wär’s dann mit den Leuten, die die
ganze Zeit über im Sanatorium um sie herum waren? Ich werde Ihnen mal für den
Anfang zwei nennen — Dr. Dedini und diese
freundnachbarliche, bestechliche Schwester, die Sie vor einer kleinen Weile
erwähnt haben.«
    »Der einzige Besucher, der zu
ihr vorgelassen wurde, war Shoemaker selbst — ihr Psychoanalytiker — , und
solange sie dessen Patientin war, hätte es sich nicht mit Dedinis Berufsethos vertragen, ihr irgendeine psychotherapeutische Behandlung
angedeihen zu lassen.«
    »Wer hat Ihnen das erzählt —
die vertrauenswürdige kleine Schwester Dempsey sicher?« Der Klang ihres
spöttischen Gelächters zerrte an meinen Nervenenden. »Sie sind doch wirklich
der naivste Mann, den man in Ihrer Branche finden kann, Rick! Was ficht Sie
denn an, jede verdammte Geschichte zu glauben, die sie Ihnen aufbindet? Zieht
sie sich vielleicht jedesmal splitterfasernackt aus,
bevor Sie ihr eine Frage stellen, oder was ist los?«
    »Sie verschwenden Ihre Zeit mit
Ihren Sticheleien, Jackie«, erklärte ich ihr mit ruhiger Stimme. »Und wenn Sie
nicht den Mund halten, haben Sie hinterher eine dicke Lippe.«
    »Einen Augenblick mal
angenommen, Sie wären Schwester Dempsey«, sagte sie mit schmeichelnder Stimme.
»Sie sitzen in einem Drugstore und trinken eine Tasse Kaffee; plötzlich taucht
neben Ihnen eine Frau aus dem Nichts auf und bietet Ihnen beiläufig tausend
Dollar, falls Sie behilflich seien, eine der Patientinnen in dem Sanatorium, in
dem Sie arbeiten, ausreißen zu lassen.«
    »Okay«, brummte ich. »Immer
angenommen.«
    »Wenn ein Mann eine Frau
ansieht, verschleiert in den meisten Fällen der Sexualtrieb seine Klarsicht«,
sagte sie sachlich. »Irgendein bestimmter Zug in ihrem Gesicht oder an ihrer
Anatomie fasziniert ihn, und er neigt dazu, sich darauf zu konzentrieren. Aber
wenn eine Frau eine andere Frau ansieht, überprüft sie automatisch jedes Detail
von Kopf bis Fuß. Was war das denn für eine Beschreibung, die dieses
Frauenzimmer von einer Schwester Ihnen abgegeben hat? Heutzutage kann jedes
weibliche Wesen über acht Jahre mit einem einzigen schnellen Blick feststellen,
ob das schwarze Haar echt ist — gefärbt — oder ob es sich um eine Perücke
handelt!«
    »Hätten Sie was dagegen, die
Flaggen hochzuziehen?« fragte ich sie ungefähr fünf Sekunden später. »Ich bin
soeben mittschiffs torpediert worden, und ich möchte gern kämpfend untergehen.«
    Sie gurgelte vor Lachen. »Ich
glaube nicht, daß Sie mittschiffs getroffen sind, Rick. Vielleicht eine kleine
Delle in Ihrem

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