In goldenen Ketten
Steuerruder?« Sie griff schnell nach meinem Arm. »Und fangen Sie
bloß nicht an, den Schaden zu besehen!«
»Sie haben recht«, sagte ich
großzügig. »Der gewisse Jemand außerhalb des Sanatoriums hat seine Information
von jemand aus dem Innern erhalten, und das könnte einer von einem Dutzend
Leute sein. Also stehen wir wieder am Anfang, beziehungsweise bei Ihrer
reizenden Bemerkung, Carmen brauchte nunmehr nur noch eine Schere und dann
Mitford zu finden.«
»Na, und?« warf sie ein.
»Und das einzige, was wir im
Augenblick tun können, ist, Mitford zu finden, bevor Carmen das gelungen ist;
wobei sich das kleine Problem auf wirft — wo anfangen?«
»Er ist nie in ihre alte
Wohnung zurückgekehrt«, sagte Jackie in entschiedenem Ton. »Der Hauswirt rief
mich, ungefähr vier Wochen nachdem sich das große Drama ereignet hatte, an und
fragte mich, ob ich ein paar Kleidungsstücke abholen würde, die Carmen
dagelassen hatte. Er habe gerade einen Brief von Mitford erhalten mit einem
Scheck für zwei Monatsmieten und der Kündigung. In ein paar Tagen beabsichtige
ein neuer Mieter in die Wohnung einzuziehen.«
»Na ja«, murmelte ich, »dann
ist das ein Ort, von dem wir wissen, daß Mitford nicht dort ist.«
»Ich kenne ein paar von den
Leuten, mit denen er sich herumgetrieben hat, und auch ein paar ihrer Lieblingskneipen.«
»Wie wär’s, wenn Sie mir ein
paar Namen nennen würden?« flehte ich.
Sie warf mir statt dessen einen
mitleidigen Blick zu. »Sie würden keine fünf Minuten in einer dieser Hinterstraßenkneipen in Venice Beach überdauern. Ein Blick auf den Anzug, den Sie da tragen, und man hielte
Sie für eine fette Taube, gerade recht zum Rupfen.«
»Es ist von mir bekannt«, sagte
ich mit großer Würde, »daß ich es einhändig mit drei kleinen Pfadfindern
aufgenommen habe und als Sieger hervorgegangen bin.«
Sie seufzte ekstatisch. »Ich
wußte doch, daß ich mich an Ihrer Seite auf alle Zeiten sicher fühlen würde.«
»Geben Sie mir einen triftigen
Grund an, weshalb Sie dorthin mitgehen müssen!« knurrte ich.
»Wenn Sie wollen, gebe ich
Ihnen drei.« Sie begann, an den Fingern abzuzählen. »Erstens: Eine Menge Leute,
die Mitford kennen, werden sich an mich als Carmens verrückte Freundin
erinnern, die so aufrichtig war, daß man sie nur als hysterisch bezeichnen
konnte. Zu einem Fremden werden sie nicht reden, weil es sich um Polente
handeln könnte, selbst wenn er einen Zweihundertdollaranzug trägt. Zweitens: Es
wäre vielleicht möglich, daß wir Glück haben und als erstes auf Carmen stoßen.«
»Na, und?«
»Woran würden Sie Carmen Colenso erkennen, Rick?«
»Ich würde gern den dritten
Grund hören«, brummte ich.
Sie stand von der Couch auf,
stopfte die zitronengelbe Hemdbluse in den Gurt ihrer Blue jeans ,
griff nach dem Stetson und knallte ihn sich auf den Hinterkopf. »Der dritte
Grund ist—«, sie nahm sich die Zeit, einen weiteren Blusenknopf zu öffnen, so
daß sich die Schlucht zwischen ihren prächtigen Brüsten beträchtlich vertiefte,
»-weil ich für die Gelegenheit richtig angezogen bin.«
»Wissen Sie was?« sagte ich mit
ehrfürchtiger Stimme. »Ich zergrüble mir den Kopf über Sie, Jackie; wenn ich
zum Beispiel plötzlich mit den Fingern schnippte, würden Sie sich dann in eine
dünne blaue Rauchwolke auf lösen?«
»Das klappt bei uns Mädchen mit
Superbalkon nie«, sagte sie zuversichtlich. »Vielleicht lösen sich unsere Füße vom
Boden, aber weiter geht’s nicht, Charlie!«
VIERTES KAPITEL
D ie Luft war dick von einem
Gemisch aus Marihuana, abgestandenem Schweiß und dem übelkeiterregenden Geruch irgendeines ungelösten Abwasser-Problems, das von der Nachtbrise
hereingeweht wurde. Ich schnupperte an meinem Glas und fand, dies sei das erstemal , daß ich einen auf Erdölbasis zubereiteten Bourbon
zu mir nahm. Jackie saß mir gegenüber am Tisch, das Gesicht vom breiten Rand
des Stetson beschattet.
» Wieviel Uhr ist es?« fragte sie.
Ich blickte auf meine Uhr.
»Halb elf.«
»Vielleicht sind wir noch ein
bißchen zu früh für unsere muntere Bande da?«
»Es ist einfach zum Lachen«,
sagte ich grimmig. »Wenn ich daran denke, wie ich mich geärgert habe, als Sie
zehn volle Minuten im Waschraum dieser Tankstelle zugebracht haben!«
»Es war nicht meine Schuld«,
sagte sie im Ton der Verteidigung. »Konnte ich was dafür, daß sich der Reißverschluß meiner Blue jeans verfangen hat? Würden Sie gern mit einem an den Oberschenkeln
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