In goldenen Ketten
den Korken
entfernte, als enthielte das Ding Nitroglyzerin, und dann erneut sein Glas
füllte.
»Carmen war immer ein wildes
Geschöpf«, sagte er mit sachlicher Stimme. »Es hat mir weiter keine Sorge
gemacht, weil ich es für unvermeidlich hielt. Während sie heranwuchs, war ich
die meiste Zeit weg, und man kann nicht erwarten, daß eine Haushälterin einen
vollgültigen Ersatz für die Eltern oder einen älteren Bruder darstellt. Sie gab
das College im zweiten Jahr auf — gab mir gegenüber ihre persönliche
Unabhängigkeitserklärung ab — und zog zusammen mit ihrer Freundin Jackie
Erikson in ein Appartement. Mir war es recht. Die Freundin war eine
selbständige Werbegraphikerin, die gut verdiente, und ich gab Carmen einen
monatlichen Wechsel, so daß die beiden keine finanziellen Probleme hatten. Das
dauerte ein paar Monate. Das nächste, was ich hörte, war, daß Carmen geheiratet
hatte! Sie brannte mit einem Burschen namens Tyler Warren durch, der Erbe einer
Reihe von Modeboutiquen ist. Seinem alten Herrn hatte der Gedanke, die beiden
wollten heiraten, überhaupt nicht zugesagt. — Es spielte keine Rolle.«
Er zuckte leicht die Schultern.
»Als ich davon hörte, waren sie bereits von einer Hochzeitsreise in Palm
Springs zurück. Die Ehe dauerte ein bißchen über drei Jahre, dann erwischte
Warren Carmen im Bett, zusammen mit seinem besten Freund. Sein alter Herr
wollte keinen Skandal, und so ging die Scheidung auf Grund seelischer
Grausamkeit durch, und Carmen kehrte in das Appartement zu Jackie Erikson
zurück.
Dann, vor drei Monaten, bekam
ich eines Nachmittags einen Anruf von Jackie. Sie sagte, Carmen habe die
Wohnung verlassen, um mit einem kleinen Schauspieler namens Ross Mitford in Venice Beach zusammenzuleben... Carmen sei seit drei Wochen
weg, sagte Jackie, und sie habe häßliche Geschichten
darüber gehört, wie die beiden lebten — als ob es kein Morgen gäbe — , und es
würde alles geboten, angefangen von Sexorgien bis zu Rauschgift. Jackie gab mir
die Adresse, und ich fuhr am selben Abend dorthin.«
Seine Augen verdüsterten sich,
während er zusah, wie die Bläschen in seinem Glas aufstiegen. Er ballte unwillkürlich
die linke Faust. »Mitford versuchte mich am Eintreten zu hindern, und so schlug
ich ihn nieder. Die Wohnung war unbeschreiblich schmutzig, wie ein
Schuttabladeplatz. Carmen war im Schlafzimmer, sie saß splitterfasernackt am
Fußende des Bettes, und es dauerte ein paar Minuten, bevor sie mich erkannte.
Sie war gerade im Begriff, von einem LSD-Trip zurückzukommen, und als sie
redete, war es, als lausche man einer alten Achtundsiebzigerplatte ,
auf der die Nadel steckengeblieben ist. Mitford war sowieso derjenige, mit dem
ich reden wollte. Also kehrte ich ins Wohnzimmer zurück und übergoß ihn mit einem Krug Wasser.«
»Und dann haben Sie ihn mit den
Fakten des Daseins vertraut gemacht?« sagte ich. »Wie zum Beispiel — wovon
wollt ihr leben, wenn ich Carmens monatliche Unterhaltszahlung einstelle?«
Paxton nickte. »Das und noch mehr.
Ich habe genügend Einfluß, um zu verhindern, daß er je wieder in Hollywood
arbeiten würde, und ich sorgte dafür, daß er auf die Schwarze Liste der größten
Studios und der meisten unabhängigen Produzenten kam. Als Alternative bot ich
ihm an, gegen zehntausend Dollar aus der Wohnung zu verschwinden und nie wieder
aufzutauchen. Er hörte auf, den Einsatz erhöhen zu wollen, nachdem ich ihm noch
eine verpaßt hatte, und erklärte sich einverstanden.«
»Und dann schafften Sie Carmen
in das Privatsanatorium?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich
wünschte, es wäre so einfach gewesen! Die Schlafzimmertür stand weit offen. Sie
mußte alles gehört haben, was gesprochen wurde. Im Augenblick, nachdem Mitford
sich bereit erklärt hatte, die zehntausend zu nehmen und zu verduften, kam sie
ins Zimmer gestürmt wie ein Tornado. Sie hielt eine große Schere in der rechten
Hand, und bevor ich noch etwas unternehmen konnte, bohrte sie diese tief in
Mitfords Rücken.«
»Darüber habe ich nie gelesen«,
sagte ich. »Und keine Publicity bedeutet keine Polypen. Wie viele Paar
Glacéhandschuhe haben Sie damals getragen?«
Paxton grinste kurz. »So schlimm
war’s nicht. Mitford warf einen Blick auf sein auf den Boden fließendes Blut
und kippte schlicht um. Carmen begann hysterisch zu werden, und so gab ich ihr
eine aufs Kinn, um sie ruhig zu halten. Dann rief ich meinen Psychoanalytiker
an, der kümmerte sich um alles. Ein Privatkrankenwagen des
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