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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hegen Sie
gegenüber Ihrer ehemaligen Frau, Mr. Warren?« Ich blickte ihm geradewegs in die
Augen. »Wie steht es da bei Ihnen — nach den achtzehn Monaten seit Ihrer
Scheidung?«
    »Carmen? Dieses Luder!« Seine
Stimme klang belegt. »Ich empfinde ihr gegenüber nicht anders als in der Nacht,
als ich sie mit meinem sogenannten besten Freund im Bett fand.«
    »Was haben Sie damals
empfunden?«
    »Ich hätte das verlogene
Frauenzimmer umbringen können!«
    »Und Sie empfinden immer noch
dasselbe?«
    In seinen hervorstehenden Augen
tauchte ein plötzlicher Ausdruck des Schreckens auf. »Moment mal, Captain! Das
habe ich nicht gemeint! Ich meine, ich habe seit der Scheidung nicht mal mehr
an sie gedacht.«
    »Ihre ehemalige Frau hat bis
vor kurzem mit Ross Mitford zusammengelebt.« Ich ließ mir Zeit, eine Zigarette
anzuzünden, und Warren beobachtete die aufblitzende Streichholzflamme, als
erwarte er, daß eine pilzförmige Wolke davon aufstiege. »Mitfords Leiche wurde gestern abend in einer verkommenen Wohnung im Erdgeschoß in Venice gefunden«, sagte ich gleichmütig. »Er wurde
erstochen.«
    »Was hat das mit mir zu tun?«
fragte er heiser.
    »Es sieht ganz nach einem
Verbrechen aus Leidenschaft aus.« Ich zuckte die Schultern. »Eifersucht und Haß
sind nächst Habgier die beiden stärksten Leidenschaften; und von einem Raubmord
konnte hier keine Rede sein. Also suchen wir nach jemand, der Mitford entweder
haßte oder auf ihn eifersüchtig war. Vielleicht nach jemandem wie einem
Ex-Ehemann? Einem Ex-Ehemann, der seiner ehemaligen Frau gegenüber so starke
Empfindungen hegt, daß er es nicht ertragen kann, wenn sie mit einem anderen
Mann zusammenlebt?«
    »Sie sind verrückt!« Seine
Stimme klang plötzlich schrill. »Mir wäre es doch völlig egal, wenn Carmen
Schneewittchen spielt und mit sieben Zwergen auf einmal zusammenlebte!«
    »Kennen Sie einen Mann namens Louey ?« knurrte ich.
    »Ich kenne zwei oder drei
Burschen, die Louey heißen.«
    »Dieser Louey ist kahlköpfig, groß, sieht aus wie eine Leiche«, sagte ich.
    »Ich — ich glaube nicht.« Er
schüttelte mechanisch den Kopf, als habe er vor, bei einer Großvateruhr den
Pendel zu spielen.
    »Aber sicher sind Sie sich
nicht?« fuhr ich ihn an.
    »Es ist schwer, sich genau zu
erinnern.« Er fuhr sich mit der Zunge schnell über die feuchten Lippen. »Ich
meine, in dieser Branche lernt man eine Menge Leute kennen, Captain. Vielleicht
habe ich diesen Louey , von dem Sie sprechen, einmal
kennengelernt; aber wenn ja, erinnere ich mich nicht daran.«
    »Seine Busenfreunde sind zwei
Kerle namens Charley -Pferdchen und Chipmunk «, sagte ich.
    »Machen Sie Spaß?« Seine Augen
wandten sich ab, als ihm klar wurde, daß ich keinen Spaß machte. »Die habe ich
mit Sicherheit nie getroffen. So verrückte Namen würde niemand vergessen.«
    Ach, zum Teufel, dachte ich.
Wenn ich schon dabei war, konnte ich auch schweres Geschütz auffahren. »War der
>Freund<, den Sie gestern abend besucht haben,
vielleicht Jackie Erikson?«
    »Sehr wahrscheinlich«, brummte
er. »Carmens beste Freundin? So wie sie zur Zeit der Scheidung den Mund aufriß , hätte man meinen können, es sei meine Schuld, daß
Carmen mit meinem sogenannten besten Freund ins Bett gehüpft ist.«
    »Kennen Sie ein Mädchen namens
Iris Dempsey?« beharrte ich.
    »Iris Dempsey?« stotterte er,
während ihm die Augen noch weiter aus dem Kopf traten. »Ich bin nicht sicher—«
    »Ich frage mich, ob Sie sich
noch an Ihren eigenen Namen erinnern«, knurrte ich. »Lassen Sie mich Ihr
Gedächtnis auffrischen. Iris Dempsey ist eine Rothaarige mit einer sehr
hübschen Figur. Sie arbeitet als Krankenschwester in einem Sanatorium.«
    Schwere Schritte erklangen
hinter mir, und dann sagte eine scharfe, schneidende Stimme: »Tyler! Was zum
Teufel leitest du hier eigentlich? Ein Bordell mit Rabatt? Ich hätte mit der
Hälfte der Waren überm Arm hinausspazieren können, während dieses blöde kleine
Luder draußen damit beschäftigt war, sich im Spiegel zu bewundern.«
    »Äh, Dad.« Tyler Warren
lächelte schwach. »Das ist Captain Shoemaker von der Mordabteilung Los Angeles.«
    Jeder Zoll von Warren seniors kleiner Gestalt strahlte Industriekapitän und
sofortige, eiserne Entscheidungen aus. Sein dichtes, graues Haar war tadellos
gebürstet, sein Schnurrbart mit militärischer Präzision gestutzt. Die weit
auseinanderliegenden Augen waren eine Mischung aus Grau und Grün, und kalt wie
die Tiefen des Ozeans. Sein

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