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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Anzug, von einem Künstler geschneidert, war ein
Farbtongedicht in verschiedenen Nuancen von Braun. Selbst während er regungslos
dastand und mich ansah, spürte ich förmlich, wie sich sozusagen seine Federn
sträubten. »Mordabteilung?« bellte er. »Was, zum Teufel, hat er dann hier zu
suchen?«
    Sein Sohn lieferte ihm einen
verstümmelten, leicht hysterischen Bericht darüber, daß seine ehemalige Frau
mit einem Mann zusammengelebt habe, der gestern nacht ermordet worden sei. Captain Shoemaker sei — dem nach, was er erzählte —
offensichtlich im Begriff, ihn demnächst wegen Mordverdachts zu verhaften.
    »Du gehst raus und bringst die
dumme Gans dazu, im Laden zu arbeiten«, befahl Warren senior .
»Das hier regle ich.«
    »Ja, Dad«, sagte Tyler dankbar
und rannte beinahe durch die Tür.
    »Mein Sohn ist ein Weichling
und ein Dummkopf, Captain«, sagte Warren senior mit
verächtlicher Stimme. »Beim geringsten Druck löst er sich in seine Bestandteile
auf. Aber wenn er in irgendeiner Weise fähig wäre, einen Mord zu begehen, dann
hätte er mich vor Jahren umgebracht!«
    »Ich habe ihm gesagt, es handle
sich nur um eine Routineermittlung, Mr. Warren«, sagte ich höflich. »Da gibt es
durch seine ehemalige Frau eine direkte Verbindung zu Ihrem Sohn, die mit
Mitford bis kurz vor dessen Tod zusammengelebt hat.«
    »Ich verstehe.« Er schnaubte
ungeduldig. »Ein Glück, daß ich gekommen bin. Noch weitere fünf Minuten, und er
hätte wahrscheinlich gestanden, es getan zu haben, weil er geglaubt hätte, Sie
damit am ehesten loszuwerden. Er ist nicht gerade ein Idiot — aber völlig ohne
Mumm. Ich wußte von Anfang an, daß die Ehe eine Katastrophe war. Das waren
dieselben Typen, das Mädchen und Tyler. Beide suchten nach jemand, an den sie
sich anlehnen konnten, und in Null Komma nichts war
die Ehe im Eimer. Mein einziger Sohn, Captain.« Er schnaubte abermals. »Es gibt
Zeiten, in denen ich wünschte, er wäre nie geboren worden.«
    »Ich habe mit einer Miss
Erikson gesprochen«, sagte ich. »Sie —«
    »Ich erinnere mich an sie«,
unterbrach er mich. »Carmens Freundin. Na, das ist mal ein Mädchen mit Energie
im Leib. Wenn Tyler sie geheiratet hätte, wäre das das Gescheiteste gewesen, was er hätte tun können.«
Ein knappes Grinsen verzog den Mund unter dem getrimmten Bärtchen. »Vermutlich
hat sie Ihnen erzählt, ich sei der Schurke im Bühnenstück gewesen? Es sei meine
Schuld gewesen, daß die Ehe in die Brüche ging?«
    »So ähnlich.« Ich nickte.
    »Das kommt wahrscheinlich auf
den Standpunkt an. Klar, ich habe Tyler nach Strich und Faden fertiggemacht,
und die ganze Zeit über habe ich innerlich den Tag herbeigefleht, an dem er mir
grob kommen und sagen würde, sein Privatleben ginge mich einen Dreck an. Aber
der Tag ist nicht gekommen und er wird nie kommen.« Sein Mund verzog sich zu
einer verkrampften Grimasse. »Am Ende tat mir das Mädchen beinahe leid. Ich
glaube nicht, daß sie wegen Sex ins falsche Bett gehüpft ist. Meiner Ansicht
nach war sie so verdammt gelangweilt und ohne Hoffnung, was ihre ganze Existenz
betraf, daß es für sie einfacher war, einer entsprechenden Aufforderung
nachzugeben, anstatt zu protestieren.«
    »Das klingt ein bißchen
traurig«, sagte ich geduldig.
    »War es auch«, brummte er.
»Jahrelang stand sie unter der Fuchtel ihres großen Filmstar-Bruders; dann
mußte sie ausgerechnet Tyler heiraten, der ebenfalls seit Jahren unter meiner
Fuchtel stand. Sie könnte mir wirklich leid tun ,
Captain, wenn eines nicht wäre.« Er kniff den Mund zu einer geraden Linie
zusammen. »Tyler hat mich irgendwie drangekriegt während dieser drei Jahre, in
denen die beiden zusammen waren. Ich möchte nicht hoffen, daß Carmen daran
beteiligt war, aber ich bin eben nicht sicher.«
    »Was heißt
>drangekriegt    »Er bestahl mich«, sagte er mit
düsterer Stimme. »Nichts, was ich ihm hätte nachweisen können, dazu war er zu
gerissen. Aber nach einer Weile begann sich das Ganze abzuzeichnen. Der
anteilmäßige Gewinn wurde ein bißchen geringer — jeder meiner anderen Läden
florierte, außer dem, den Tyler leitete — , deshalb holte ich ihn aus San
Francisco zurück nach Los Angeles. Es wird Sie nicht überraschen, zu hören, daß
dasselbe wieder passierte. Deshalb ist er schließlich hier gelandet.« Er machte
eine spöttisch umfassende Bewegung mit einer Hand. »In dieser winzigen
Flohkiste hier, in der nur zwei Mädchen unter ihm arbeiten. Und ich lasse

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