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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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hinausgehen und Sie
ersuchen, sich auszuziehen.« Ich lächelte ihr entschuldigend zu. »Und er sagte,
ich solle mir keine Sorgen machen, wenn ich meinen Sexualtrieb verloren hätte,
er würde in jedem Fall mit der Situation fertig werden.«
    Sie schaffte es, drei Sekunden
vor mir auf den Korridor hinauszurasen, und achtete gar nicht erst auf den
Aufzug. Das letzte, was ich von ihr sah, war, daß sie, drei Stufen auf einmal
nehmend, die Treppe hinunter jagte. Nächst Psychoanalytikern, die Worte wie
»geil« benutzen, dachte ich selbstzufrieden, haßte ich elegante blonde
Empfangsdamen am meisten.
     
     
     

SIEBENTES KAPITEL
     
    D ie Bravura Boutique in Westwood Village schien genau der
richtige Ort zu sein, um mir einen perlenbestickten BH unter meine
durchsichtige Bluse zu kaufen. Eine schwül aussehende Brünette in einem
gestrickten Spielkittelchen aus einem Stück, vorne
mit Reißverschluß von oben bis unten, geruhte, eine
Braue zu heben, als ich vor den Ladentisch trat.
    »Ich möchte gerne Mr. Warren
sprechen«, sagte ich höflich.
    Sie schüttelte bedächtig den
Kopf. »Heute ist Freitag.«
    »Ich weiß.«
    »Warum verschwenden Sie dann
Ihre Zeit, indem Sie hierherkommen?« sagte sie verächtlich.
    »Ist das ein Geheimcode?«
fragte ich erwartungsvoll. »Und wenn ich mit der richtigen Antwort herausrücke
— vielleicht so was wie >morgen ist Samstag< — , kriege ich dann den Chef
des Geheimdienstes oder die Boutique-Ballistiker zu sehen?«
    » Phhh !«
Sie rollte ausdrucksvoll die Augen nach oben. »Ich habe Zeit meines Lebens
wirklich genügend verrückte Vertreter erlebt, aber Sie müssen der neue Champion
sein! Mr. Warren empfängt Handelsvertreter von Montag bis Donnerstag, aber nie
an einem Freitag. Also kommen Sie nächste Woche wieder, ja?«
    »Ich bin kein Vertreter«, sagte
ich forsch. »Meine Angelegenheit mit Mr. Warren ist sowohl persönlich als auch
dringend.«
    »Das hätten Sie mir doch gleich
sagen können!« Sie hob die Klappe am Ende des Ladentischs und wies mit dem Kopf
zu der einen Seite hinüber. »Er ist hinten, gehen Sie durch die Tür dort.«
    Ich ging durch die Tür und
stieß schmerzhaft mit einer lebensgroßen Kleiderpuppe zusammen, die dümmlich
lächelte und einen karmesinroten Bikini trug.
    »Vorsicht!« zischte eine scharfe
Stimme. »Die Sachen kosten Geld, wissen Sie!«
    Der Besitzer der Stimme stellte
die Kleiderpuppe wieder gerade und warf mir einen unheildrohenden Blick zu. Er
war um dreißig herum, schwer gebaut, und wurde bereits dick. Sein derbes,
braunes Haar war kurz geschnitten, und seine gefleckten braunen Augen standen
vor. Zusammen mit seinen herabhängenden Backen erinnerte er auf verblüffende
Weise an den verhexten Prinzen, der im Begriff war, sich in einen Frosch zu
verwandeln. Er trug einen hellblauen Rollkragenpullover, der in heftigem Konstrast zu den sumpfgrünen Mohairhosen und den weißen Cord-Schuhen stand.
    »Was haben Sie überhaupt hier
zu suchen?« schnarrte er. Ich versuchte es mit dem kalten und teilnahmslosen Polypenblick , der mir selbst so oft zuteil
wird , und nach ein paar Sekunden drang er bei ihm durch.
    »Sind Sie Tyler Warren?« fragte
ich mit ausdrucksloser Stimme.
    »Klar.« Er blinzelte unsicher.
»Wer sind Sie?«
    Ich nahm meine Brieftasche
heraus und klappte das Etui mit meiner Privatdetektivlizenz so schnell vor ihm
auf, daß er keine Möglichkeit hatte, sie sich anzusehen. »Captain Shoemaker«,
knurrte ich. »Von der Mordabteilung Los Angeles.«
    »Oh!« Seine feuchten Lippen
verzogen sich unwillkürlich zu einer Grimasse. »Tut mir leid, Captain. Es gibt
nur so viele Strolche, die hereinplatzen, ohne daß sie hier etwas zu suchen
haben.«
    »Kommen Sie gelegentlich nach Venice ?« fragte ich barsch.
    »Ich war schon ein paarmal
dort, klar«, sagte er. »Warum?«
    » Gestern
abend zum Beispiel?«
    »In den letzten fünf oder sechs
Wochen war ich nicht dort.« Er schob die Hände tief in die Taschen seiner Mohairhose und versuchte, sein Kinn zu straffen. »Was soll
das alles, Captain?«
    »Nur eine Routineermittlung.«
Ich zitierte so gut wie möglich das, was aus Fernsehapparaten zu quellen
pflegt. »Wo waren Sie also gestern abend , Mr.
Warren?«
    »Ich habe einen Freund besucht.
Hören Sie, Captain, ich glaube, ein Recht darauf zu haben—«
    »Kennen Sie einen Mann namens
Ross Mitford?«
    »Mitford?« Er blinzelte ein
paarmal und schüttelte dann den Kopf. »Nicht, daß ich mich erinnern könnte.«
    »Was für Gefühle

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