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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vornherein nicht in
den Salon gehen sollen, und ich hätte niemals — niemals! — seinem Mädchen einen Drink
spendieren dürfen! Der Sombrero saß leicht nach vorne gezogen auf seinem Kopf;
aber trotzdem konnte ich den kalten Schimmer in den tiefliegenden grauen Augen
sehen. Staub lag dick auf seinen Kleidern und Stiefeln, aber der Colt Peacemaker glitzerte bösartig in dem tief von seiner
rechten Hüfte herabhängenden Holster. Der Atem stockte mir vorübergehend, als
sich seine rechte Hand plötzlich bewegte, und dann verschluckte ich mich
beinahe vor Erleichterung, als sie am Revolverlauf vorüberglitt und dann immer weiter
aufwärts, bis die Finger sanft den prachtvollen schwarzen Schnurrbart streichelten.
    »Steh nicht herum Eva«, sagte Paxton mit milder Stimme. »Was ich im Augenblick brauche,
ist Champagner. Dieser Abschaum von einem Schauspieler, Gil Mayer, hat sich
sechsmal hintereinander in seinem Text versprochen.«
    Damit war der Bann gebrochen.
Ich befand mich wieder in einem Wohnwagen zusammen mit einem Schauspieler und
seiner Sekretärin, statt in einem Saloon mit dem verkehrten Bar-Girl auf die
tödliche Rache Des Mannes und seines Colts zu warten.
    Er nahm den Sombrero ab und
warf ihn auf die Kommode, dann nahm er das Glas Champagner, das Eva ihm
hinhielt. Mit geübten Schlucken trank er das Glas leer und hielt es erneut zum
Füllen hin.
    »Es ist wirklich nett von
Ihnen, Holman , mal wieder vorbeizuschauen«, sagte er
gedehnt. »Es war vermutlich töricht von mir, zu glauben, Sie betrachteten die
Angelegenheit als eilig und blieben in konstanter Verbindung?«
    »Wenn Sie wollen, können wir
Funkverbindung miteinander aufrechterhalten«, sagte ich. »Dann kann ich Ihnen
jede halbe Stunde mitteilen, daß ich Ihre Schwester nicht gefunden habe,
anstatt nur einmal alle vierundzwanzig Stunden wie jetzt.«
    »Nichts! In ganzen
vierundzwanzig Stunden haben Sie nicht die geringste Spur gefunden?« Eva hörte
auf, Champagner einzugießen, als seine Hand, die das Glas hielt, leicht
zitterte. »Angeblich sind Sie doch der beste Mann in Ihrer Branche, Holman !«
    »Bin ich auch«, erwiderte ich
ohne falsche Bescheidenheit. »Und ich habe Ihnen gestern schon gesagt, mein
erster Fehler war, diesen Wohnwagen überhaupt zu betreten.«
    »Gentlemen«, sagte Eva munter,
»ganz sicher ist doch Carmens Wohlergehen wichtiger als Ihr ritueller Austausch
von Beleidigungen?«
    »Vorsicht!« sagte Paxton . »Sonst kannst du dich ab Ende der Woche als
arbeitslose Sekretärin betrachten.«
    »Ich werde einen Prozeß anstrengen«,
drohte sie. »Wegen Vertrauensbruchs. «
    »Du brauchst bloß in dieser
Aufmachung im Gerichtssaal zu erscheinen, und schon hast du gewonnen.« Er
grinste sie zögernd an. »Es ist mir bloß zuwider, daß du die ganze Zeit recht
hast.«
    »Ich habe nur einmal einen
Fehler gemacht«, sagte sie mit demütiger Stimme. »Im Sommer vierundsechzig,
wenn ich mich recht erinnere.«
    »Damals warst du doch nicht bei
mir.«
    »Das war ja eben der Fehler.«
Sie goß sein Glas vollends ein und warf mir einen äußerst sachlichen Blick zu.
»Erzählen Sie uns, was es gibt, Rick.«
    »Carmen ist nicht bei Jackie
Erikson«, sagte ich. »Mitford hockt in irgendeinem Schlupfwinkel in Venice —«, hier log ich ein bißchen —, »aber ich weiß bis
jetzt noch nicht, wo. Es gibt da einen Burschen namens Louey ,
der ihn möglicherweise deckt. Ist Ihnen der Name irgendwie geläufig?«
    »Wie sieht er aus?« fragte Paxton .
    »Ein wandelnder Leichnam. Boris
Karloff, der kahlköpfig Frankenstein spielt.« Ich zuckte die Schultern. » Louey ist der Typ, den man, wenn man ihn einmal gesehen
hat, nie mehr vergißt.«
    Er schüttelte offensichtlich
enttäuscht den Kopf. »Erinnert mich an nichts.«
    »Sonst noch etwas?« bohrte Eva
nach.
    »Carmen ist nicht aus einem
plötzlichen Impuls heraus aus dem Sanatorium verschwunden; sie bekam Hilfe von
jemand, der zum Personal des Sanatoriums gehört, und von außen her«, sagte ich.
»Jemand außerhalb des Sanatoriums hat ihr eine Nachricht zukommen lassen, auf
die hin sie das dringende Bedürfnis bekam, auszubrechen.«
    »Und jemand von den
Angestellten hat ihr dabei geholfen?« Paxtons Augen
loderten zornig. »Dieser Dreckskerl Dedini ! Ich werde
ihm sein lausiges kleines Genick brechen!«
    »Es war schließlich nicht Dedini «, sagte ich, »sondern jemand von seinen Leuten; und
damit kommen mehrere in Frage, was aufzuklären Zeit in Anspruch nimmt.«
    »Eine Nachricht?«

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