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In goldenen Ketten

In goldenen Ketten

Titel: In goldenen Ketten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Evas Frage
kam wie ein Stichwort.
    »Carmen wurde mitgeteilt,
Mitford wolle Ray etwas antun, und ihr Bruder wisse nichts davon.« Ich blickte
in Paxtons verblüfftes Gesicht. »Ihr Gehirnschlosser
hat Ihnen davon nichts erzählt, weil er nicht wußte, ob eine inzwischen
erfolgte Gemütsverwirrung Ihrer Schwester nicht nur vorübergehend sein würde.
Aber während Carmen im Sanatorium war, hatte sie ihre Einstellung Ihnen
gegenüber vollständig geändert. Sie erklärte Shoemaker immer wieder aufs neue , Sie hätten die ganze Zeit über recht gehabt und
sie sei diejenige, die sich fortwährend getäuscht habe. Es war so weit
gekommen, daß Sie in ihren Augen ein wahrer Halbgott wurden.«
    Er trank schnell einen Schluck
aus seinem Glas, und ein Rinnsal von Bläschen lief ihm übers Kinn. »Das ist ein
bißchen unvermutet gekommen, Holman «, murmelte er.
»Lassen Sie mich das ein paar Sekunden lang verdauen.«
    »Klar«, sagte ich.
    »Darf ich Ihnen nachschenken, Rick?«
Das Mädchen mit dem blondgestreiften Haar rückte näher an mich heran, und ihre
Saphiraugen blitzten mir alle möglichen Warnsignale zu, während sie die Flasche
über mein Glas senkte. Da gab es nur ein Problem — ich hatte keine Ahnung, was,
zum Teufel, sie bedeuten sollten.
    »Was ist das für eine verrückte
Nachricht?« sagte Paxton plötzlich. »Warum zum
Kuckuck sollte ein Tropf wie Ross Mitford mir etwas antun wollen? Ich habe
dafür gesorgt, daß er gut gepflegt und ausgeheilt wurde, und habe ihm noch zwanzigtausend
Dollar nachgeschmissen. Ich brauche in dieser Stadt nur meinen kleinen Finger
zu rühren, und er ist plattgedrückt wie eine Wanze — und das weiß er auch.«
    »Aber Ihre Schwester wußte es
nicht«, sagte ich geduldig. »Es war für sie die eine Sache, die sie bewegen
konnte, auf die Flucht einzugehen. Sie glaubte, daß Sie in Gefahr seien.«
    »Warum ist sie dann nicht
gekommen und hat mir die Geschichte nach ihrem Ausbruch erzählt?« fragte er.
    »Vielleicht dachte sie, sie
könne sich selbst darum kümmern?« murmelte ich.
    Er starrte mich einen
Augenblick lang verständnislos an, und dann, als er begriff, verwandelte sich
die Farbe seiner Augen in ein trübes Schiefergrau. »Oh, Gott«, flüsterte er.
»Nein!«
    »Es ist nur eine Vermutung«,
sagte Eva schnell. »Wir wissen nicht, was sie zu tun beschlossen hat, oder,
Rick?«
    »Stimmt.« Ich nickte. »Und Venice ist nicht so groß, daß ich Mitford nicht finden
könnte, und zwar bald.«
    »Siehst du, Ray?« sagte sie in
beruhigendem Ton. »Hast du gehört, was er gerade gesagt hat? Rick ist der Beste
in seinem Fach, das hat er gerade zweifellos bewiesen.«
    »Vermutlich«, sagte er, und
seine Stimme hatte wieder ihre normale Tonlage, »hat es keinen Sinn, sich mehr
Sorgen zu machen als vorher, was?«
    »Weniger«, sagte Eva schnell.
»Rick engt die Möglichkeiten jetzt sehr schnell ein. Du bist um Lichtjahre
näher daran, Carmen zu finden, als vor vierundzwanzig Stunden, Ray.«
    »Du hast recht — wieder mal.«
Seine Mundwinkel verzogen sich zu einem leichten Grinsen, das aber jäh wieder
verschwand. »Der Drecksack!« Er warf sein Glas durch den Wohnwagen; es
zerschellte an der gegenüberliegenden Wand, nachdem es eine dünne Spur
Champagner auf dem Boden hinterlassen hatte. »Dieser dreckige — hinterhältige —
verlogene — Bastard!« Die Adern an seinem Hals standen wie knotige Schnüre
hervor, während er aus Leibeskräften die Worte herausbrüllte. »Die ganzen Jahre
über habe ich ihm wie einem Bruder vertraut! Und er hat mir nichts vom
Wichtigsten, was mir in meinem ganzen verdammten Leben begegnet ist, erzählt!« Sein
Gelächter klang wie eine Stimmungsmusik zum Ausschaufeln eines Grabes. »Mein
Freund — mein alter Kumpel! — Der Gehirnschlosser! «
    »Ray!« sagte Eva mit zitternder
Stimme. »Hast du gehört, was Rick gesagt hat? Der einzige Grund, warum Gerry
dir das nicht erzählt hat, war, daß er sicher sein wollte, ob ihre veränderte
Einstellung dir gegenüber andauern würde!«
    »Ich habe es durchaus gehört.« Paxton wartete ein paar Sekunden, bis er sicher war, daß er
seine Stimme wieder beherrschte. »Das Wichtigste zuerst«, sagte er, fast im Ton
der Unterhaltung. »Und das Wichtigste ist, Carmen wiederzufinden. Mein alter
Freund Judas Shoemaker kann warten.« Er ging zur Kommode hinüber und nahm den
Sombrero. »Ich müßte schon wieder beim Drehen sein.«
    »Vielleicht kannst du den Requisiteur
dazu bewegen, den Revolver mit einer

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