In goldenen Ketten
richtigen Patrone zu laden?« sagte Eva
vorsichtig. »Dann, wenn Gil Mayer seinen Text wieder schmeißt, kannst du die
Waffe herausziehen und ihn niederschießen.«
Er blieb vor ihr stehen und
grinste ein wenig. »Du gibst nie auf!« Seine Finger hakten sich in die
Metallkette um ihre Taille und verdrehten sie wild, so daß ihr vor Schmerz alle
Farbe aus dem Gesicht wich. »Leib und Seele, du gehörst mir ganz, was?« Er
verdrehte die Kette noch stärker, so daß ihr Tränen über die Wangen zu rollen
begannen, aber sie gab keinen Laut von sich. »Sag’s!« befahl er.
»Das weißt du doch«, flüsterte
sie.
»Sag’s!«
»Leib und Seele — ich gehöre
dir ganz«, keuchte sie.
»Und der Rest? Ich muß es jetzt
hören, Baby!« In seiner Stimme lag fast etwas Flehendes.
»Jederzeit, an jedem Ort,
überall.« Ihre Stimme schwankte einen Augenblick, wurde dann wieder stärker.
»Allein — vor deinen Freunden — draußen im Scheinwerferlicht, vor den Blicken
der ganzen Welt. Du sprichst — ich gehorche.« Er ließ die Kette aus den Fingern
gleiten. »Trag deine blauen Flecken mit Stolz, Baby«, sagte er. »Denn sie sind
der Beweis des Wohlwollens deines Herrn gegenüber seiner Sklavin. Und später
werde ich dir noch mehr Beweise meines Wohlwollens zukommen lassen, in Form von
Diamantschmuckstücken und dergleichen.«
Es war, als ob ich einer Szene
in einem der schlechten großen Schinken beiwohnte, die heutzutage niemand mehr
zu drehen scheint. Paxton klatschte sich den Sombrero
auf den Hinterkopf und betrachtete sich in dem Wandspiegel, als er ihn
sorgfältig in den richtigen Winkel nach vorne zog. »Insgesamt haben Sie Ihre
Sache nicht allzu schlecht gemacht, Holman «, sagte
er, als er an mir vorbeiging, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Aber Sie müssen sich noch mehr Mühe geben, hören Sie?«
»Ray?« In Evas Stimme lag ein
so eindringlicher Unterton, daß er, die Wohnwagentür halb geöffnet,
stehenblieb. »Mayer hat in der kommenden Szene nur diesen einzigen guten
Dialogteil. Die Passage, die kurz vor der großen Kraftprobe kommt. So was wie
>es ließe sich vorhersehen, daß ein alter Revolverheld sowieso einmal ein
toter Revolverheld sein würde, was zum Teufel habe er also zu verlieren?«
Paxton nickte schnell. »Ich kenne die
Stelle.«
»Laß ihn den Text nicht zu Ende
sagen«, drängte sie. »Schneide ihm den Satz vom Mund ab, wenn er zu zwei
Dritteln fertig ist.«
»Unserem gefeierten Regisseur
wird das vielleicht nicht gefallen, Baby?« sagte er vorsichtig.
» Vergiß nicht, wer der Star des Films ist, Ray!« Ihre Stimme wurde härter. »Und unser
gefeierter Regisseur muß von Gil Mayer die Schnauze voll haben, nachdem er den
ganzen Tag über die Szene geschmissen hat.«
»Da hast du vielleicht recht,
Baby.« Er stieß die Tür weit auf. »Also, gehen wir — lachend und aggressiv.«
» Vergiß nicht, dich bei Gil zu entschuldigen, nachdem du sicher bist, daß die Szene
abgedreht ist!« rief sie hinter ihm her. »Das macht vor den Technikern immer
einen guten Eindruck.«
Die Tür knallte hinter ihm ins
Schloß; im nächsten Augenblick stieß Eva einen kleinen Wimmerlaut aus und sank
zu Boden. Ich hob sie auf und trug sie zu dem gepolsterten Sessel. Dann löste
ich die Metallkette um ihre Taille. An beiden Seiten befanden sich häßliche , dunkle Striemen.
»Es geht mir ganz gut«, sagte
sie heftig, »besorgen Sie mir bloß was zu trinken.«
Ich holte ihr ein Glas und
wartete, bis sie es beinahe leergetrunken hatte. »Wie oft passieren solche
Dinge?« fragte ich.
»Nicht oft.« Sie lächelte mit
zitternden Lippen. »Gott sei Dank nicht!«
»Ich habe die Warnsignale in
Ihren Augen gesehen, wußte aber nicht, was sie bedeuten!«
»Es war ohnehin zu spät. Es
wäre früher oder später doch dazu gekommen.« Sie blickte auf ihr leeres Glas.
»Würden Sie eine frische Flasche Champagner anbrechen, Rick? Ich habe das
Gefühl, das verdient zu haben.«
»Und all das ist lediglich
deshalb geschehen, weil Shoemaker ihm nichts von Carmens Sinnesänderung erzählt
hat?« fragte ich, während ich die frische Flasche entkorkte und ihr Glas erneut
füllte.
»Es war tausendmal schlimmer
als das!« Sie trank schnell einen großen Schluck Champagner. »Gerry Shoemaker
ist seit Jahren die feste Krücke unter Rays rechter Achselhöhle gewesen. Die
haben Sie mit einem Satz unter ihm weggestoßen! Er wird, solange er lebt, Gerry
nie mehr trauen; und das bedeutet, daß er so schnell wie
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