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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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musste ihr Vater zur Arbeit, und Helena ging mit Cara nach draußen. Cara wollte nicht mehr aufs Rad steigen, heute nicht und nie mehr, aber Helena überredete sie. »Versuch’s noch einmal. Nur für mich«, sagte sie.
    Und Cara stieg in den Sattel und Helena hielt sie fest und rannte hinter dem Fahrrad her und rannte und rannte und dann ließ sie los und Cara fuhr ganz allein.
    Ohne Helena wäre ich verzweifelt, dachte Cara jetzt. Ohne Helena hätte ich mich längst umgebracht.
    Und jetzt hatte sie Helenas Hen-Night vermasselt. Na ja, eigentlich hatte May alles vermasselt, aber Cara fühlte sich schuldig. Weil sie es nicht verhindert hatte.
    Die arme Helena, dachte sie. Und stellte sich vor, wie sie jetzt in ihrem Bett lag und Mays gehässige Worte liefen als Endlosschleife durch ihren Kopf. Er hat mit der halben Schule geschlafen mit der halben Schule geschlafen mit der halben Schule geschlafen.
    Cara ließ das volle Tablett auf dem Boden stehen und rannte die schmale Treppe nach oben zu Helenas Zimmer, das eigentlich gar nicht mehr Helenas Zimmer war, weil sie ja nun in Münster lebte. Unser Gästezimmer, nannte Caras Mutter es jetzt beharrlich, nur für Cara war es immer noch Helenas Zimmer.
    Sie klopfte kurz an und öffnete die Tür und prallte gegen die Dunkelheit. War Helena etwa wirklich eingeschlafen?
    »Ich glaube es ja auch nicht«, hörte Cara sie flüstern. Und dachte einen Moment lang, dass Tom bei ihr wäre, dass er sich heimlich und unbemerkt in Helenas Zimmer geschlichen hatte.
    Dann wurde ihr bewusst, dass Helena telefonierte. Natürlich, dachte Cara. Sie hat Tom sofort angerufen. Sie haben über alles gesprochen und die Sache geklärt. Alles ist gut.
    »Ich muss dich unbedingt sehen«, wisperte Helena.
    Cara zog die Tür behutsam wieder zu.
    Und war erleichtert. Und ein bisschen enttäuscht. Sie hätte Helena gerne getröstet und aufgebaut. Aber nun brauchte sie sie gar nicht.
    Sie ging in die Küche und räumte die Spülmaschine aus und wieder ein und setzte sie in Gang. Genug, dachte sie, den Rest würde sie morgen erledigen. Bevor sie schlafen ging, lauschte sie an Helenas Tür. Alles war still. Wenn Helena das Haus verlassen hätte, hätte Cara sie gehört. Wahrscheinlich war Tom auf dem Weg hierher.
    Wie er wohl reagiert, wenn er erfährt, was May über ihn erzählt hat, fragte sich Cara. Sie dachte an sein Gesicht, als May ihn in der Bar berührt hatte. An Mays hochgestreckten Mittelfinger. Er mochte sie nicht. Und sie? Hasste ihn. Oder liebte ihn. Vielleicht auch beides.
    Wo Rauch ist, ist auch Feuer.
    Oder eine Nebelmaschine, dachte Cara. Und dann ging sie schlafen.
    Die Türklingel riss sie aus dem Tiefschlaf. Ein Blick auf den Wecker. 08:02. Sonntag, war heute nicht Sonntag? Wer klingelte denn am Sonntagmorgen um diese Zeit?
    Caras Schädel dröhnte. Sie hatte irgendetwas Entsetzliches geträumt, jemand hatte sie verfolgt, daran erinnerte sie sich noch. Aber mehr wusste sie nicht mehr. Gähnend richtete sie sich auf und rieb sich die Schläfen. Ihr Mund fühlte sich an, als wäre über Nacht Moos darin gewachsen. Die Klingel schrillte erneut los.
    Sie stand auf, holte ihren Bademantel aus dem Schrank und zog ihn über. Auf nackten Füßen rannte sie die Treppe hinunter zur Tür, rutschte fast auf einem gelben Pappschnabel aus, der auf der Treppe lag, und dann fiel ihr alles wieder ein. Helenas Hen-Night, Mays Auftritt. Das Dröhnen in ihrem Kopf wurde lauter.
    Als sie die Haustür erreicht hatte, ging die Klingel zum dritten Mal. Vielleicht war es ja May, die hier ausschlafen wollte, weil Tessi sie in aller Herrgottsfrühe geweckt hatte …
    »Vergiss es«, murmelte Cara. Sie wollte aufschließen, aber der Schlüssel steckte nicht wie sonst in der Tür. Sie war auch gar nicht abgeschlossen, stellte Cara fest, als sie sie aufzog.
    »Guten Morgen.« Vor dem Haus standen ein dicker Mann und eine dünne kleine Frau mit strähnigem blonden Haar.
    »Morgen«, sagte Cara. »Was gibt’s denn?«
    Spendensammler? Vertreter? Die Müllabfuhr? Klingelten die neuerdings am Sonntagmorgen um acht? Zumindest waren die Leute dann zu Hause.
    »Kriminalpolizei«, sagte die Frau und reichte Cara ihren Ausweis. »Sind Sie Helena Fliedner?«
    »Ich bin Cara. Helena ist meine Schwester.«
    »Ist sie zu Hause?«
    »Sie schläft noch«, sagte Cara. »Was ist denn los?«
    »Wir würden sie gerne sprechen. Könnten Sie sie bitte wecken?«, fragte die Frau.
    »Können wir reinkommen?«, erkundigte sich ihr Kollege

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