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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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blassen Schimmer, wie ich dahin gekommen bin.«
    »Frau Fliedner«, sagte Frau Sonntag. »Wir müssen Ihnen leider mitteilen, dass Ihr Verlobter, Thomas Schenker, in der vergangenen Nacht getötet worden ist.«
    Helenas Augen wurden ganz groß. Und ihr Gesicht, das ohnehin schon bleich war, schimmerte plötzlich grünlich. »Tom ist tot?«, fragte sie mit dünner Stimme und blickte dabei Cara an und hoffte offensichtlich, dass Cara den Kopf schütteln und widersprechen würde.
    »Es ist so furchtbar«, flüsterte Cara.
    »Wer hat ihn getötet?«, fragte Helena. »Wie ist das passiert?«
    »Er wurde heute früh in seiner Wohnung gefunden. Es liegt ein Gewaltverbrechen vor. Bislang gibt es keine Hinweise auf den Täter.«
    »Aha«, sagte Helena.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte Frau Sonntag.
    Helena starrte sie an, dann schlug sie die Hand vor den Mund, als wäre ihr plötzlich etwas eingefallen. Und stürzte an Cara vorbei auf die Gästetoilette. Die Tür stand halb offen, während sie sich übergab. Cara zog sie zu. Die beiden Polizeibeamten nickten betreten.
    »Haben Sie getrunken?«, fragte Frau Sonntag, als Helena wieder in den Flur zurückkam, noch bleicher und elender als zuvor.
    Wieder blickte Helena Hilfe suchend zu Cara. »Ich kann mich nicht mehr erinnern«, erwiderte sie mit rauer Stimme.
    Cara fragte sich, ob Helena auch Mays großen Auftritt vergessen hatte. Ihre Schwester stank nach Alkohol. Als sie gestern das Wohnzimmer verlassen hatte, war sie Cara gar nicht so betrunken vorgekommen. Aber sie war ja selbst auch nicht mehr nüchtern gewesen.
    »Ziehen Sie sich doch bitte an«, sagte Frau Sonntag jetzt zu Cara. »Ich möchte Sie und Ihre Schwester gerne mit auf die Wache nehmen. Wir machen dann auch einen Bluttest.«
    »Sie glauben aber doch nicht …«, begann Cara, aber dann unterbrach sie sich, weil sie merkte, wie lächerlich die Frage war. Natürlich glaubten die Polizisten, dass Helena etwas mit Toms Tod zu tun hatte. Sie hielten sie für die Mörderin.
    Zwei Komma eins Promille. Das ergab der Bluttest im Krankenhaus. Helena war nicht vernehmungsfähig, man ließ sie zum Ausnüchtern in der Notfallambulanz. Die Beamten nahmen nur Cara mit auf die Wache.
    »Ich muss aber doch nichts sagen, oder?«, fragte sie nervös, als Frau Sonntag ein Aufnahmegerät auf den Tisch stellte und einschaltete. »Ich will Helena nicht belasten.«
    »Sie können einen Anwalt hinzuziehen«, sagte Frau Sonntag.
    »Ich kenn überhaupt keinen Anwalt.«
    »Meinetwegen schweigen Sie. Allerdings wäre das nicht sehr hilfreich. Haben Sie denn etwas zu verbergen, oder warum wollen Sie nicht aussagen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich habe nur Angst, dass ich etwas Falsches sage und Helena …«
    »Es geht nur um ein paar Auskünfte«, unterbrach sie Frau Sonntag.
    »Ist es denn sicher, dass Tom umgebracht wurde?«, fragte Cara. »Ich meine, vielleicht war das Ganze ja ein dummer Unfall. Er hat auch getrunken, gestern Nacht. Vielleicht ist er gefallen und hat sich das Genick gebrochen.«
    Frau Sonntag lächelte freudlos. »Das ist auszuschließen.«
    »Wie ist Tom denn gestorben?«
    »Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Und warum glauben Sie, dass es Helena war? Haben Sie irgendwelche Beweise? Fingerabdrücke oder so?«
    »Wir glauben gar nichts«, sagte Frau Sonntag. »Wir ermitteln. Kann ich Ihnen nun ein paar Fragen stellen? Ist das in Ordnung, ja?«
    »Sicher.«
    »Sie haben also gestern Nacht gefeiert. Gab es dafür einen Anlass?«
    »Junggesellinnenabschied«, sagte Cara. »Meine Schwester und Tom wollen … wollten am Samstag heiraten.«
    »War es schön?«, fragte Frau Sonntag streng.
    »Ja.«
    »Wer war denn alles dabei?«
    »Helenas beste Freundinnen«, sagte Cara und zählte die Namen auf.
    »Und es war eine ganz normale, fröhliche Party?«, bohrte Frau Sonntag weiter. »Kein Zoff, kein Streit, alles prima?«
    Ich sollte den Mund halten, dachte Cara. Aber vielleicht machte das Helena noch verdächtiger. »Kann ich vielleicht noch einen Kaffee haben? Und was zum Essen? Ich hab nämlich noch nicht gefrühstückt.«
    Die erste Tasse Kaffee, die ihr der Dicke gebracht hatte, hatte abscheulich geschmeckt und sie hatte auch keinen Hunger. Aber sie musste Zeit gewinnen. Nachdenken. Das Dröhnen in ihrem Schädel loswerden.
    »Kaffee«, sagte Frau Sonntag zu Eckert, ohne sich zu ihm umzuwenden. »Und ein Brötchen.« Sie ließ Cara keine Sekunde aus den Augen, als befürchtete sie, dass sie aufstehen und weglaufen könnte.

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