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In guten wie in toten Tagen

In guten wie in toten Tagen

Titel: In guten wie in toten Tagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Meyer
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haben wir uns ständig in der Turnhalle gesehen«, fuhr Helena fort, ohne May zu beachten. »Und haben gemerkt, dass wir uns immer noch mögen. Dass wir zusammengehören. Und so kam es dann.«
    May setzte die Wasserflasche an den Mund, trank in großen Zügen, bis sie leer war, und ließ sie dann neben sich fallen.
    »Das könnt ihr mir glauben oder nicht. Ist mir scheißegal«, sagte Helena. »Ist ja schließlich kein Tribunal hier oder etwa doch?«
    »Ich finde …«, begann Cara.
    »Ist dir denn klar, dass du nur eine unter vielen warst, Helena?«, fragte May, die jetzt nicht mehr grinste. »Schenker hat mit der halben Schule geschlafen.«
    »May!« Nun verlor Helena doch die Beherrschung. »Was ist denn bloß los mit dir? Den ganzen Abend machst du blöde Bemerkungen und willst mich fertigmachen. Und jetzt versuchst du Tom in den Dreck zu ziehen. Das lass ich mir nicht bieten. Ich will, dass du gehst und zwar sofort.«
    »Okay.« May hob beide Hände. »Wenn du blind in dein Verderben rennen willst, bitte. Heirate ihn und werde unglücklich, ganz wie du möchtest. Aber mach mir hinterher keine Vorwürfe.«
    »Was willst du eigentlich, May?«, fragte Julia. »Helena hat recht, du versuchst nur, die Stimmung zu vermiesen. Wenn du wirklich was zu sagen hast, dann spuck’s doch aus. Ich hab nämlich keinen blassen Schimmer, worauf du hinauswillst.«
    »Dass du nichts mitgekriegt hast, wundert mich nicht. Du stehst ja auch nicht auf Männer. Dich interessiert nur deine Karriere.« May verzog das Gesicht. »Tom hatte ständig was mit Schülerinnen. Mit mir zum Beispiel.«
    Die kleine Nutte, über die jeder drübergerutscht ist, dachte Cara. Also doch. Mareike hatte von May gesprochen.
    »Das ist nicht wahr«, flüsterte Helena. »Sag, dass das nicht wahr ist.«
    »Ach, Helena.« Mays Ton war jetzt nicht mehr höhnisch, sondern mitleidig. »Tom hat mich kurz vor dem Abi verführt. Wir sind uns abends in der Stadt begegnet. Ich war verknallt in ihn, damals, wie alle eben. Wir haben was getrunken und noch was und noch was und dann bin ich mit zu ihm.«
    »Echt?«, fragte Jacky. »Du warst mit Schenker … ich meine, mit Tom … zusammen? Davon hast du mir nie was erzählt.«
    »Du erzählst ja auch vieles nicht«, sagte May. »Außerdem war ich nicht mit ihm zusammen. Wir hatten einmal Sex, das war’s. Danach hatte ich kein Interesse mehr. War nämlich nicht besonders gut, wenn du’s genau wissen willst.« Sie holte ihr Feuerzeug aus der Hosentasche und klickte es ein paarmal an und wieder aus. Wahrscheinlich hätte sie gerne eine geraucht.
    »Das nehm ich dir nicht ab«, rief Cara.
    May zog die Brauen hoch. »Was nimmst du mir nicht ab? Dass wir gevögelt haben?«
    »Dass du kein Interesse mehr an ihm hast. Das ist doch Quatsch. Nachdem Tom mit dir im Bett war, warst du richtig scharf auf ihn und bist es heute noch. Aber für ihn war die Sache beendet, er hat dich gar nicht ernst genommen. Und nachdem er dann mit Helena zusammen war, hattest du überhaupt keine Schnitte mehr bei ihm und das weißt du auch und das kannst du nicht ertragen. Du bist voller Neid und Hass, deshalb packst du jetzt aus, nur deshalb.« Sie überlegte kurz, ob sie den anderen erzählen sollte, dass sie May und Tom in der Melody Bar beobachtet hatte, aber dann ließ sie es bleiben.
    May schnaubte kurz und verächtlich.
    »Ich frag mich auch, warum du dir die Geschichte bis heute Abend aufgespart hast, um sie hier groß zu präsentieren«, meinte Viola.
    »Ich hab mir die Geschichten nicht aufgespart! Aber bitte, wenn ihr mir nicht glauben wollt …«
    »Ist doch egal, ob wir dir glauben oder nicht«, sagte Viola. »Vielleicht ist Tom schwach geworden, na und? Er war damals ja solo. Und für dich war er bestimmt nicht der erste Mann. Du bist nicht gerade ein Unschuldslamm, May.«
    »Ich verstehe nicht, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Ich lass nicht so schnell was anbrennen, das geb ich zu. Aber ich hab Tom nicht vergewaltigt. Er wollte mit mir ins Bett und wie.«
    »Meinetwegen«, sagte Viola. »Aber das ist doch kein Beweis dafür, dass er mit der halben Schule geschlafen hat, wie du gerade eben behauptet hast. Oder kannst du das irgendwie beweisen?«
    »Ich … na ja … beweisen … Das weiß doch jeder, dass er seine Hand unter jedem Rock hat.«
    »Ist das so?«, fragte Viola.
    »Also, ich wusste bisher nichts davon«, meinte Julia pikiert. »Aber ich zähl ja auch nicht, Mays Meinung nach.«
    »Pass auf, was du sagst, May«,

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